Garas Klára szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 52. (Budapest, 1979)

HAEVERNICK, THEA ELISABETH: Ein Lucius Verusköpfchen aus Glas

EIN LUCIUS VERUSKÖPFCHEN AUS GLAS A. Hekler erwarb in der Türkei ein angeblich bei Feldarbeiten in Adalia gefundenes Glasköpfchen, welches später in das Museum der Bildenden Künste Budapest gekommen ist 1 und von Gisela Erdély publiziert wurde.- (Abb. 17— 20.) Es ist aus kristallklarem Glas in dreiteiliger Form mit sehr deutlichen Nähten, gegossen worden. Sogleich taucht die Frage nach Vorbild und Form auf. Es ist naheliegend, an ein Bronzevorbild zu denken und gar anzunehmen, dass die gleiche Form für sowohl ein Bronzeköpfchen als auch das unsere be­nutzt worden ist. Aber wie man auch umschaut, es gibt keine Bronzeplastik der Art, sie müsste dennoch gefunden werden und so fällt diese Möglichkeit also zu­nächst aus. Wir kennen kein Material, was als Vorbild gedient haben kann. Der Hersteller muss allerdings sehr genaue Kenntnisse des Aussehens des Kai­sers gehabt haben, sonst könnte solche Ähnlichkeit mit den großen Marmor­köpfen nicht erreicht worden sein. Das Köpfchen ist 6,7 cm hoch. Der Büsten­ansatz ist splitterig gebrochen. Es ist nicht daran zu zweifeln, wer der Dar­gestellte sein soll. Es handelt sich um Kaiser Lucius Verus (geb. 130 n. Chr. Kaiser 161—169 n. Chr.). A. Hekler will, mit Hilfe von Münzbildern, das Stück auf das Jahr 164 n. Chr. datieren. G. Erdély sucht erfolglos nach Analogien und findet sie nur in den großen Marmorköpfen, die reichlich erhalten sind. Max Wegner 3 erwähnt das Stück und bemerkt dazu, daß ,,die Löckchen neben dem Scheitel fehlen", die wohl sonst bei den Marmorbüsten zugehörig sind. Auch später scheint noch kein Verdacht gegen das Stück aufgekommen zu sein, denn in dem Führer der griechisch-römischen Sammlung'' heißt es „eine her­vorragende Schöpfung der Portraitkunst des 2. Jh. n. Chr. ist das aus Glas gegossene Portrait des Kaisers Lucius Verus in der Mitte des Faches, Tafel 28,2". Schaut man sich um in der durchaus vorhandenen Glasplastik in der Antike, so muß man feststellen, daß es zwar größere und kleinere Büsten gibt, die jedoch nicht als Parallelen aufgefaßt werden können. Zunächst ist es schon einmal das Glasmaterial selbst, was in keiner Weise vorkommt, weder als Glasgefäß, noch für Plastik, noch für Glasperlen. Ein so kristallklares Glas ist in der Zeit noch nicht bekannt und daß es sich um Glas und nicht um Berg­kristall handelt, ist leicht zu erkennen, wenn man das Stück in der Hand hat. 1 Museum der Bildenden Künste, Antikenabteilung. Inv. Nr. 51.2793. '-' Erdélyi, G.: Lucius Verus üvegportréja. Arch. Értesítő 50, 1937, 81—84. Abb. 50—51 u. deutscher Auszug S. 213—214. — Antik emlékek egy magyar gyűjtemény­ből. Antiquitas Hungarica II, 1948, 68, Abb. 22. :! Die Herrscherbildnisse in Antoninischer Zeit. Berlin 1939. 227. 4 Szilágyi, J. G y. — C a s t i g 1 i o n e, L. : Griech. Röm. Slg. Führer. Buda­pest 1957, 60; in der letzten Ausgabe des Führes fehlt schon das Köpfchen.

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