Folia Theologica et Canonica 3. 25/17 (2014)

SACRA THEOLOGIA - Imre Kocsis, Der Einfluss von Dan 7 auf die Johannes-Offenbarung

DER EINFLUSS VON DAN 7 AUF DIE JOHANNES-OFFENBARUNG 37 zuschließen.20 Wenn die Zahl sieben die Totalität bezeichnet, dann kann drei­einhalb (die Hälfte von sieben) als der symbolische Ausdruck der Begrenztheit aufgefasst werden. 42 Monate, die wir im Text der Offenbarung als Zeitangabe finden, ergeben ebenso dreieinhalb Jahre. Sie können allerdings nur in einem übertragenen Sinn verstanden werden.21 Durch die Zeitangabe wird es offenbar, dass die Macht und die Wirkungsfähigkeit des Tieres begrenzt sind. Krieg führen mit den Heiligen und sie besiegen ( 13,7): Auch in Bezug auf diese Aussage gibt es eine klare Entsprechung zwischen dem vierten Tier im Danielbuch (Dan 7,21) und dem Tier aus dem Meer in der Offenbarung. Offen­sichtlich wird in beiden Stellen auf Verfolgungen hingewiesen, die einerseits die den alten Traditionen treu gebliebenen Israeliten, andererseits die alle Art von Idolatrien ablehnenden Christen erleiden müssen. Alle Stämme, Völker, Sprachen und Nationen (13,7): Dieser Ausdruck hat eine Parallele in Dan 7,14. Aber während im Danielbuch der Menschensohn es ist, dem „alle Völker, Nationen und Sprachen” dienen, übt in Offb 13,7b das Tier eine universale Macht aus. Das Tier hat also eine Position, auf die nach Dan 7,14 allein der Menschensohn berechtigt ist. Hierzu müssen wir darauf aufmerksam machen, dass in Dan 7 ein eindeuti­ger Gegensatz zwischen den vier Tieren und dem Menschensohngleichen be­steht. Die Tiere (die Königreiche) trachten nach der Weltherrschaft, die später, als das Gerichtsverfahren abgeschlossen wird, dem Menschensohn zuteil wird. In der Offenbarung wird ein ähnlicher Gegensatz zwischen dem Tier (aus dem Meer) und Christus aufgestellt. Diesbezüglich können wir vor allem auf 13,3 hinweisen: „Und ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tod geschlachtet, und seine Todeswunde wurde geheilt.” In der Deutung dieses Satzes weisen die Exegeten meistens auf die sogenannte Nero-Legende hin.22 Ihr gemäß sei Nero nicht gestorben, sondern er habe zu den Parthem geflüchtet. Mit ihrer Hilfe werde er zurückkehren, um sich an seinen Gegnern zu rächen.23 Vor diesem Hintergrund ergibt sich die folgende Erklärung des eben zitierten Verses: Der 20 Vgl. Hartmann, L. F. - Di Lella, A. A., The Book of Daniel (AB 23), New York 1978. 215. Goldingay, J. E„ Daniel (WBC 30), Nashville 1989. 181. 21 Diese Zeitangabe kommt noch in 11,2 vor. Interessanterweise findet sich auch die danielische Formulierung: „eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit” (12,14). Es gibt sogar eine dritte Angabe, die die gleiche Zeitlang bezeichnet: 1260 Tage (11,3; 12,6). Die Zeitangabe dreiein­halb Jahre wird nur gebraucht, wenn es sich um die Tätigkeit der gottfeindlichen Mächte bzw. um die bedrängte Lage der Kirche handelt. Die Zahl 3 V2 hat einen qualitativen Charakter. Sie qualifiziert die Ereignisse: die Auslieferung der Kirche den gottfeindlichen Mächten hat eine von Gott bestimmte Grenze. Zur Deutung der genannten Zeitangaben vgl. Vanni, U., L’Apoca­lisse. 53. Giesen, H., Die Offenbarung des Johannes, 241. Biguzzi, G., Apocalisse, 228. 22 Vgl. Prigent, P., L'Apocalisse di S. Giovanni, 404. Müller, U. B., Die Offenbarung des Jo­hannes, 297-300. Giesen, H., Die Offenbarung des Johannes, 387-389. 23 Vgl. Suetonius, Nero 40,2. Tacitus, Históriáé 2,8.

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