Folia Theologica 3. (1992)

László Boda: Menschliche Vorurteile und deren Überwindungsmöglichkeit

94 L. BODA thie gehetzter Phantasie ergänzt. Ergebnis: nicht selten ganz naive und maliziöse Stereotypen die Vertreter der fremden Gruppen betreffend. So wird die Basis der Sophistik von Vorurteilen ausgebaut (z. B. „Der Neger ist faul”; „Der religiöse Mensch ist bigott” usw). Es ist zu bemerken, wie universalisierte Konklusionen von partikularen Prämissen durch die Voreingenommenheit herauskommen. Ethisch gesehen ist also die Mali- ziösität in den negativen Vorurteilen charakteristisch, besonders wenn man meint, daß jemand im Gegenwart ebenso beurteilt werden kann, wie zehn, fünf oder zwei Jahre früher. Zweite Frage; Welche markanten Phänomene lassen sich aus diesem Gesichtspunkt analysieren? In den folgenden Analysen werden schon nur die negativen Vorurteile beachtet im Bereich der menschlichen Kultur (Wissenschaft, Kunst, Ethik, Religion) und nur auf illustrative Art. a) Die Frage der wissenschaftlichen Vorurteile ist noch nach Allport ein „weißer Fleck”.8 Die Geschichte der Philosophie und der Wissenschaften ist aber überhaupt nicht frei von den Vorurteilen. Schon Francis Bacon spricht darüber, daß die Überwindung deren eine Grundaufgabe der Phi­losophie ist.9 Der oft erwähnte Fall Galileis ist ein klassisches Bespiel. Das Wesen dessen ist das, daß im 16. Jh. das fast 2000 Jahre gültige geozentrische Weltbild aufgegeben werden mußte. Das ging natürlich nicht konfliktlos. An dem bekannten Widerstand war nich so sehr die Kirche mit ihrem viel erwähnten Konservativismus schuldig, sondern mehr die Gelehrten der damaligen Zeiten.10 Die Ursache ist einfach, daß das antike Weltbild in den späteren zwei Jahrtausenden zu einem Vorurteil wurde (vgl. den irreführenden Effekt der Erfahrungen von Scheinwelt). — Doch haben solche und ähnliche wissenschaftlichen Vorurteile auch gewisse positive Ergebnisse. Der Entdecker wird nämlich dadurch fast gezwungen, daß er seine Entdeckungen immer besser zu beweisen versuche. 8 Diesen „weißen Fleck" wurde von Kelly und Bannister wegbekommen, mindestens teilweise. 9 Novum Organon, I. Teil, 1620. 10 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. 2. 1981.

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