Folia Canonica 11. (2008)

STUDIES - Géza Kuminetz: Das Wesen und die Bestimmung der Autorität und der Machtz katholisch betrachtet

182 GÉZA KUMINETZ die Natur, Notwendigkeit oder gerade über den subversiven Charakter der in der Gesellschaft auftauchenden Autoritäten aufgrund des Naturrechtes ein Ur­teil zu fällen. Die Autorität und die Macht, die die katholische Auffassung annimmt und deren unbedingte Notwendigkeit verkündet, hat an Gottes Autorität und Macht teil, und das sichert für sie die Legitimität und Wirksamkeit. Nur diese Autorität verbindet uns mit der Wirklichkeit, und jagt nicht Illusionen und Utopien nach. Das ist die Autorität und die Macht, die die Tatsachen mit den Idealen nicht verwechselt. Die Autorität verbindet einen mit den Kraftquellen des Menschenseins, mit den Werten und den Idealen, das Wissen ergibt Einsehen, die Heiligkeit Untergeordnetsein und Gehorsam und das Regieren Annehmen. Die drei Seg­mente der Regierungsmacht (gesetzgebende, richterliche und exekutive Macht) dürfen nicht voneinander streng getrennt werden. Die auf katholischem Grunde stehende Autorität und Macht strahlt Würde, Kraft und Ruhe aus, ist voll mit Energie und von holistischer Ansicht, aber nicht unruhig und der Dämon der Rastlosigkeit kann ihr nicht schaden. Sie wird durch eine wahre Toleranz geleitet, weil sie einen nicht unterjochen oder zwingen sondern überzeugen und dem Menschen die Autorität und die Macht zuteil werden lassen will. Darum folgen das Blüte, Frieden und Zufriedenheit in den Herzen der Menschen. Dieser Begriff der Autorität und der Macht steht in strengem Gegensatz zu der heutigen rastlosen, revolutionär und progressiv genannten Anti-Autorität, beziehungsweise zu der davon ernährenden, totalitären Weise der Machts­übung, weil diese letztere irrational ist, das heisst die individuelle und gesell­schaftliche Natur des Menschen verleugnet. Der Träger der in katholischem Sinne genommenen Autorität und Macht muss sich unter Umständen, die schwieriger sind als je zuvor, sozusagen legitimieren, seine Kraft ausüben, Got­tes Volk organisieren und jeden wohlwollenden Menschen im Interesse des Ziels vereinigen, damit der irdische Herr der Geschichte wieder diese wahre Autorität und Macht wird, denn nur darauf ist Gottes Segen. Die erste Station davon ist auf paradoxe Weise nicht eine neue Weltrevolution sondern die Selbstreform, der Ausbruch aus dem Zustand des Massenmenschen, was in der Erkämpfung und Befestigung der richtigen Herrschaft über uns selbst besteht. Nur solche Menschen werden in Zukunft fähig sein, im Interesse von ernsthaf­ten gesellschaftlichen Zielen wirksam zusammenzuarbeiten, beträchtliche Op­fer zu bringen, sogar ihr Leben aufzuopfern.

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