Dénesi Tamás: Bencések Magyarországon a pártállami diktatúra idején III. - Studia ex Archivo Sancti Martini edita III. (Pannonhalma, 2018)

Schilde René: A pannonhalmi perjeli naplók történeti forrásértéke (1945–1979)

88 SCHILDE RENÉ René Schilde Der Wert der Prior-Tagebücher (1945–1979) als historische Quellen Eine besondere Art von Quellen, die bei der Erforschung der Geschichte des Be­nediktinerordens relativ selten genutzt wird, sind die Prior-Tagebücher. Als his­torische Quellen sind sie mit Vorbehalt zu behandeln, in erster Linie wegen ihrer Subjektivität. Dieser quellenkritische Ansatz gilt ganz besonders für die Zeit der Diktatur des Einparteienstaates. Die Verfasser der Prior-Tagebücher betrachteten das Führen des Tagebuches als wichtigen Teil ihres Aufgabenbereichs als Prioren und das Tagebuch als eine der wichtigsten Quellen für die spätere Erforschung des Lebens im Orden. Das Prior-Tagebuch hatte hinsichtlich der Dokumentation der Interna des Lebens der Ordensgemeinschaft der Benediktiner die Funktion eine Historia Domus. Tihamér Vanyó OSB fordert in seiner Arbeit zur Methodik von 1941 eine sachliche Darstellungsweise vom Verfasser der Historia Domus , hält es jedoch gleichzeitig für wichtig, dass in der Darstellung auch die Persönlichkeit und die Weltsicht des Verfassers Ausdruck finden. Die kirchengeschichtliche Forschung bezüglich der Epoche des Einparteien­staates hat festgestellt, dass die Einträge der 1950er und 1960er Jahre durch das sogenannte „vielsagende Schweigen“ gekennzeichnet sind, in der Zeit der „schwei­genden Kirche“ also nur die Ereignisse des Glaubenslebens im engsten Sinne do­kumentiert wurden. Eben deshalb steigt bei Forschungsarbeiten zur Kirchenge­schichte der Epoche die Bedeutung der Nutzung externer Quellen. Im Rahmen meiner Forschungen habe ich untersucht, inwieweit das auf die in dieser Epoche verfassten Prior-Tagebücher von Pannonhalma zutrifft. Der spätere Erzabt Norbert Legányi, der das Tagebuch von 1952 bis 1955 als Prior geführt hat, meinte, das Prior-Tagebuch für den Zeitraum von 1956 bis 1965 eigne sich nicht als historische Quelle zum Leben in Pannonhalma, sondern sei nur zusammen mit anderen Dokumenten des Ordens zu verstehen. Subprior Mike Jámbor, der Verfasser des Prior-Tagebuches, hingegen betrachtete sich bei der Niederschrift der Ereignisse von 1969 in Verbindung mit dem Rücktritt Norbert Legányis als Chronisten, der durch seine Arbeit eine Quelle für den Geschichts­schreiber schafft, der die Ereignisse später systematisch aufarbeiten wird. Bei mei­ner Forschung habe ich die Einträge in den Prior-Tagebüchern auf Themen durch­gesehen, die in den Eintragungen regelmäßig vorkommen. Dabei wurde deutlich, dass das „vielsagende Schweigen“ wie in den Historiae Domus der Pfarreien auch in den Prior-Tagebüchern zu erkennen ist, in erster Linie bei der Dokumentation

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