Tátrai Vilmos szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 92-93.(Budapest, 2000)

GERSZI,TERÉZ: Die Zeichnungen von Herman van Swanevelt

sem Blatt ist in engem Bildausschnitt ein Detail mit mannigfaltigen Waldmotiven aus der Nahsicht, in strahlendem Sonnenschein festgehalten. Besonders bravourvoll ist die Vergegenwärtigung des Lichts durch weiß belassene, beinahe vibrierende Flecke des Papiers. Am eingehendsten ist das Motiv des gewaltigen Felsblocks mit Bäumen da­rauf rechts im Bilde ausgearbeitet, während die Zeichnung der Bäume und Sträucher der Umgebung nur durch hastige Pinselzüge und Federstriche angedeutet ist. Swanevelt beschwört in dieser Zeichnung authentisch und außerordentlich anziehend die Vitalität und die Stimmung der Waldlandschaft, es ist offenbar, daß die künstlerische Inspirati­on hauptsächlich der Freude am Anblick entsprang. Die Zeichnung kam von Antonio Cesare Poggi in die Sammlung des Fürsten Niko­laus Esterházy, wo sie als ein Werk Nicolaus Poussins geführt wurde. Im Museum der Bildenden Künste galt sie einst als eine Zeichnug von Claude Lorrain, Eckhart Knab wies sie aber Giovanni Domenico Desiderii zu. Marcel Roethlisberger verwarf in sei­ner Monographie über die Zeichnungen Claude Lorrains die Attributionen an Claude und an Desiderii gleicherweise und brachte die Zeichnung mit drei anderen Blättern in Zusammenhang, die er auf die Mitte der dreißiger Jahre des 17. Jahrhunderts datier­te. 12 Zwei davon befinden sich im Rotterdamer Museum Boijmans Van Beuningen (zur Zeit als Desiderii), diese erinnerten ihn gleich stark an Claude und Swanevelt, aber er fand die Autorschaft in beiden Fällen ungewiß. Das dritte Blatt, die Felsen­studie im Berliner Kupferstichkabinett (zur Zeit als Claude), brachte er in engeren Zusammenhang mit der Budapester Zeichnung, bezog aber darüber hinaus, daß diese keine Werke von Claude Lorrain sind, sondern von irgendeinem, diesem nahestehen­den Künstler stammen, keine Stellung. Auf jeden Fall empfand er die Berliner Felsen­studie (Abb. 54) als die nächste Analogie der Budapester Zeichnung und hob deren von Claude Lorrain abweichende Züge hervor: die geringe Plastizität der Felsen, die reduzierte Raumtiefe und die betonte Dekorativität. Dieselben Merkmale zeigen sich ­nach seinem Empfinden - an der Budapester Zeichnung noch deutlicher und lassen sich noch weniger mit der Kunst Claudes vereinbaren. Roethlisberger verwies auch darauf, daß diese Zuschreibungsfrage wohl noch eine Zeitlang ungeklärt bleiben wird. In den letzten Jahrzehnten wurden in Sammlungs- und Auktionskatalogen eine ganze Reihe außerordentlich qualitätvolle Zeichnungen Swanevelts veröffentlicht, W\Q Pon­te Molle (Chatsworth, Sammlung Devonshire), Die Ruinen des Palatinshügels (Colnaghi, London 1974), Bewaldeter Hügelhang am Fluß (Sotheby's, Amsterdam 1977), Römische Ruinen in der Nähe des Palatins (Christie's, Amsterdam 1991), Waldlandschaft mit Taghau (Christie's, Amsterdam 1992), 13 die zusammen mit seinen Zeichnungen der römischen Periode, die in verschiedenen Sammlungen seit längerem als seine Werke gelten, von einer überwältigenden Vielfalt seiner Pinselkunst zeugen. Man hat den Eindruck, daß für ihn jedes einzelne Thema eine neue Aufgabe in der Darstellungsweise bedeutete. Wegen dieses Abwechslungsreichtums ist der Nachweis 12 Roethlisberger, a. a. O. (wie Anm. 11 ), Nr. 1132-1 1 34. 13 Old Masters Drawings front Chatsworth. A Loan Exhibition from the Devonshire Collection. Pitts­burgh, The Frick Art Museum; Cleveland, The Cleveland Museum of Art 1987/88 (Jaffé, M.), Nr. 109; Colnaghi, London, July 1974, Nr. 20; Sotheby's Mak van Waay Amsterdam 276, 6 June 1977, Nr. 125; Christie's Amsterdam 25 November 1991, Nr. 109; Christie's Amsterdam, 25 November 1992, Nr. 598.

Next

/
Thumbnails
Contents