Garas Klára szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 46-47. (Budapest, 1976)

BENESCH, OTTO: Maulbertsch als Radierer

mehr aus dem Handgelenk floß wie etwa dem Kremser Schmidt, die demzu­folge auch ein weit umfangreicheres Oeuvre aufzuweisen haben. 1 Die Unmittelbarkeit der graphischen Ausdruckssprache Maulbertsch' ver­langt auch unmittelbare Werkzeuge. So spielt die kalte Nadel bei ihm eine künstlerisch viel ausschlaggebendere Rolle als bei den übrigen Barockradierern Österreichs (gerade an den für den Ausdruck entscheidenden Stellen: Gesicht und Händen), ja er behandelt auch die im Umfang überwiegende Ätztechnik so, dass sie etwas vom stilistischen Habitus der Kaltnadelarbeit erhält. Die eigentümlichen Sprödigkeiten von Maulbertsch' Radiertechnik ent­sprangen ganz seinem künstlerischen Ausdruckswillen. Es ist keine Frage, dass er sie überwinden hätte können, wenn ihm daran gelegen wäre, eine flüssig gefällige Liniensprache zu erzielen. Aber das lag ganz außerhalb des Bereichs seiner künstlerischen Ziele. Diese Sprödigkeit der Materie war ihm geradezu eine innere Notwendigkeit, entsprang nicht durch Seltenheit ungewohnter und daher ungelenker Ausübung des Handwerklichen. Denn die gleiche scheinbare Undiszipliniertheit (das unmittelbare der inneren Regung Gehorchen wird zur Freiheit von der Disziplin objektiver Formkonvention, aber zur höchsten Diszip­lin der schöpferischen Intuition gegenüber), die gleiche Spontaneität, die gleiche improvisatorische Art der Darstellung treffen wir in Maulbertsch' Handzeich­nungen, 2 deren es eine von Tag zu Tag mehr aus dem Dunkel hervortretende Fülle gibt. Maulbertsch war ein so eifriger Zeichner, dass wir ihm da schwerlich die innigste Vertrautheit mit dem Handwerkszeug absprechen können. Nur zwei späte Radierungen Maulbertsch' sind datiert. Bei allen übrigen sind wir auf stilistische Einordnung in sein malerisch-zeichnerisches Schaf­fen angewiesen. «Der fromme Hauptmann von Kapharnaum» ist das früh­este Blatt (Abb. 67). 3 Es ist um 1770 anzusetzen. Ob es der Erstling von Maulbertsch graphischer Kunst ist, können wir bei der Seltenheit seiner Blätter nicht entscheiden. Jedenfalls kämpft der Künstler hier noch sichtlich stärker mit der Materie, mit der Sprödigkeit des Instruments als in den übrigen Blättern. Umso bewundernswerter die meisterliche Verwertung der spröden Materie im Sinne seiner irrationellen, unirdisch entkörpernden, nur auf Aus­druckswerte bedachten Gestaltung. Gerade die Sprödigkeit, zu der ihn das technische Mittel zwingt, wird der Anlass zu überzeugender Vergegenwärtigung des geistig Wesentlichen mit einem Mindestaufwand an Darstellungsbehelfen. 1 Es ist bezeichnend, daß Schmidt seine malerischen Erfindungen meist selbst graphisch vervielfältigte und Radierer zu unmittelbaren Schülern hatte (vgl. Gar­zaro 11 i-Thurnlackh, K.: Das graphische Werk Martin Johann Schmidts. Wien, 1925). Maulbertsch' Radierungen sind durchwegs originale Erfindungen. Zur graphi­schen Verbreitung seiner Kompositionen bot sich ihm als Mittelsmann sein Freund J. M. Schmutzer mit seinem Schülerkreis dar. [Siehe dazu: Franz Anton Maulbertsch und die Kunst des österreichischen Ba­rock. Ausstellung Albertina, Wien, Juni —September 1956, p. 17 ff. („Originalradierun­gen von Maulbertsch"), p. 20 ff. („Druckgraphik nach Maulbertsch"). — Garas K. : Franz Anton Maulbertsch. Wien, 1960. — Franz Anton Maulbertsch. Ausstellung anlässlich seines 250. Geburtstages, Wien 1974, Kat. pp. 113 ff. (A. Stróbl).] 2 Vgl. meinen Aufsatz „Zu Maulbertsch" in „Amicis" Jb. d. österr. Galerie, Wien, I, S. 4 ff. — Beschreibender Katalog der Handzeichnungen in der Graphischen Sammlung Albertina, Die Zeichnungen der Deutschen Schulen, Wien, 1933, IV V, Kat. Nr. 2190 ff. [Benesch, O.: Collected Writings IV, London, 1973, p. 64 ff.]. :t Signiert: „A. Maulbertsch fee:" 420 x 318 mm. Wien, Albertina. [Ausstellung Albertina, Juni—September 1956, Nr. 50. —] Garas K.: op. cit., Nr. 160, Abb. 157 (um 1762—64). — Benesch, O.: Collected Writings IV, pp. 34, 36) (mit Hinweis auf den Einfluss G. Bazzanis), 37. — Maulbertsch Ausstellung 1974, Kat. Nr. 142 („um 1765").

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