Folia Theologica 6. (1995)

Gyula Takács: Die existentiale Interpretation der Gleichnisse Jesu

112 GY. TAKÁCS von Martin Luther: “Sola Scriptura” oder anders gesagt “Scriptura sui ip­sius interpres”1 Andererseits sind sie alle drei interdisziplinär, d.h. sie wenden Methoden und Ergebnisse anderer Disziplinen an. Da sie bewußt vom Interpretati­onsrahmen der kirchlichen Tradition absehen, sind sie gezwungen, einen neuen Auslegungshintergrund zu schaffen. Der Unterschied zwischen den drei Typen besteht darin, welcher Kontext als der authentische und sachgemässe zur Erklärung oder zum Verstehen des Textes herangezogen wird und welches Ziel, das je nach Disziplin verschieden ist, erreicht werden soll. 1.) Die historisch-kritische Methode Im Fall der historisch-kritischen Methode versucht man, den gegebenen Text mit Hilfe der Geschichtskritik in seine ursprüngliche Entstehungssi- tnation zurückzustellen und von dort her zu erklären, d.h. man strebt da­nach, den historischen oder litteralen Sinn des Textes festzustellen. Der Text wird also als eine von seiner Ursache, vom ’Sitz’ seiner Entstehung absolut abhängende und deswegen in ihm und von ihm her zu erklärende Größe betrachtet. Je nachdem was man als bevorzugten ’Sitz’ wählt, können wir drei hauptsächliche Richtungen innerhalb der historischen kritischen Methode unterscheiden: die formgeschichtliche, die redaktionsgeschichtliche Me­thode, sowie die Gattungsforschung (Gattungsgeschichte). Die formgeschichtliche Methode zieht bevorzugt den “Sitz im Leben der Kirche” (Karl Ludwig Schmidt2, Martin Dibelius3, Rudolf Bultmann4), oder den “Sitz im Leben Jesu” (Heinrich Schürmann5) heran. 1 Vgl. R.LAPOINTE, Les trois dimensions de l'herméneutique, Paris, 1967. S. 15. A. BEA, Biblische Hermeneutik, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Band II., Kol. 438. 2 K. L. SCHMIDT, Der Rahmen der Geschichte Jesu. Literaturkritische Untersu­chungen zur ältesten Jesusgeschichte. Berlin, 1919. 3 M. DIBELIUS, Die Formgeschichte des Evangeliums, Tübingen, 1919. 4 R. BULTMANN, Die Geschichte der synoptischen Tradition, Göttingen, 1921 5 H. SCHÜRMANN, Die vorösterlichen Anfänge der Logientradition, in: H. RIS- TOW-K. MATTHIAE (Hrsg.), Der historische Jesus und der kerygmatische Christus, Berlin, 1961. S. 342-370.

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