Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)
Sacra theologia
DER DIALOG VON PHILOSOPI IIE UND THEOLOGIE... 87 hältnisses zwischen Gott und Welt zu vermeiden ermöglicht, kann die Philosophie dazu beitragen, biblische Sätze, wie die alttestamentliche Äußerung „Er ist alles” (ho theos to pan: Sirach 43,27), die eschatologische Aussage des Paulus, „Gott alles in allem“ (ho theos panta en pasin: IKor 15,28) oder überhaupt die biblische Transzendenz, ganz anders Sein, Weltjenseitigkeit Gottes besser zu verstehen. Gleichzeitig kann die Gotteserkenntnis der biblischen Offenbarung diese formale philosophische Gottesidee aus der Perspektive der Freiheit, Persönlichkeit und selbstvermittelnden Liebe mit Inhalt füllen und bereichern. Philosophische und biblische Gottesidee kritisch aufeinander zu beziehen, wie es bei den großen Theologen der Antike und des Mittelalters geschah, kann dazu beitragen, Verehrung, Glauben und Andacht Gottes entsprechend auszubilden. Dieser ertragreiche Dialog ist auch nötig, um der atheistischen Seinsinterpretation, welche meistens als Abwendung von einer philosophisch nicht zureichend oder angemessen reflektierten Gottesidee erscheint, vorzubeugen oder sie zu beheben.9 6. Das Verhalten christlicher Solidarität. Laut Balthasar kann keinerlei wirklich menschliche Frage und Wahrheitssuche der christlichen Theologie fremd bleiben.10 11 Der Heilige Paulus ermutigt, „Prüft alles und behaltet das Gute!” (IThes 5,21) und meint mit „alles“ im eminenten Sinne auch philosophische Wegsuche. Zum christlichen Ethos gehört wesentlich die Solidarität mit dem Denken der Menschheit." Der Theologe soll zum Weggefährten des Philosophen werden, den Weg des Fragens und Antwortens mit ihm zusammen gehen, um die Intuition, letzte Stellungnahme und existentielle Nachricht, die dem philosophischen Suchen und Antwortversuchen zu Grunde liegt, wahrlich zu verstehen. Balthasar leistet das in seinem Werk Apokalypse der deutschen Seele oder im dritten Teil der Theologischen Ästhetik (Im Raum der Metaphysik) selbst, wo er als aufmerksamer Weggefährte der Philosophen in ihrem Seinsdenken die Spuren der Erahnung der Herrlichkeit Gottes sucht. Wie bereits angeführt, bestätigt Balthasar mit zahlreichen Argumenten den Bedarf des philosophischen Denkens für die Theologie. Die biblischen, der Tradition entnommenen, auf Universalitätsanspruch fußenden, verschiedenen hermeneutischen und auf christlichem Ethos gründenden Überlegungen zeigen alle in dieselbe Richtung. Am Ende von Teil III. der Theologischen Ästhetik, nach der Untersuchung der Spuren der Herrlichkeit Gottes im Raum der Metaphysik schließt Balthasar aus den obigen Argumenten einstimmig auf den folgenden Gedanken: „Der Christ ist jener Mensch, der von Glaubens wegen philosophieren muss. Weil er an die absolute Liebe Gottes zur Welt glaubt, ist er 9 EPh 9-10. 10 EPh 12. 11 Siehe: von Balthasar, H. U., Herrlichkeit. Eine theologische Ästhetik, III/l: Im Raum der Metaphysik, Emsiede\n 1965. 15.