Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)
SACRA THEOLOGIA - Hans Mendl, Wenn der Tod einbricht (...) Kinder, Gott und das Leid
WENN DER TOD EINBRICHT (...) KINDER, GOTT UND DAS LEID 49 de Erweiterung zum Angebot der Kirchen dar."1 Das Internet wird zunehmend der Ort, an dem Menschen ihre Trauer öffentlich machen." Ereignet sich beispielsweise ein Verkehrsunfall, bei dem Jugendliche ums Leben kommen, tauschen sich die Freunde sofort über die sozialen Netzwerke darüber aus. Pastorale Mitarbeiter, Priester und Religionslehrer müssen über diese neuen Phänomene Bescheid wissen und sollten sie nicht als Konkurrenz betrachten, sondern als Indiz für das Bedürfnis nach Ausdruck, Gemeinschaft und ritueller Bewältigung. Und wenn ein Priester bemerkt, dass die Jugendlichen seiner Pfarrei auf einer Plattform wie Facebook über einen verstorbenen Freund trauern, dann sollte er sich auch dort beteiligen und nicht warten, bis die jungen Leute auf ihn zukommen. II. Urteilen: Theologische Antworten und Grenzziehungen 1. Theologische Antwortversuche Doch welche Antworten stellen die Kirchen und die Theologie zur Verfügung, wenn es um die Erklärung des Leids geht? Ein Blick in die Theologiegeschichte zeigt, welch vielfältige Versuche bis heute unternommen wurden, um die Theodizeefrage zu beantworten: so z.B. das Leid als von Gott auferlegte Prüfung für den Menschen, an der er reifen kann, das Leid als Folge menschlicher Freiheit („free will defense“) und Begleiterscheinung der gottgewollten Evolution. Diese theologischen Denkfiguren sollen hier nicht breit referiert werden10 11 12, sondern exemplarisch gleich in ihrer pastoralen Bedeutung zunächst kritisch und im Anschluss konstruktiv geklärt werden. Denn Hermann Stinglhammer resümiert seinen Gang durch die Theologiegeschichte so: „Sogar im Glauben bleibt das Leiden zunächst, was es ist: das Nichtverstehbare und Sinnwidrige.“ Aber: der Glaube kann daran festhalten, „dass das sinnlose Leid dennoch nicht gottlos - und darum nicht ausweglos ist“13. Das bedeutet, dass auch ein gläubiger Mensch dem Leid nicht auswei- chen kann und auch nicht vorschnell einen Sinn darin erkennen muss. Vielmehr gilt es, so Ludger Schwienhorst-Schönberger, Wege zu erkunden, die zu Antworten führen; diese Wege sind nicht diskursiver, sondern vor allem spiritueller Art. Denn der Weg durch die Not hindurch und aus ihr heraus führt zur 10 Z.B. www.meinetrauer.de;www.trauer.de;www.fuer-meine-trauer.de;www.trauer.leona-ev.de /zk; www.trauernetz.de;www.trauernde-kinder-sh.de;www.beileid.de. 11 Vgl. Schwenzer, A., Virtuelle Trauer. Trauerpastoral angesichts neuer Ausdrucksformen im World Wide Weh, in Bibel und Liturgie 74 (2001) 180-186. 12 Vgl. ausführlicher in: Mendl, H. - Schwienhorst-Schönberger, L. - Stinglhammer, H., Wo war Gott, bes. 29-59; 70-73. 13 Stinglhammer. H., „Die beste aller Welten?“. 49.