Boros István (szerk.): A Magyar Természettudományi Múzeum évkönyve 7. (Budapest 1956)
Székessy, V.: Zum hundertsten Geburtstage des ungarischen Neuguinea-Forschers Lajos Bíró (1856-1931)
nehmlich aber unter dem Einfluss des bekannten ungarischen Arachnologen Kornél Chyzer — zur wahren Leidenschaft auswuchs. So beschäftigte er sich denn in Budapest immer mehr und mehr mit den Naturwissenschaften, hauptsächlich aber mit Zoologie. Als er schliesslich seine theologischen Studien an den Nagel hängte und Hörer der philosophischen Fakultät der Universität in Budapest wurde, schwebte ihm — nach seinem eigenen Geständnis — als Endziel nicht die Erlangung eines Diplomes vor Augen, sondern ausschliesslich die Möglichkeit, seine Kenntnisse auf dem Gebiete der Naturwissenschaften zu erweitern. Derselbe Beweggrund trieb ihn auch immer von neuem in die Sammlungen der Zoologischen Abteilung des Ungarischen National-Museums, deren ständiger Gast er wurde. Da zeigte aber der chronische Geldmangel, eine Krankheit, welche L a j o s B i r ó von der Wiege an durch sein ganzes wechselreiches Leben hindurch die treueste Begleiterin blieb, zum ersten Male ihr wahres Gesicht. Schon die schmalen Bissen des Zilaher, später des Debrecener Kollegiums war Lajos Biró gezwungen gewesen, sich durch Privatstunden zu sichern. Um aber in Budapest die Universität besuchen zu können, dazu musste erst die unumgänglich notwendige materielle Grundlage geschaffen werden. So wählte er notgedrungen die bittere Laufbahn eines Erziehers, eines Hauslehrers. War das entsprechende Kapital beisammen, so inskribierte er sofort auf 1—2 Semester an der Universität. War das Kapital aufgezehrt, so gings von neuem hinaus aufs Land als Erzieher. Unter solchem Umständen bleibt es wohl kaum verwunderlich, wenn sich seine Universitätsstudien sehr in die Länge erstreckten. Im Jahre 1881 nahm Lajos Biró an der Entomologischen Station in Budapest das Amt eines »Phylloxera-Kommissars« an. Doch schon 1886 gab er diese Stellung wieder auf und lebte weiter als Lehrer draussen auf dem Lande. 1892 kehrte er nach Budapest zurück, um diesmal seine Universitätsstudien wirklich abzuschliessen und — soweit hatte der aussichtslose Kampf ums tägliche Brot seinen Forscherdrang und seine unbändige Freiheitsliebe zermürbt — das Diplom eines Mittelschullehrers zu erwerben. In diesen langen Jahren verbrachte Lajos Biró alle seine freie Zeit draussen in der Natur und sammelte. So hatte er auf sorgsamen Sammelreisen — in der Seitentasche Brot und Speck, dazu 1—2 Gulden, sowie eine Handvoll unausbleiblicher Virginia-Zigarren — die Hohe Tátra durchzogen, die Máramaroser Alpen, das Velebit-Gebirge Kroatiens, die Dickichte und Höhlen des Bihar-Gebirges und kannte schliesslich ganz Ungarn wie wohl kaum ein Zoologe vor ihm und auch nach ihm. Im Jahre 1895 kam der grosse Augenblick seines Lebens, welcher ihm den unerschütterlichen Forscherwillen für sein ganzes weiteres Leben zurückgab. Freiwillig nahm er die Aufgabe auf sich, in den Fusstapfen des jungen, auf Neuguinea verstorbenen ungarischen Forschers S. F e n i c h e 1 hinauszuziehen nach Neuguinea, um dort für das Ungarische National-Museum Tiere und Pflanzen zu sammeln und daneben auch ethnographische Studien zu betreiben. Das zur Abreise notwendige Kapital brachte er aus eigenen Kräften auf, indem er dem Ungarischen National-Museum seine im Laufe der Jahre mühsam zusammengesparte Bibliothek und seine wundervolle Insektensammlung verkaufte. Mit dem Kaufpreis dieser Sammlung, sowie mit der Summe in der Tasche, welche er auf Grund seines mit dem Ungarischen National-Museum abgeschlossenen Vertrages erhalten hatte, zog er dem Unbekannten entgegen. Neuguinea war damals in der Tat noch ein weisser Flecken auf der Landkarte. Was man vom Kaiser-Wilhelmsland, der jungen Kolonie Deutschlands