Dénesi Tamás: Bencések Magyarországon a pártállami diktatúra idején II. - Studia ex Archivo Sancti Martini edita II. (Pannonhalma, 2018)

Petes Róbert: Legányitól Szennayig. Egy főapátválasztás margójára

LEGÁNYITÓL SZENNAYIG. EGY FŐAPÁTVÁLASZTÁS MARGÓJÁRA 45 Róbert Petes Von Legányi bis Szennay Randbemerkung zu einer Erzabtwahl Die Abhandlung gewährt einen Einblick in die Geschichte der Wahl des Erzabtes von Pannonhalma im Jahr 1972 – in erster Linie im Spiegel der einschlägigen Un­terlagen im Archiv der Erzabtei Pannonhalma und des Historischen Archivs der Staatssicherheitsdienste. Nach dem Rücktritt von Erzabt Norbert Legányi wählte die Ordensgemein­schaft unter den Gegebenheiten der Kräfteverhältnisse des Einparteienstaates ih­ren neuen Vorsteher. Die politische Polizei beobachtete die Erzabtwahl einerseits mit lebhaftem Interesse und nahm andererseits – durch ihrem Netzwerk angehö­rende Benediktiner – aktiv und wirksam Einfluss auf ihren Verlauf. Außerdem ver­handelte das Staatleiche Amt für Religionsfragen, ebenfalls um Machtinteressen durchzusetzen, regelmäßig mit den Vertretern des Ordens. Das Generalkapitel zur Wahl des Erzabtes trat erstmals am 8. April 1972 in Pannonhalma zusammen und wählte den – von den Machthabern – als der beste­henden politischen und gesellschaftlichen Ordnung feindlich gegenüberstehende Person eingestuften Zénó Jáki zum Erzabt. Nach der Abstimmung gab das Staat­liche Amt für Religionsangelegenheiten Jáki eindeutig zu verstehen, dass man sei­ne Person als Leiter der Benediktinergemeinschaft nicht akzeptieren könne. In Kenntnis dessen verzichtete der gewählte Erzabt darauf, sein Amt anzutreten. Am 1. Mai 1972 trat das Generalkapitel erneut zusammen und wählte And­rás Szennay, Professor an der Zentralen Akademie für Religionswissenschaft, der außerhalb des Ordens lebte, zum Erzabt. Szennay lehnte die Wahl ab. Nach diesen zwei Misserfolgen bat der Orden Ulrik Monsberger, der den Or­den als regierender Prior leitete, um Hilfe. Mit der Genehmigung der Machthaber des Einparteienstaates reiste eine dreiköpfige Benediktinerdelegation nach Rom. Man führte Gespräche im Staatssekretariat des Vatikans und in der Mönchskong­regation. An beiden Orten wies man sie auf die Schaffung einer inneren Einheit in der Gemeinschaft als grundlegende Voraussetzung für die Erzabtwahl hin. Am 6. November 1972 trat das Generalkapitel ein drittes Mal zusammen und wählte erneut András Szennay, den auch die Staatsmacht an erster Stelle favo­risierte. Dieses Mal akzeptierte der Professor der Akademie für Religionswis­senschaften die Entscheidung der Gemeinschaft. Die Wahl Szennays kann als Erfolg der Kirchenpolitik der Kádár-Regierung verbucht werden. In seiner Person hatten das Staatliche Amt für Religionsfragen

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