Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)

SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Erwägungen über die Strafe, mit besonderer Hinsicht auf die Todesstrafe - katholisch Betrachtet

46 GÉZA KUMINETZ halten der öffentlichen Meinung der Gesellschaft (Missbilligung, Verachtung, Empörung).9 Das Verhältnis des Menschen zur Gottheit können mit den Begriffspaaren Schöpfer und Geschöpf, Herr und Diener,10 Vater und Sohn veranschaulicht werden. Infolgedessen ist das Grundverhalten des Menschen die Liebe, die sich Gott gegenüber im Gehorsam und den Mitmenschen gegenüber in der Näch­stenliebe zeigt, die „die Erfüllung von allen moralischen und gleichzeitig rechtlichen Pflichten, das heißt alle anderen gesellschaftlichen und bürgerli­chen Tugenden beinhaltet.11 Falls wir diesen zwei Gesetzen der Liebe gerecht werden, das heißt wenn unsere Taten Gottes Willen entsprechen, werden unsere Handlungen heilsam und tugendhaft, sogar rechtmäßig sein; wenn sie jedoch ihnen entgegengesetzt sind, wird unser Verhalten verdammungswürdig, unmoralisch und rechtswid­rig, kurz gesagt sündhaft sein. Die Grundlage für unsere religiös-moralische Verantwortung bildet unser Gottesbild das heißt unser geistiges Dasein, das uns Verstand und freien Willen gegeben hat. Wir haben den Verstand und freien Willen erhalten, damit in uns der moralische Zustand12 mit all den Tugenden und deren Harmonie entstehen kann, mit deren Hilfe wir zur Liebe fähig und bereit sein werden. ß. Der moralische Begriff der Sünde und Schuldigkeit Die Ethik ist der Inbegriff von Prinzipien, die das Verhalten des Menschen ebenfalls bezüglich seines Verhältnisses zur Gottheit, zu sich selbst, zu seinen Mitmenschen und zum Weltall regeln.13 Hier ist jedoch das höchste Forum das Gewissen, das über die Regungen des Herzens richtet. Ebenfalls ein richtendes Forum ist die öffentliche Meinung, durch sie wir über das Benehmen unserer Mitmenschen richten können. 9 Vgl. Varga, K., A bűn vallási, erkölcsi és jogi szemlélete [Das religiöse, moralische und rechtliche Betrachten der Sünde], Budapest 1928. 11. 10 Unter Diener wird nicht der Sklave, sondern das Verhalten verstanden, das in seinem Herrn die völligste Vollkommenheit sieht und ihn aus Liebe dient. 11 Vgl. Varga, K., A bűn vallási, erkölcsi és jogi, 11. 12 Das bedeutet in gewissem Sinne Trotzen gegenüber unseren Neigungen und aktuellen Sehn­süchten. 13 Dieses Verhältnissystem erstreckt sich auf unser Religionsüben, auf unsere Beziehungen mit uns selbst (Selbsterhaltung, körperliche und geistige Gesundheit), mit den Mitmenschen (selbst­lose Hilfe, Schutz, guter Ruf der anderen, verantwortungsvolle Einrede in die öffentlichen An­gelegenheiten) und auf usere Beziehung mit der Umgebung; ebenfalls erstreckt es sich auf unse­re staatsbürgerlichen Verpflichtungen, die verantwortungsvolle Wahl unseres Lebensstandes und unserer Lebensberufung, auf das verantwortliche Umgehen mit unseren Gütern, auf die Va­terlandsliebe und auch auf die Geduld, die wir bei der Achtung der Handlungsfreiheit, der mate­riellen, moralischen oder geistigen Werte unserer Mitmenschen haben sollen. Wir müssen für die Bedürftigen mit unseren überflüssigen Gütern solidarisch sein und manchmal auch das Nöti­ge mit den Entbehrenden teilen. Wir müssen die Regeln des Anstands einhalten.

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