AZ ORSZÁGOS SZÉCHÉNYI KÖNYVTÁR ÉVKÖNYVE 1971-1972. Budapest (1973)
III. Az OSZK gyűjteményeiből és történetéből - Somkuti Gabriella: Széchényi Ferenc nemzeti könyvgyűjteménye - Die ungarische Bibliothek von Ferenc Széchényi
sprechen im Grunde ganz der modernen Konzeption über den Sammelkreis einer Nationalbibliothek; ihr so frühzeitiges Auftreten ist beachtenswert. Ferenc SZÉCHÉNYI war dessen bewusst, dass er die weitere Entwicklung seiner Sammlung nur so sichern kann, wenn er diese von einer Privatsammlung zu einer staatlichen Institution macht. Im Jahre 1802 wurde dies realisiert. Auch war es ihm wohlbewusst, dass er sowohl die einheimische wie die ausländische öffentlichkeit nur so mit seiner Hungarika-Bibliothek bekanntmachen kann, wenn er ihre Kataloge gedruckt veröffentlicht. Dartim gab er zwischen 1799 und 1807 die Kataloge seiner Bibliothek in sieben Bänden heraus und versand sie als Freiexemplare. (Siehe zu dieser Aktion den Aufsatz von Jenő BEBLÁSZ im Jahrbuch. vom Jahre 1968 — 69. der Széchényi Nationalbibliothek.) Der Aufsatz erbietet sich zur genauer statistischen Untersuchung und zur inhaltlichen Besprächung des Grundbestandes der Széchényi Bibliothek aufgrund der gedruckten Kataloge . da solches bis zur Zeit noch nicht unternommen wurde. Von den 13 724 Drucken zählen 9039 Drucke mehr als 30 Blätter. Die verhältnismässig grosse Zahl der Kleindrucke bedeutet das Aufbewahren vieler — früher nicht der Gegenstand des Sammeins innerhalb einer Bibliothek bildender — zeitgeschichtlichen Dokumente. Untersuchen wir die Erscheinungsjahre, so gehört zum 18. Jahrhundert (einschliesslich 19. Jahrhundert bis etwa 1805) 76,8 Prozent des Bestandes, zum 17. Jahrhundert 15,3, in das 15 — 16. Jahrhundert, 4,2 und 3,7 Prozent ist undatiert. 55,2 Prozent der Drucke erschien in Ungarn, 30.5 in Österreich und Deutschland, 7,7 im übrigen Ausland, ohne Erscheinungsort ist 6,6 Prozent. Die Tatsache, dass nahe 40 Prozent der ungarischen Bibliothek von Ferenc SZÉCHÉNYI auserhalb der Grenzen von Ungarn erschienen ist, beweist den auserordentlichen Reichtum der Sammlung an ausländischer Literatur ungarischer Beziehung. Die sprachliche Gliederung des Bestandes ist folgende: 46,8 Prozent ist lateinisch, 25,8 ist deutsch, 22,2 ungarisch, 2,4 französisch, 1,8 italienisch, die übrigen Sprachen sind mit 1 Prozent des Bestandes vertreten. Der Zusammensteller der Kataloge war Mihály TIBOLTH (1765—1833), auch Sekretär von Ferenc SZÉCHÉNYI und Erzieher seiner Söhne. M. DENIS, der Direktor der Hofbibliothek in Wien, schrieb das Vorwort des ersten Bandes. Die Genauigkeit und der strukturelle Aufbau der Kataloge erlangte die volle Anerkennung der damaligen Kritik (Zeitschrift von und für Ungarn, Göttingische gelehrte Anzeigen). Eine besondere Stärke des Kataloges ist die analytische Aufschliessung der Sammelbände und Zeitschriften, auch werden die HungarikaBeziehungen in Annotationen hervorgehoben. Abweichend von dem damaligen Gebrauch wird auch die Zahl der Seiten angegegeben, das ja bei der Beurteilung eines Werkes ein bedeutendes Parameter ist. Das alpfabetische Teil des Kataloges wird in den Fachgruppen der Indexbände vollständig (mit verkürzter Titelabschrift) wiederholt. Inhaltlich wird die Sammlung vom Aufsatz erstens daraufhin untersucht, wieweit das bei der Gründung festgelegte Ziel erreicht werden konnte, bzw. ob sie diejenige Vollständigkeit ihrer Zeit erreicht hat, welche ihre Benutzer von ihr erwarten konnten. Die mit verschiedenen Methoden vollzogenen Untersuchungen zeigen, dass die SzÉCHÉNYi'sche Sammlung bezüglich der repräsentanten ungarischen Autoren etwa 80 Prozentige Vollständigkeit erreicht hat, und das bedeutet in dieser Beziehung, dass sie die reichste Bibliothek im Lande war. Auserordentlich reich ist die Sammlung auch an ausländischer Literatur ungarischer Beziehung und wenn sie auch die spätere berühmte Sammlung VOÜAPPONYI nicht erreicht hat, hat sie als erstes solches Unternehmen doch bahnbrechende Bedeutung. Die qualitativen Untersuchungen beweisen, dass keine grundsätzlichen, wichtigen Werke von der Bibliothek gefehlt hatten. Lücken haben sich eher bei den als Seltenheit geltenden Werken gezeight. Die Katalogen der Bibliothek von Ferenc SZÉCHÉNYI sind nicht einfach das Verzeichnis einer Privatbibliothek, sondern ein die Nationalliteratur, die nationale Bücherproduktion zusammenfassender literarischer Führer, ergänzt mit den wichtigsten sich auf Ungarn beziehenden Werken der ausländischen Literatur. Die verhältnismässige Vollständigkeit, die Tiefe der auf Schliessung, erheben die Kataloge zum Rang einer Bibliographie. Eben dies war auch das Ziel des Gründers Ferenc SZÉCHÉNYI mit ihrer Ausgabe und weitem Verbreiten sowohl im Inland wie im Ausland. 199