Folia Theologica et Canonica 5. 27/19 (2016)
IUS CANONICUM - Goran Jovicic, Das päpstliche Gesandtschaftswesen während des Zweiten Vatikanischen Konzils
105 DAS PÄPSTLICHE GESANDTSCHAFTSWESEN WÄHREND. Mit der Frage der Vollmachten setzten sich die Konzilsväter mehrmals auseinander. So verwies Erzbischof Joseph Descuffi von Izmir (Türkei) in seiner schriftlichen Stellungnahme zum Schema über die Bischöfe vor allem auf die sog. Quinquennal- und Dezennalvollmachten, die seiner Ansicht nach den päpstlichen Legaten zugunsten der Diözesanbischöfe entzogen werden sollten. Er sagte: „Wie den Dikasterien der Römischen Kurie bis jetzt Kompetenzen Vorbehalten waren, sollten gemäß dem neuen Schema über die Bischöfe, S. 28, Zeilen 1-10 über die Leitung der Diözesen den Bischöfen dauerhaft und „ipso iure“, unbeschadet der dem Hl. Stuhl vorbehaltenen „causae maiores“ (schwerwiegenden Fälle), jene auf fünf und auf zehn Jahre gegebenen Vollmachten zuerkannt werden, die jetzt ohne Notwendigkeit des Amtes den Nuntien und Apostolischen Delegaten zugerechnet werden. Warum werden sie den Ordinarien nicht direkt und absolut, fast aus Misstrauen oder Geringschätzung zuerkannt? Die Bischöfe werden in Dankbarkeit bedenken, dass sie Mitarbeiter des Papstes mehr auf Grund der Fülle ihrer Vollmachten sind als durch Zugeständnis und ständigen Rekurs.“5 6 Im Laufe der 61. Generalversammlung wurde über die nächste Version des Schemas „De Episcopis ac de dioceseon regimine“ (deutsch: „Die Bischöfe und die Verwaltung der Diözesen“), diskutiert.'1 Dabei legte der indische Bischof Francis Simons von Indore seine Verbesserungen im Hinblick auf die Stellung der Römischen Kurie bei der Regierung der Kirche dar. Seiner Meinung nach entspricht die Auffassung des Schemas vom Bischofsamt weder dem Wesen der Kirche noch den Bedürfnissen der heutigen Welt. Der Papst sei der Träger der obersten, nicht aber einer absoluten Gewalt. Seine Vollmachten könne der Papst an niemanden, vor allem nicht an die Kurie übertragen. Die Kirche müsse, dem Willen Christi entsprechend, nicht zuerst durch die Kurie, sondern durch das von Christus eingesetzte Bischofskollegium regiert werden. Seiner Meinung nach ist die Römische Kurie in ihrer heutigen Form nicht geeignet, mit dem Bischofskollegium zusammenzuarbeiten.7 Damit waren wahrschein-5 „Ut Curiae Romanae dicasteriis hucusque competentiae reservata fuerant - ad mentem schematis novi de episcopis pag. 28, linn. 1-10 de diocesium regimine - recognoscantur episcopis stabiliter et ipsoiure, salvis causis maioribus S. Sedi reservatis, illae facultates ,quinquennales‘ et ,decennales‘ quae nunc sine necessitate ministerii Nuntiis aut Delegatis Apostolicis recensitae sunt. Quare directe et absolute Ordinariis, quasi ex diffidentia, aut minori aestimatione non recognoscuntur? Episcopi Romani Pontificis esse collaboratores, plenitudine facultatum concessa, magis quam a reservatione et continuo recursu, grato animo recordabuntur. Unitas et caritas liberalitate et fiducia accrescunt.“, in Acta Synodalia Sacrosancti Concila Oecumenici Vaticani II, Typis Polyglottis Vaticanis (hier: AS) li. 4, S. 851-852. 6 Acta Synodalia. Sacrosancti Concila Oecumenici Vaticani, Relatio super schema Decreti „De Episcopis ac de Diocesium regimine “ (6 nov. 1963): AS II. 4, S. 435^138. 7 Vgl. „Schema in genere, sicut ¡am dictum est, non sufficienter consentire videtur cum institutione a Christo facta, de collegio apostolic. Nec videtur consentire cum realitatibus, quae habentur. Omnes firmitercredimus Romanum Pontificem, successorem Petri, poliere summa in Ecclesiam