Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)

SACRA THEOLOGIA - Mihály Kránitz, Das Evangelium der Vielfalt der Kulturenzukommen lassen

20 MIHÁLY KRANITZ Papst Franziskus lehrt uns, Gott in jedem menschlichen Wesen zu entdecken, denn „die Jünger des Herrn sind berufen als eine Gemeinschaft zu leben, die Salz der Erde und Licht der Welt ist”.39 Die menschliche Person bedarf von ihrem Wesen selbst her des gesellschaftlichen Lebens durchaus und - nach Papst Franziskus - der Mensch ist immer kulturell beheimatet, das bedeutet: „Die Gnade setzt die Kultur voraus, und die Gabe Gottes nimmt Gestalt an in der Kultur dessen, der sie empfängt.”40 Die kirchliche Lehre gibt einen genauen Befund über die gegenwärtige Lage, wenn sie festlegt, dass einer der schwerwiegendsten Irrtümer unserer Zeit der Abgrund zwischen dem Glauben und dem alltäglichen Leben ist. Darauf muss geantwortet werden und die Kirche ist bereit, den Dienst des ganzen Menschen auf den verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens zu fördern sowie die kulturelle Krise zu beseitigen. Das kann mit Hilfe der christlichen Anwesen­heit und des christlichen Engagements.41 Papst Franziskus stellt dar, dass das Christentum nicht über ein einziges kulturelles Modell verfügt, sondern es be­wahrt voll seine eigene Identität in totaler Treue zur Verkündigung des Evan­geliums und zur Tradition der Kirche und trägt auch das Angesicht der vielen Kulturen und Völker, in die es hineingegeben und verwurzelt wird.42 Der Verlust des Verlangens nach Gott, der narzistische Egozentrismus und der durch die Vielfalt der Angebote bestimmte konsumistische Lebensstil, die Technologien, die als Selbstzweck angestellten wissenschaftlichen Forschun­gen, die Scheine, das Image entstehen lassen sowie die Überwertung der Kom­munikationstechniken sind die Symptome der gegenwärtigen kulturellen Lage. Diese Erscheinungen müssen in ihren kulturellen Zusammenhängen verstan­den und mit dem zentralen Thema des Menschen in Verbindung gebracht wer­den, der nicht nur in einem irdischen oder funktionellen Verhältnis lebt. Es muss vor Augen gehalten werden, dass der Mensch durch die Kultur selbst menschlicher und ’seiender’ wird bzw. zur Lebensfülle näher kommt.43 39 Franciscus, Exhort. Ap. Evangelii gaudium, 92. 40 Franciscus, Exhort. Ap. Evangelii gaudium, 115. 41 Vgl. Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden, Kompendium der Soziallehre der Kir­che (Dienst der Kultur). 42 Franciscus, Exhort. Ap. Evangelii gaudium, 116. Siehe noch: Gaudium et spes, 36, 25, 53; vgl. Iohannes Paulus II, Litt. Ap. Novo millennio ineunte (6 ián. 2001), 40: AAS 93 (2001) 294-295. 43 Ebd. 276. Siehe den Schlussbericht des 4. Europäischen Katholisch-Orthodoxen Forum: In their diversity European cultures have all drawn from common Christian roots. As in other cultural contexts, we must recognize that a considerable part of human cultures relies on religious inspi­ration. Christian anthropology has deeply impacted on European culture (4). https://www.patn- archate.org/dialogue-with-the-roman-catholic-church/-/asset_publi sher/jSr7xbXp3 kB W/con- tent/menyma-d-phoroum-romaiokatholikon-kai-orthodoxon-en-europei-minsk-leukorossia-2-6 -iouniou-2014?_101_INSTANCEjSr7xbXp3kBW_languageId=en_US. Siehe noch die Bot­schaft von Papst Franziskus zur Feier des Weltfriedenstages über die Verbreitung der Solidarität.

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