Csornay Boldizsár - Hubai Péter szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 96. (Budapest, 2002)
THOMAS SCHÄFER: Römisches Relief mit Tensa
Montfaucon verdankte die Vorlage zu dem Kupferstich dem Antiquar und Kleriker Don Emmanuel Marti. 5 Nach dessen Angaben, die sich in der Bildunterschrift bei Montfaucon niederschlagen, befand sich das Relief im frühen 18. Jh. zusammen mit zahlreichen anderen aus dem gleichen Zyklus im Besitz des Don Pedro Áfán de Ribera, Duque de Alcalà, und zwar in der Casa de Pilatos in Sevilla. 6 Don Pedro war von 1559 bis zu seinem Tod 1571 spanischer Vizekönig in Neapel gewesen und hatte sich dort zum eifrigen Sammler antiker Skulpturen entwickelt. Seine Agenten waren in Neapel, Capua und Umgebung bis hin nach Rom aktiv und kauften für ihn römische Porträts und andere Antiken. 7 Mit diesen stattete er ,in italienischer Manier' den Stammsitz seines Hauses in Sevilla aus, der im 17. Jh. durch Heirat in den Besitz der Familie Medinaceli überging. 8 Die von Montfaucon publizierten Zeichnungen deuten darauf hin, dass das tensaRelief ebenso wie die anderen Platten dieser Serie damals noch nicht restauriert und ergänzt waren. 9 In den 50er Jahren des 18. Jhs. wurden die Platten dann von Sevilla in den Stadtpalast der Medinaceli am Paseo de Prado nach Madrid überführt, 10 wo sie als repräsentativer Schmuck der Waffenkammer dienten. Zu diesem Zweck dürften sie auch restauriert und ergänzt worden sein. Wenig später gelangten sie dann in einen Palast an der Plaza de Colon, wo sie im Treppenhaus eingelassen wurden. Hier sind sie jedenfalls schon vor 1786 nachzuweisen, 11 und noch E. Hübner sah sie 1862 an der 5 Diccionario Salvat 8 (1964) 274, s.v. Marti. 6 E. Marti war im frühen 18. Jh. zur Katalogisierung der Sammlung des Herzogs von Alcalà nach Sevilla geholt worden, vgl. Leon P., in: Böschung, D. - von Hesberg, H. (Hrsg.), Antikensammlungen des europäischen Adels im 18. Jh., Mainz 2000,78. Die Sammlung und ihre Geschichte sind jetzt aufgearbeitet von M. Trunk, dem ich für Auskünfte herzlich danke: Die ,Casa de Pilatos ' in Sevilla. Studien zur Sammlung, Aufstellung und Rezeption antiker Skulpturen in Spanien des 16. Jhs, Mainz 2002. 7 So scheint er die Sammlung des neapolitanischen Antiquars Adriano Spadafora erworben zu haben. Ein weiterer Grundstock der Sammlung war ein Geschenk Papst Pius' V. an den Vizekönig. Eine genaue Herkunft der Stücke ist in keinem Falle gesichert. 8 Zum Stammbaum der Familie vgl. La Casa de Pilatos (Führungsheft, ca. 1994), 2f. 9 Domenico Lemico restaurierte 1705 „seis baxo de reliebe" in der Casa de Pilatos. E. Marti (16631737) stand von 1704 bis 1710 im Dienst von Don Luis de la Cerda, dem 9. Duque de Medinaceli. Er kann die Zeichnungen demnach vor oder auch nach den Arbeiten Lemicos angefertigt haben (falls es sich bei den 6 Reliefs überhaupt um die fraglichen handelt). Ab 1715 korrespondierte Marti mit Montfaucon, 1717 erschien die erste Auflage. 10 Ponz, A., Viage de Espaha IX, Madrid 1786, 196. - In dem Inventar aus dem Jahr 1751 sind die Stücke wie folgt aufgeführt: „Paredes del jardin: En el lienzo del jardin saliendo del cuarto principal sobre la derecha, hay embutidas en la pared once piedras de fabulas, históriás y trofeos de guerra todas de relieve; unas de dos varas y otras de menos tama n'o y á proporción su ancho con el grueso correspondiente como figurán tablas". 11 Tychsen, Fr. Chr. - Heeren, A. H. L., in: Heerens Bibliothek der alten Literatur und Kunst I, Göttingen 1786, 96f. („Der Herzog von Medina Celi, der den größten Palast in Madrid und vielleicht in ganz Europa bewohnt... Noch einige Reliefs mit Gruppen von Kindern, die ich wegen der Höhe in der sie hängen ... nicht deutlich genug sehen konnte, um sie zu beschreiben"). Mit dieser Angabe geht überein, dass die Reliefs im Jahre 1862 aus dem Gartenpavillion der Casa de Pilatos schon längst verschwunden waren, vgl. Hübner, E., Bdl (1862) 99ff.