Folia Canonica 6. (2003)

STUDIES - Helmuth Pree: Die politische und gewerkschaftliche Betätigung geistlicher Personen im CIC (1983) und im CCEO (1990)

HELMUTH PREE sich die Kirche von ihrem innersten Auftrag her3 zum Anwalt der Armen4, Schwachen und Entrechteten, so bezieht sie eine politische Position.5 Politik ihrerseits ist nicht sektoral abgrenzbar, sondern tangiert mit ihrer Auf­gabe der umfassenden Sicherung des Gemeinwohls potentiell alle Lebensberei­che.6 In j enen Handlungsfeldem und Fragen der Politik, welche den Heilsauftrag der Kirche in irgendeiner Weise betreffen7, ist ein Tätigwerden der Kirche um ih­rer Sendung willen legitim, bei entsprechender Dringlichkeit8 sogar geboten. beide zum Wohl aller umso wirksamer leisten, je mehr und besser sie rechtes Zusammenwir­ken miteinander pflegen; dabei sind jeweils die Umstände von Ort und Zeit zu berücksichti­gen. Der Mensch ist ja nicht auf die zeitliche Ordnung beschränkt, sondern inmitten der menschlichen Geschichte vollzieht er ungeschmälert seine ewige Berufung. Die Kirche aber, in der Liebe des Erlösers begründet, trägt dazu bei, dass sich innerhalb der Grenzen einer Na- tion und im Verhältnis zwischen den Völkern Gerechtigkeit und Liebe entfalten. Indem sie nämlich die Wahrheit des Evangeliums verkündet und alle Bereiche menschlichen Handelns durch ihre Lehre und das Zeugnis der Christen erhält, achtet und fordert sie auch die politische Freiheit der Bürger und ihre Verantwortlichkeit”: Vat II GS 76 c. Jede Berührung der Politik seitens des kirchlichen Lehramtes von vornherein vermeiden zu wollen, “würde zu einer politisch angepassten, inhaltlich verkürzten Verkündigung führen”; würde die Amtskirche von sich aus aber die Politik suchen, so wäre das ein Überschreiten ih­res geistlichen Auftrages, wodurch die Kirche selbst politisiert würde: E.-W. Böcicenförde, Staat-Gesellschaft-Kirche, in F. BÖCK.LE u.a. (Hg.), Christlicher Glaube in moderner Gesell­schaft, 15(1982) 5-120, 82. 3 Vgl. Jes 11,4; 61,1 ; Lk 4,18; Evangelii Nuntiandi, Nr. 33 fl; Instructio ,JLibertatis cons­cientia” (Anm. 1) passim, insb. 582-584 (Nr. 66-68). 4 Vgl. A. Holderegger, Art. „Armut. IV. Theologisch-Ethisch”, in: LThK 131993,1010 f. sowie ebda 1012: H. Windisch, Art. „Armut. VI. Praktisch-Theologisch”. Vgl. E. Klinger, Art. „Armut. I. Begriffsbestimmung” und „V. Ethisch”, in RGG 141998, 779 und 783 f. 5 „Indem also die Kirche ihre eigene Zielrichtung verfolgt, richtet sie das Licht des Evan­geliums auf die irdischen Realitäten, damit die menschliche Person von ihrem Elend geheilt und in ihrer Würde gehoben werde. Der Zusammenhalt der Gesellschaft in Gerechtigkeit und Frieden wird dadurch gefördert und verstärkt. Ebenso ist die Kirche ihrer Sendung treu, wenn sie die Irrwege, Sklavereien und Unterdrückungen anprangert, denen die Menschen zum Op­fer fallen. Sie ist ihrer Sendung treu, wenn sie sich den Versuchen widersetzt, eine Form ge­sellschaftlichen Lebens zu errichten, in der Gott abwesend ist, sei es aus bewusster Gegner­schaft, sei es durch schuldhaftes Übersehen. Sie ist schließlich ihrer Sendung treu, wenn sie politische Bewegungen beurteilt, die gegen Elend und Unterdrückung mit Theorien und prak­tischen Methoden kämpfen wollen, die dem Evangelium widersprechen und dem Menschen selbst entgegenstehen”: Instructio „Libertatis conscientia” (Anm. 1) 582 (Nr. 65). 6 Vgl. H. Maier - B. Vogel, Art. „Politik”, in StLex IV71988,431-440; Böcicenförde, Staat-Gesellschaft-Kirche (Anm. 2) 81 f. 7 Z. B. wenn eine politisch anstehende Frage eine sittliche Dimension aufweist, wie etwa in Fragen des Lebensschutzes, der Gentechnik, der Biomedizin; vgl. etwa Enzyklika ,ßvangelium Vitae” (1995), insb. Nr. 52-77; Wort der Deutschen Bischofskonferenz zu Fragen der Gentech­nik und Biomedizin „Der Mensch: sein eigener Schöpfer?” vom 7. März 2001, in: Die Deut­schen Bischöfe, herausgegeben vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2001. 8 BÖCICENFÖRDE, Staat-Gesellschaft-Kirche (Anm. 2) 84 f. Die Dringlichkeit hängt so­wohl von der Qualität der Materie, d. h. von ihrer sittlichen Relevanz ab, wie auch von den

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