Folia Theologica 2. (1991)

Leo Scheffczyk: Das Petrusamt: Dienst an der Einheit in der Wahrheit

FOLIA THEOLOGICA 2 (1991) 5 Leo SCHEFFCZYK DAS PETRUSAMT: DIENST AN DER EINHEIT IN DER WAHRHEIT Das Papsttum sieht sich heute in der westlichen Welt mancher Kritik ausge­setzt. In Deutschland z.B. hat jüngst ein liberaler Politiker das Eintreten des Papstes für eine sittlich vertretbare Geburtenregelung als unvernünftig be­zeichnet. Innerhalb der ökumenischen Bestrebungen wird das Petrusamt als das große Hindernis der Einheit angesehen. Selbst unter Katholiken wird im Zuge der Demokratisierung des Lebens der Primat des Papstes kritisch betrachtet und der Wunsch laut, aus dem Petrusamt einen bloßen Ehrenprimat zu machen. Solche Zeichen sind Hinweis darauf, daß heute die Besinnung auf das Wesen des Petrusamtes von besonderer Notwendigkeit ist. Sie soll hier, ohne Berücksichtigung der biblischen und historischen Fragen und ohne apologetische Ausrichtung rein positiv vom Glaubensstandpunkt aus entwickelt werden, gleichsam in einer theologischen Wesensschau, die vom Wesen der una, sancta, catholica et apostolica ecclesia ausgeht. Dabei kommt dem Merkmal der Apostolica in unserem Zusammenhang eine vorrangige Bedeutung zu. 1. Das Petrusamt als Ausdruck der Apostolizität der Kirche Selbst von evangelischen Theologen wird zugegeben, daß das Papsttum ein „entscheidendes Wesensmerkmal der katholischen Kirche” ist (W. V. Loewenich). Auch wenn man dieses Merkmal als solches nicht verabso­lutieren darf, so trifft es doch einen wesentlichen Befund des Katholizis­mus. Dieser Befund meint keine isolierte Einzelheit in der Kirche. Er ist im Wesen der Kirche grundgelegt, näherhin in ihrer von Christus gegebe­nen Verfassung. Diese Verfassung der Kirche ist aber gegründet auf der Apostolizität, durch welche die Kirche, in der Nachfolge der Apostel als Kollegium steht. Man denkt von dieser apostolischen Sukzession und Amtsnachfolge häu­fig so, als ob es bei ihr allein um die Stärkung der Autorität der jetzigen Amststräger gehe, die dann am gesichertsten sei, wenn sie sich in unun-

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