Folia Theologica 1. (1990)
László Vanyó: Die Christologia des Gregor von Nyssa als Mittelweg zwischen Antiochien und Alexandrien
DIE CHRISTOLOGIE DES GREGORS VON NYSSA 103 Anliegen ist vielmehr die Beschützung des Satzes: "qui propter nos homines et propter nostram salutem descendit". Nur in der Schrift Adversus Apolinarium wurde ihm klar, dass "Sarkösis" durch "Enanthrö- pësis" zu korrigieren sei. Der Bischof von Nyssa sah keinen Widerspruch zwischen Logos-Sarx und Logos-Anthropos Schemata. Trotzdem dass Gregor dem uralten Logos-Sarx Schema nach gedacht hat, kann man ihn nicht zu den Repräsentanten der Incarnationschristologie rechnen, weil die Incarnation nur einen Aspekt des Mysteriums bei ihm bedeutet, die Menschwerdung ist von ihm als Vereinigungsprozess der zwei Naturen begriffen, welcher Einigungsvorgang im Paschamysterium gipfelt, wo die Einheit der zwei Naturen Christi in endgültiger und schon nie ändernder Form geoffenbart ist. Die Verknüpfung der Fleischwerdung des Logos an die Exaltation lässt uns erkennen, dass Gregors Christologie ohne die Berücksichtigung seiner Apokatastasislehre nie interpretierbar sei. Was Apollinaris gefährdet hat - Um Gregors Ansätze besser verstehen zu können, muss man einen Blick auf die apollinarischen Koncepzion werfen. Wegen der verschiedenen Beurteilung der Applikationsmöglichkeit des athanasianischen "Homousios" entstand eine gewisse Spannung zwischen Apollinaris und die Kappadozier schon im Lebzeit des Basileios. Nach Apollinaris war die Wesensgleichheit auch auf den fleischgewordenen Logos auszudehnen, bis Basileios den "Homousios" nur auf den den heiligen Geist erweiterte.6 Der "Homousios" war so nur auf den rein geistigen Bereich der göttlichen Natur nach der Meinung der Kappadozier anwendbar. Mit der Anwendung des "Homousios" auf die Incarnation hat Apollinaris eine möglichst schroffe Zusammenschliessung von Theologie und Ökonomie zu erreichen beabsichtigt, die den athanasianischen Intentionen vollkommen entspreche, und die Göttlichkeit des geoffenbarten Sohnes garantiere. Apollinaris war davon überzeugt, dass der Leib des Logos nicht "Thései" sondern "Physei" mit ihm eins ist, und die Übertragung der Wesensgleichheit auf die Menschennatur des Erlösers führte zur Behauptung der wesensgleichen Einheit des Fleisches mit der Gottheit. Damit wurde die Person des incarnierten Logos in den Vordergrund des Interesses geschoben. Infolge der arianischen Streitigkeiten 6. E. MÜHLENBERG: Apollinaris von Laodicea, Göttingen, 1969, S. 63.