Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)

SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, „Philosophische" Anthropologie

80 ZOLTÁN ROKAY Welt von der kaothischen Sinnlosigkeit befreit hat, und ihr den Sinn wieder­gab.4" Man war skeptisch bezüglich der Möglichkeit einer philosophischen Anthropologie nach dem XX. Jahrhundert, und aus einer theologischen Per­spektive, als das imposante Werk von Thomas Pröpper 2011 erschien, unter dem Titel: Theologische Anthropologie, (1534 Seiten)40 41. Der Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass der Mensch über sich fragt. Diese Frage ist offen und unumgänglich. Die Philosophie der Neuzeit scheint jedoch davon zu zeugen, dass der Mensch aus eigenen Kräften nicht fähig ist diese Frage zu beantwor­ten. Die Humanswissenschaften haben unsere Kenntnisse vom Menschen we­sentlich bereichert, aber sie können den Menschen nicht definieren. Es ist aber gar nicht sicher, dass auf diese Frage nur von Gott her möglich ist eine Antwort zu geben. Es ist möglich, dass sich die Frage nach dem Sinn des Lebens, ange­sichts der Sinnlosigkeit der Welt als sinnlos erweisen würde. So gehöre das letzte Wort der Absurdität: der Mensch sucht nach etwas was es nicht gibt? Aber - so stellt sich Pröpper die Frage, welche im Laufe der Denkgeschichte so oft wiederholt worden ist: Ob es dem fragenden Menschen die Absurdität entspricht? Ist nicht gerade das Gegenteil davon die Wahrheit? Dass nämlich das Leben einen Sinn hat, auch dann wenn er verborgen ist? Sollte die Antwort nicht standhalten angesichts der Radikalität des menschlichen Suchens und Fragens? Und sollte das nicht dazu führen, dass der Mensch imstande sein muss verpflichtet zu leben? Pröpper möchte das Dasein Gottes als Möglichkeit mit den Mitteln der Phi­losophie darlegen, damit sich die Theologie dem autonomen Diskurs anschlies- sen könnte. Er weist darauf hin, dass die Gottesfrage die Frage der Selbstausle­gung des Menschen ist. Die unbedingt fragende Vernunft kann nicht die Frage nach dem Dasein Gottes ausschliessen, als eines Wesens, welches sich von der Welt und von dem Menschen unterscheidet. Theoretisch lässt sich nicht ent­scheiden, ob Gott die Erfüllung der Sehnsucht des Menschen ist. Aber vielleicht ist doch er? - Diese Minimalbestimmung Gottes, erworben durch die Philoso­phie ist offen in die Richtung der theologischen Entwicklung (Entfaltung). Da­durch, dass man die Frage nach dem Sinn des menschlichen Lebens als sinnlos erklärt (auch wenn daraus nicht unbedingt das Dasein Gottes folgt) hat man überhaupt nichts getan. Vielmehr ist zu fragen, abseits jedes deduktionistischen Versuchs, woher kommt das sich der Mensch eine solche sinnlose Frage stellt? Es ist auch vielmehr zu fragen, ob phänomenologisch gesehen der Mensch ein solches Leben lebt welches eher für einen Sinn oder eins welches für die Sinn­losigkeit spricht?42 40 Ratzinger, J. (Benedikt XVI.), Jesus von Nazareth, I. Freiburg-Basel-Wien 2007. 41 Pröpper, Th., Theologische Anthropologie, Herder, Freiburg-Basel-Wien 2011. 42 Vgl. Blondel, M., L’action, Paris 1893.

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