Folia Theologica et Canonica 3. 25/17 (2014)

IUS CANONICUM - Bronislaw W. Zubert, OFM, Unctio infirmorum pro infantibus?

138 BRONISLAW W. ZUBERT, OFM Anwesenheit, Nähe, Liebe und Zuwendung. Davon zeugt das Verhalten des betroffenen Kindes - Lächeln oder Weinen, Ruhe oder Gereiztheit sowie viele andere Gesten und Emotionen. Es scheint, dass im Kontext der vorliegenden Reflexionen auch über die Frage nach dem Subjekt dieses Sakramentes nach­gedacht werden sollte. Der Infans braucht zwar keine Vergebung der Sünden, aber - wenn Gott es will - eine Heilung. Um diese beten gewöhnlich auch seine Angehörigen. In einer solchen Situation ruft die Weigerung, dem Kind das Sakrament zu spenden, deren Empörung hervor. 2. Die Verkündigung des Gottesreiches und die Heilungen bieten den wohl in­tegralsten und auch wichtigsten Aspekt der öffentlichen Tätigkeit Jesu dar13. Prägnant belegt diese Tatsache etwa das Fragment des Matthäus-Evangeliums: „Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evan­gelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden. Und sein Ruf verbreitete sich in ganz Syrien. Man brachte Kranke mit den verschiedens­ten Gebrechen und Leiden zu ihm, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie alle” (Mt 4, 23-24). Eine tiefe Rührung weckt auch die Bitte einer kanaanäischen Frau, Jesus möge ihre vom bösen Geist heimgesuchte Tochter heilen: „Hab Erbarmen mit mir, Herr (...). Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen (...)” (Mt 15, 21-28). Es ist nicht die Tochter, die um ihre Heilung bittet, sondern deren Mutter, und es war der Glaube der Mut­ter, dank dessen das Mädchen geheilt wurde. „Das Mitleid Jesu mit den Kran­ken und seine zahlreichen Heilungen von Krankheiten jeder Art (vgl. Mt 4,24) sind ein offensichtliches Zeichen dafür, dass, Gott (...) sich seines Volkes an­genommen (Lk 7.16)” hat (KKK 1503). Zu Recht bemerkt B. Testa, dass Jesus die Kraft, die seine Person ausstrahlte, nicht für sich behielt, sondern seinen Jüngern zuteil werden ließ14. Indem er die Zweiundsiebzig aussendet, gibt er ihnen expressis verbis folgenden Auftrag: „Heilt die Kranken (...) und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe” (Lk 10,9). Aufgrund eben dieses Auf­trags „machten sich die Zwölf (...) auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie” (Mk 6, 12—13)15. Es reicht daher aus, an das Geschehen zu erin­nern, das in der Apostelgeschichte geschildert wurde: „Petrus und Johannes blickten ihn [den Gelähmten, B.Z.] an und Petrus sagte: Sieh uns an! Da wandte er sich ihnen zu und erwartete, etwas von ihnen zu bekommen. Petrus aber sag­te: Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, geh umher!” (Apg 3, 4-6). Ähnlich erging 13 Vgl. B. Testa, B., Sakrament}' Kosciola (Die Sakramente der Kirche), in Podrçczniki teologii katolickiej (Handbuch der katholischen Theologie IX), Poznan 1998. 258. 14 Ebda., 260. 15 Ebda., 260.

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