Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)

SACRA THEOLOGIA - Hans Mendl, Wenn der Tod einbricht (...) Kinder, Gott und das Leid

58 HANS MENDL auch das Zentrum einer christlichen Leidbewältigung darstellt. Diese Solidari­tät konkretisiert sich in der ersten Phase meist nicht in Worten und Erklärungen, sondern in ganz einfachen Akten einer menschlichen, oft auch körperlichen Zuwendung.40 Das machen übrigens auch die Freunde Ijobs richtig, wie Harold Kushner bemerkt, die ansonsten eher als Prototypen für unangemessene Deu­tungsversuche gelten dürfen: Sie kommen überhaupt zu ihm und sie hören ihm- zumindest stellenweise - auch zu.41 Lehrende sollten solchen Situationen nicht unvorbereitet gegenüberstehen, sondern sich bereits im Vorfeld, am besten schon im Studium, entsprechendes Wissen und Kompetenzen erwerben und auch hilfreiche Materialien sammeln- bis hin zur Anschaffung eines Notfallkoffers, aber auch die eigene Einstel­lung und Grundhaltung im Umgang mit Trauer und Leid reflektieren und schu­len.42 Wertvolle Hilfestellungen bieten die Kriseninterventionsteams der Diöze­sen (KISS), die gerade in der ersten Zeit, wenn alle von einem unmittelbaren Unglückfall schockiert sind, mit ihrem Fachwissen zur Seite stehen.43 Von entscheidender Bedeutung ist aber ein situations- und personenbezogenes Agieren, weil Menschen auf unterschiedliche Weise trauern: Die Leidenden sollen selber bestimmen dürfen, was gut für sie ist. 2. Zum Trauern ermutigen Wenn Menschen vom Leid betroffen sind, müssen sie auch die Möglichkeit er­halten, ihrer Trauer einen Ausdruck zu verleihen. Viele sind von sich aus zu­nächst hilflos; hier ist dann die Kompetenz der Lehrenden gefragt, die zunächst einmal jenseits einer christlich geprägten Trauerkultur zu allgemeinmenschli­chen Akten des Sich-Erinnerns und Trauerns einladen sollen.44 Gerade für Kin­411 Unverzagt, G., Kinder fragen nach dem Tod. Mit einem schwierigen Thema richtig umgehen, Freiburg i. Br. 2007. Plieth, M., Tote essen auch Nutella. Die tröstende Kraft kindlicher Todes­vorstellungen, Freiburg i.Br. 2013. 41 Vgl. Kushner, H. S„ Wenn guten Menschen Böses widerfährt, 89. 42 Vgl. Witt-Loers, S., Trauernde Jugendliche in der Schule, Göttingen 2013. 41-59 (Haltung, Kommunikation, Begleitung), 107-109 (Notfallkoffer). - Dazu gehört auch ein Basiswissen über die Logik einer kindlichen und jugendlichen Trauer und in die Didaktik der Trauerarbeit, Z.B.: Scheilke, Ch.Th. - Schweitzer, F. (Hrsg.), Kinder brauchen Hoffnung. Religion im All­tag des Kindergartens, III : Musst du auch sterben '! Kinder begegnen dem Tod, Gütersloh 2000. Rommel, H., Mensch - Leid - Gott. Eine Einführung in die Theodizee-Frage und ihre Didaktik, Paderborn 2011. 4-’ Vgl. Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern - Katholisches Schulkommissariat in Bayern (Hrsg.), „ Wenn der Notfall eintritt". Handbuch für den Umgang mit Tod und anderen Krisen in der Schule, Heilsbronn - München 2006. 44 Franz, M., Tabuthema Trauerarbeit. Kinder begleiten bei Abschied, Verlust und Tod, München 2008. Paul, Ch. (Hrsg.), Neue Wege in der Trauer- und Sterbebegleitung. Hintergründe und Erfahrungsberichte für die Praxis, Gütersloh 2011, bes. 171-240. Butt, Ch., Abschied, Tod und Trauer - Jugendliche begleiten. Ein Praxisbuch mit Projektideen und Unterrichtsentwürfen für Schulen und Gemeinden, Stuttgart 2013. Witt-Loers, S. - Halbe. B.. Kindertrauergruppen leiten. Ein Handbuch, Gütersloh 2013.

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