Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)
SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Rolle des sakralen Ortes und der sakralen Gemeinschaft in der Pastoration
32 GÉZA KUMINETZ was auch schon im christlichen Altertum war; wir denken jetzt an die Struktur der Hauskirche von Dura-Europos.3S Die Hauptaufgabe des Kirchenbaus von heute ist es einen Kirchenraum zu gestalten, in dem „die betende, die von dem Brot des Wortes und des Opfers nährende Gemeinschaft an den liturgischen Handlungen in möglichst intimster Einheit teilnehmen kann”.38 39 Deshalb ist die Kirche von heute „kein ’monumentales’ Werk mehr, nicht einmal ein eigengesetzliches Denkmal zu Ehre Gottes sondern die Widerspiegelung eines Kirchenbildes, das eine brüderliche Gemeinschaft sucht und die evangelische Armut verwirklicht”.40 Letzen Endes drückt jeder Stil den einen katholischen Glauben aus, keiner kann und darf also uns fremd sein. Wir brauchen die Auffassung und künstlerische Ausdrucksweise der Epoche nur zu kennen. Wir brauchen nur zu sehen, wie reich der katholische Glauben ist, der niemandem etwas wegnimmt sondern anerkennt alles als sein eigenes, woran er den Funken seines eigenen Wesens erkennt. So sind wir Christen auch mit den Lehren und Riten von allen anderen Religionen. Wir müssen alle katholischen Kirchen hochschätzen und müssen uns in ihnen wie zu Hause fühlen, ungeachtet davon, in welchem Stil sie gebaut wurde; sie drückt nämlich etwas Bleibende von unserem Glauben aus. Es ist heute eine grosse Aufgabe der Pastoration, den Katholiken von heute bewusst werden zu lassen, dass ihm die Kirche - auch wenn er sie nicht als seine eigene fühlt und fühlen kann - nicht fremd sein kann und darf, nur darum, weil sie früher gebaut wurde. Die katholische Kirche gibt dann der Welt auf sichtbare Weise bekannt, dass Christus keine geheimnisvolle Gemeinschaft sondern eine über eine äusserst grosse Identität und Bewusstsein verfügende konstitutionelle Gemeinschaft gegründet hat. die ihr Zelt früher oder später in jedem Volk und in jedem Staat aufschlägt und sein friedliches und freudenvolles Leben lebt. Die katholische Kirche gibt bekannt, wie die Person und Nachricht von Christus die künstlerische Schaffenslust des Menschen inspiriert hat, wie auch dies zum Mittel der Bekenntnis und des Lobes von Gott werden konnte. Bei dieser glaubensbekennenden künstlerischen Arbeit müssen die liturgischen theologischen Gesichtspunkte intensiver durchgesetzt werden, die sowohl auf die Architektur als auch auf die anderen Kunstarten auf komplexe Weise wirken sollen. Denn letzen Endes muss sowohl das Gebäude als auch die Einrichtung eine gehorsame Magd der sakralen Zeit und der sakralen Raums und in ihm der heiligen Handlung, der Liturgie sein.41 38 Vgl. Várnagy, A., Liturgika, 299. 39 Vgl. Cserháti. J. - Esze, T. (Hauptred.), Egyházi épületek és műtárgyak gondozása, 91. 40 Vgl. Cserháti, J. - Esze, T. (Hauptred.), Egyházi épületek és műtárgyak gondozása, 92. 41 Vgl. Arte e liturgia. L’arte sacra a treni’anni dal concilio, Cinisello Balsamo 1993. 229-285.