Folia Canonica 6. (2003)

STUDIES - Helmuth Pree: Die politische und gewerkschaftliche Betätigung geistlicher Personen im CIC (1983) und im CCEO (1990)

14 HELMUTH PREE hinaus einen ausreichenden Sachverstand und die erforderliche Erfahrung in dem jeweiligen Sachgebiet und kann folglich nicht genuine Aufgabe des kirchli­chen Amtes sein.21 2. Predigt Die Predigt des Wortes Gottes ist, so wie dieses selbst, an alle Menschen ge­richtet (can. 762; 771 §2 CIC). Als amtliche, d. h. nomine Ecclesiae zu vollziehen­de Aufgabe ist die Predigt auf die verbindlichen Quellen verwiesen: Heilige Schrift und Überlieferung, Liturgie, Lehramt und Leben in der Kirche (can. 760 CIC, ohne Entsprechung im CCEO). Can. 768 CIC, der diese Grundregel konkre­tisiert22, legt als vorrangigen (imprimis) Inhalt der Predigt das fest, „quae ad Dei gloriam hominumque salutem credere et facere oportet” (§1). Der vorrangige Pre­digtinhalt erfasst somit Glaube und Sitte, ohne Einschränkung auf einen Bereich der Moral. Deshalb ist der Inhalt des §2, der mögliche „politische” Inhalte der Pre­digt nennt, implizit im § 1 („facere”) enthalten.23 24 Dieser Bestimmung zufolge ha­ben die Prediger auch24 die Lehre aufzuzeigen, die das Lehramt der Kirche vor­trägt über die Würde und die Freiheit der menschlichen Person, über die Einheit und Festigkeit der Familie und deren Aufgaben, über die Pflichten, die den Men­schen in der Gesellschaft aufgegeben sind, wie auch über die nach der Gott gege­benen Ordnung zu regelnden weltlichen Angelegenheiten (§2). Der entsprechende can. 616 CCEO ist detaillierter gefasst und schöpft stärker als can. 768 CIC aus der gemeinsamen konziliaren Quelle: Vat II CD 12. Nach can. 616 § 1 CCEO müssen die Prediger das vollständige Geheimnis Christi darlegen repositis humanae sapientiae verbis abstrusisque argumentis”. Die Entfaltung der moralischen Gehalte der Predigt, die nachhaltig auch das öffentliche und poli­tische Leben tangieren, sind in can. 616 §2 CCEO in die Worte gefasst: „Edoceant ideo etiam doctrinam Ecclesiae de dignitate personae humanae eiusque iuribus fundamentalibus, de vita familiari, de consortio civili et sociali necnon de sensu iustitiae in vita oeconomica et laboris persequendo, qui confert ad pacem in terris construendam et ad progressum populorum consequendum”. der zeitlichen Ordnung untrennbar zur religiösen Ordnung” (166). „Die Gestaltung der zeitli­chen Ordnung im Sinne einer diese korrigierenden und orientierenden Tätigkeit gilt im Sinne des Konzils als 'Aufgabe der ganzen Kirche' (AA 7), das heißt aller ihrer Glieder ohne Aus­nahme.” Allerdings unterscheidet das Konzil bezüglich der Wahrnehmung dieser Aufgaben zwischen den „Pastores” und „laid” (169). 21 Vgl. BöCKENFörde, Staat-Gesellschaft-Kirche (Anm. 2) 87 f. 22 Vgl. J. A. FUENTES, in Comentario Exégetico III 116-119 (c. 768). 23 Vgl. J. A. FUENTES, in Comentario Exégetico III 118 (c. 768). 24 „Quoque” in §2 kann daher kaum als Nachrangigkeit im Verhältnis zu „imprimis” des § 1 gesehen werden, sondern eher als Entfaltung dessen, was in dem Wort „sacere” in § 1 implizit schon angelegt ist.

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