Folia Theologica et Canonica 11. 33/25 (2022)
Sacra theologia
64 BORIS WANDRUSZKA System der philosophischen Wissenschaften Trinitarische Ding- bzw. Seinslehre (Ontologie) / (Gehalt/Form/Gestaltung) 1 \ Gehaltlehre/ Formenlehre/ Gestaltungslehre/ Totik Logik Mathematik \ 1 / / Wirklichkeitslehre/Metaphysik 1 \ Tatlehre/ Wissenschaftslehre/ Kunstlehre/ Pragmatik Theoretik 1 Lebenslehre/Ethik 1 Religionsphilosophie/Hagiologie Poietik VIII. M ystik Mit dem Aufweis des trinitarischen Innenlebens Gottes schließt sich der Kreis und kehrt zur anfänglichen Phänomenologie der trinitarischen Ontologie zurück, die in allem Seienden eine allereinfachste und grundlegende Dreieinheit von drei korrelativen Momenten aufdeckt. Das ist dann auch die phänomenologisch-philosophische Brücke, die zwischen Schöpfer und Geschöpf eine natürliche (und notwendige) Verbindung bildet, die einen direkten und freien Kontakt ermöglicht. Dabei ist es allerdings nur Gott, der die Kluft überwinden und sich selbst seinem Geschöpf von Angesicht zu Angesicht darbieten kann; das Geschöpf kann sich dafür nur bereiten, soll dies auch nach bestmöglichen Kräften, ist aber ansonsten auf die Gnade, Barmherzigkeit und Hilfe Gottes angewiesen. Wir selbst sind nämlich unfähig, direkt mit Gott in Verbindung zu treten, d. h. philosophisch: die Kluft vom Potentialunendlich-Werdenden (pU) zum Aktualunendlich-Ewigen (aU) zu überbrücken, ja sind sogar unfähig, allein, d. h. ohne seine Hilfe, die Überfülle seines Seins zu tragen und zu ertragen. Und trotzdem ist genau dies das Seinsziel des Menschen, genau in dieser Unmöglichkeit, die Gott allein möglich macht, wird der Mensch nach Béla von Brandenstein erst ganz Mensch, der eben nur als durchgöttlichter, ja als vergöttlichter Mensch (in und als Jesus Christus) wirklich vollkommen Mensch