Folia Theologica et Canonica 3. 25/17 (2014)

SACRA THEOLOGIA - Imre Kocsis, Der Einfluss von Dan 7 auf die Johannes-Offenbarung

DER EINFLUSS VON DAN 7 AUF DIE JOHANNES-OFFENBARUNG 31 Freilich interessieren uns besonders die Aussagen, die mit Dan 7 in Beziehung stehen. Allerdings ist es sehr auffallend, dass aus 7,13 nur ein einziges Element entlehnt wurde, und zwar die Bezeichnung „gleich einem Menschensohn”: ô|_ioioç uiòv àvGpeémo'U7 (in der Septuaginta und in der Version von Theodotion findet sich cbç uiôç àvGpcójiou). Dieser Ausdruck der Johannes-Offenbarung hat ein sprachliches Spezifikum: ôjiotoç mit Akkusativ. Normalerweise steht opotoç mit Dativ. Auch im Buch der Offenbarung begegnet fast immer diese reguläre Form. Nur in Bezug auf den Menschensohngleichen in 1,13 und 14,14 kommt die besondere Formulierung vor. Deshalb kann man für ausgeschlossen halten, dass es sich einfach um einen unbewussten grammatikalischen Fehler handelt. Der Wortlaut muss frei gewählt sein. T. Holtz dürfte Recht haben, als er die folgende Erklärung gibt: „Johannes schaut Christus, und er kennt den Titel «Menschensohn» für ihn; ebenso weiß er, dass er in der christlichen Tradition mit Dan 7,13f. verbunden ist... So führt er ihn sprachlich auf diese «biblische» Grundstelle zurück..., indem er die Aussageweise als Vergleich erhält, zugleich aber den Titel über die (Vergewaltigung der) Grammatik als solchen erkennen lässt.”8 Der Einfluss von Dan 7 zeigt sich auch in der Beschreibung des Hauptes: „seine Haare waren weiß wie Wolle, wie Schnee”. Es lohnt sich wieder einen Vergleich mit dem Text der Septuaginta und dem von Theodotion zu ziehen: Septuginta: ë^cov 7teptßoXf|v cbaEt xtóvcx, Kai xò xptxcopa xrjç KEcpaXrjç aùxoû cbaEt ëptov Xeukòv KaGapóv Theodotion: Kai xò ëvSopa aùxoû cbaEt %tcbv Xeukòv, Kai p xpíE, xrjç KEcpaXpç aùxoû cbaei ëptov raGapôv Offb 1,14: p 5è KEcpaXp aùxoû Kai ai xpi/eç XeuKai cbç ëptov Xedkôv cbç xtcbv Es ist wichtig hervorzuheben, dass im Danielbuch die Motive „weiß wie Schnee” bzw. „Haar wie weiße Wolle” sich auf Gott beziehen. Christus wird also mit göttlichem Merkmal vorgestellt. In der Schilderung des Menschensohngleichen findet man auch solche Moti­ve, die aus Dan 10 stammen: langer Gewand; die Brust mit einem goldenen Gür­tel umgürtet; die Augen wie eine Feuerflamme; die Füße gleich schimmerndem 7 Im griechischen Text von Offb 1,13 steht das Adjektiv üpoioç - nach dem Verb elSov - im Ak­kusativ: őgoiov. 8 Holtz, T., Die Offenbarung des Johannes, 29. Erwähnenswert ist auch die Erklärung von U. Van­ni: „opoioç col daüvo indica, nell’Apocalisse, una corrispondenza da verificare tra un elemento simbolico e la realtà a cui si riferisce. La costruzione coll’accusativo esclude lo stesso passaggio interpretativo da un simbolo a una realtà che gli corrisponde.” Vanni, U., L’Apocalisse. Erme­neutica, esegesi, teologia, Bologna 1988. 125.

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