Tátrai Vilmos szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 95. (Budapest, 2001)

KOVÁCS, ZOLTÁN: Ein unbekanntes Werk von Füger in einer ungarischen Privatsammlung

auch die feine, auf 1810 datierte, mit weichen Pinselstrichen und klassizisierendem Geschmack formulierte Gestalt der „Büßenden Magdalena", eine ähnlich malerische Anschauung verrät. 9 Mit den Frauenfiguren des Bildes ist die „Bathseba" des Museums der Bildenden Künste zu Budapest in den Detailformen des Kopfes, des Gesichtstyps und in der Ausführung der Haare auch gut vergleichbar. 10 Durch die gleiche malerische Auffassung ist auch die nach oben blickende, betende Männerfigur des „Johannes des Täufers in der Wüste" in der Sammlung des 19. Jahrhunderts im Wiener Belvedere bestimmt. 11 Eine spätere Version dieser Komposition, die auf der Versteigerung des Dorotheums am 8. Oktober 1994 auftauchte, und aufs Jahr 1809 datiert und signiert ist, 12 vertritt die gleiche Malermanier. In der Ausführung der Draperie und besonders der Modellierung der Hände steht Fügers „Madonna mit dem Kind", die in der Periode zwischen 1805-1810 entstand, unserem Bild nahe. 13 Der träumerische Blick des Jesuskindes, die feine Modellierung des Gesichts, die empfindungsvolle Anordnung der Glanzlichter sind typische Kennzeichen von Fügers Malerei in dieser Periode. Das Budapester Bild ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch in diese Periode um 1800 einzuordnen. Es ist noch nicht gelungen, das Thema des Gemäldes zu identifizieren. Ahnlich positionierte Figuren sind auf einer Komposition von Füger in deutschem Privatbesitz, „Apollo und die Musen", 14 auf einem Vorhangentwurf, der mit einem ähnlichen Thema für das Wiener Burgtheater gefertigt wurde (Abb. 89), 15 bzw. auf einer Altarbildskizze mit der Verherrlichung der Madonna, die 1956 bei Lempertz in Köln versteigert wurde, 16 zu finden. Es ist aber auch vorstellbar, dass es sich bei dem Budapester Bild um ein allegorisches, idealisierendes Doppelporträt handelt. In der Porträtikonographie wird dieser Bildtyp „Freundschaftsbild" genannt, der in der zweiten Hälfte des 18. und ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonders populär wurde. 17 Das Doppelporträt, das das Motiv der Freundschaft betont, ist auch in Fügers Werk keine Seltenheit. 18 Einige charakteristische Eigenschaften dieses Typs erscheinen auch auf unserem Bild. So z.B. 9 A.a.O. 54, Inv. Nr. 3264. 10 Pigler, A., Katalog der Galerie Alter Meister 1, Budapest 1967, 252, Inv. Nr. 438, Abb. 375. 11 Hülmbauer, a.a.O. (Anm. 6) 44, Inv. Nr. 4125. 12 Auktion Alter Meister, Kunstpalais Dorotheum, Wien, 8. Oktober 1994, Nr. 180. 13 Auktion Alter Meister, Kunstpalais Dorotheum, Wien, 1. März 1994, Nr. 149. 14 Vgl. Artisti Austriaci a Roma dal Barocco alla Secessione. Mostra organizzala sotto il patrimonio del Comune di Roma, marzo - aprile 1972, Palazzo Braschi, Roma 1972, Nr. 96. 15 67 x 95 cm, lavierte Federzeichnung. Wien, Albertina. Stix, a.a.O. (Anm. 5) 91, Nr. 66, Taf. LVII. 16 Auktion Alte Kunst, Kunsthaus Lempertz, Köln, 14. November 1956, Nr. 215. Vgl. The Witt Library. Courtauld Institute London, Micro Fiche Nr. 6921. 17 Die umfassende Analyse des Bildtyps s. Lankheit, K., Das Freundschaftsbild der Romantik, Hei­delberg 1952. In Bezug auf die Malerei des 18. Jahrhunderts in Ungarn s. Buzási, E., A barátság-motívum a 18. századi magyar portréfestészetben (Das Freundschaftsmotiv in der ungarischen Porträtmalerei des 18. Jahrhunderts), Művészettörténeti Értesítő 33 (1984/4) 212-36. 18 Zum Beispiel sein Porträt der Gräfinnen Fries in der Sammlung der Albertina in Wien, bzw. das Doppelporträt der Gräfinnen Tomatis in der Sammlung des Belvedere. Stix, a.a.O. (Anm. 5) 85-86, Nr. 27-28, Taf. XX-XXI. Vgl. Lankheit, a.a.O. (Anm. 17) 44; Fischer, O., Geschichte der deutschen Malerei, München 1943, 343.

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