Folia Canonica 4. (2001)

STUDIES - Helmut Pree: Nichtterritoriale Strukturen der hierarchischen Kirchenverfassung

Folia Canonica 4 (2001) 21-44. NICHTTERRITORIALE STRUKTUREN DER HIERARCHISCHEN KIRCHENYERFASSUNG* HELMUTH PREE I. Einführung in die Problematik; II. Territorialität und Personalität: Ihre ekklesiologi- sche und kirchenrechtliche Bedeutung aus der Perspektive des Vat II: 1. In der Ekklesiologie des Vat II; 2. Im Principium Nr. 8 (1967); III. Nichtterritoriale Strukturelemente in der hierarchischen Verfassung der Kirchegemäss. CIC und CCEO: 1. Die Gewichtung strukturdeter­minierender Kriterien im CIC und im CCEO; 2. Nichtterritoriale Strukturen innerhalb der Teilkirche; 3. Nichtterritoriale Strukturen auf der Ebene der Teilkirche; 4. Nichtterritoriale Strukturen auf überdiözesaner bzw. gesamtkirchlicher Ebene; IV. Ergebnis, offene Fragen, Ausblick. I. EINFÜHRUNG IN DIE PROBLEMATIK Das Prinzip der Territorialität, seit alters bedeutsamstes Gliederungskriterium kirchlicher „Zirkumskriptionen”, konnte bis in die kirchengeschichtlich jüngsten Zeiten herein von der V oraussetzung einer relativ starken Immobilität der Menschen in ihrer Bindung an das Gebiet ihres Wohnsitzes ausgehen - in einer vorwiegend landwirtschaftlich und handwerklich geprägten Welt. Das Prinzip lautete: Die Leitungsgewalt der kirchlichen Vorsteher erstreckt sich auf die Kirche eines räumlich abgegrenzten Gebietes. Die orthafte Organisation und Aufteilung der kirchlichen Gebiete ergab sich in Fortführung der bereits in der Apostelgeschichte und in den Paulinischen Briefen überlieferten Missionstätigkeit mit der Errichtung jeweils neuer „Kirchen” an bestimmten Orten. Dabei war es nie der Ort, der die dortige Gemeinde zur Kirche Christi formte, sondern umgekehrt war es die eine und selbe Kirche, die sich nach und nach an immer mehr Orten verwirklichte.1 Das Territorialitätsprinzip war nicht Wesenselement von Kirche, sondern diente der Individualisierung einer kirchlichen Gemeinschaft und ihrer räumlichen Abgren­zung aus primär praktisch-administrativen Gründen.* 1 2 C. 15 des Konzils von Nizäa (325) verbietet die Gewohnheit, der zufolge Bischöfe, Priester oder Diakone von einem Ort an einen anderen überwechseln.3 * Vortrag aus Anlass des Internationalen Kongress „Territoriality and Personality in Canon Law and Ecclesiastical Law - Canon Law Faces the Third Millennium” (Budapest September 2-7, 2001). 1 Vgl. die für das NT und die frühkirchlichen Zeugnisse geradezu typische Ausdruck­sweise von der Kirche (Gottes), die in ... ist, wie etwa Apg 11,22; 1 Kor 1,2; 2 Kor 1,1. 2 Vgl. J. Hervada, Significado actual del principio de la territorialidad, in Fidelium Iura 2 (1992) 221-239, 221-224. 3 COD 31973, 13.

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