Folia Canonica 11. (2008)

STUDIES - Géza Kuminetz: Das Wesen und die Bestimmung der Autorität und der Machtz katholisch betrachtet

DAS WESEN UND DIE BESTIMMUNG DER AUTORITÄT 177 tiva). Die Einstellung für das Heiligwerden der Menschen fehlt in dieser Ge­setzgebung auch nicht, was die Kraft der Liebe grundsätzlich unbedingt sichert. Das Recht und die Liebe schliessen einander nur aufgrund der Denkweise und Spiritualität bestimmter Systeme aus, das Naturrecht hat jedoch nicht diese An­leitung. Die Kirche richtet sich in ihrer Rechtsetzung danach. Die Liebe bedeutet aber keine Schwachheit oder Doofheit. Sie ist die höchste Bewe­gungskraft des Lebens sowohl des einzelnen Menshen als auch der ganzen Menschheit. Deshalb ist sie der Inbegriff, Leiter und die treibende Kraft der allen anderen Willenskräfte. Wir sollen an Gott denken. Deus caritas est, sagt der Apostel der Liebe. Gottes Liebe gibt dem Menschen Dasein, sie begleitet ihn auf all seinen Wegen, aber als Gegenwert verlangt er, dass der Mensch durch seine Ideen geführt wird und sein Lebenselement und Begleiter auf dem irdischen Weg die Anziehung von Gott ist. ... Das Gesetz der Liebe ist es also, dass die regierte, geführte Sache beim Kreise des Mittelpunktes verbleibt, aus dem sie hervorging und dass sie in allen ihren Bewegungen nach ihm gravitiert. Die Liebe ist in diesem Kreise ohne Mass geduldig und nachsichtig, aber was ihr schon erwähntes höchstes Gesetz verletzt, erduldet sie nicht: falls sie mit den Mitteln der reinen Liebe kein Ziel erreicht, bewegt sie ihre minderwerti­gen Hilfsorgane, und auf der Sprache des Rechts, mit dessen zwingenden, strafenden Kraft erfordert sie die Rückkehr zum erwähnten Kreis, so bringt sie das höchste Gesetz der Liebe zur Geltung. Mit der Liebe kann es also nicht vereinbart werden, dass sie von dem Mittelpunkt ablenkende Verrückungen erduldet und sich die solchen herumziehenden Subjekte im Lebensraum der Liebe nicht zu behalten oder dorthin zurückzuziehen bemüht. Mit welchen Mitteln sie das durchführt, ist eine Nebensache: die wirksame Bestrebung ist eine unerlässliche Voraussetzung für die Äusserung des Lebenstriebes der Lie­be”.37 Wo also die Rolle der wahren religiösen Autorität verdrängt wird, ver­breiten sich Schein- oder Zusatzreligionen beziehungsweise eine profane mes- sianistische Antireligion, deren Wirkungen äusserst zerstörend sind. 5. Beitrag der katholischen Kirche zur Klärung des Daseins und der Bestimmung der Autorität und der Macht Die als Christi Erbe wirkende katholische Kirche hat vor allem die verzer­rten Bilder, die früher von der menschlichen Natur, der Personenwürde, dem Familienleben und der Bestimmung des Staates geschaffen wurden, wiederher­gestellt.38 Und eine ihrer Aufgaben besteht gerade darin, die sich auf diesen Gegenstandskreis beziehenden menschlichen Irrtümer bis ins Ende der Welt zu bewahren beziehungsweise zu korrigieren. Sie behauptet die Legitimität und 11 Vgl. HorvAthm, A pápaság, 60-62. “ Vgl. Evetovics K., Katolikus erkölcstan II [Katholische Sittcnlehre II], Budapest 1940, 139.

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