Kaposy Veronika szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 45. (Budapest, 1975)

KNAB, ECKHART: Über Maulbertsch und Gran

Wiener Maulbertsch-Ausstellung gezeigt wurden und die Anerkennung der Fachkollegen fanden, deuten auch ihrer Herkunft (Provenienz) nach auf Wien. Sie gelangten mit der Sammlung Hédou als »Fonds Hedou« in die Stadtbibliothek von Rouen. Jules Hédou (1833—1905) erwarb seine venezianischen und als vene­zianisch bezeichneten Blätter aus dem bekannten Wiener Kunsthandels- und Verlagshause Artaria, dessen Sammlermarke »A. ARTARIA« (Lugt 33) auf meh­reren von ihnen zu finden ist, wie die Autoren des eingangs genannten Kataloges mitteilen. August Artaria (1807— 1893) war der Vater von Dominik Artaria, dessen umfangreiche Sammlung österreichischer und süddeutscher Barockzeichnungen nach seinem Tode (1936) von der Albertina erworben wurde. 17 Fin näherer Zusammenhang mit Fresken oder Ölgemälden Maulbertschs konnte bisher nicht gefunden werden, wenngleich das zweite Blatt mit Aurora und Flora (Abb. 32) wenigstens gegenständlich auf das in der ersten Hälfte des Jahres 1765 gemalte Deckenfresko im Schlosse Halbthurn im Burgenland deutet, das den Triumph des Lichtes und den anbrechenden Tag allegorisch verherrlicht. 18 Alice Strobl, die Verfasserin des Kataloges der Zeichnungen und Druckgraphik der Wiener Maulbertsch-Ausstellung (1974) hat beobachtet, daß die sitzende Flügelgestalt des ikonographisch nicht näher zu deutenden Blattes (Abb. 31) die Allegorie der Malerei (Pictura) in einer Kompositionsskizze der Albertina variiert, die Maulbertsch für ein nicht verwirklichtes Freskovorhaben im Erzbischöflichen Palais von Kremsier gezeichnet hat (Abb. 39). 19 Das war um 1759. Beide Studienblätter variieren überdies zwei Geniengruppen einer anderen Kompositionszeichnung der Albertina, welche die Übergabe des Regentenwagens des Himmels durch Diana an Apoll darstellt, also abermals den Tagesanbruch, auf den auch die übrigen Szenen dieses großartigen Deckenent­wurfes anspielen, der zugleich von Maulbertschs ikonologischer Erfindungsgabe zeugt (Abb. 34). 20 So begegnen die beiden nicht näher definierten Genien (Abb. 31} auch figürlich verwandelt, in der Flora-Aurora-Gruppe unterhalb des Himmels­wagens, links von Chronos, wobei die ein Licht entfachende Aurora ebenfalls Flügel trägt; und die Figur der Morgengöttin auf dem zweiten Studienblatte von Rouen scheint in der obersten Gestalt der stürzenden Nachtgeister im untersten Viertel der Albertina-Zeichnung verändert wiederzukehren (Abb. 34). Die Dek­kenskizze der Albertina wurde von mehreren Forschern als Entwurf (»primo pensiero«) zu dem Fresko im Schlosse Halbthurn angesehen, von Klara Garas aber wegen mangelnder kompositioneller und figürlicher Übereinstimmung aus diesem Zusammenhange gelöst, 21 Vermutlich handelt es sich um ein nicht ver­wirklichtes Projekt, an das sich Maulbertsch in Halbthurn sporadisch erinnerte. Fresko und Zeichnung sind zugleich »Antworten« auf Grans Deckenfresko im Schlosse Eckart sau (1732). Auch stilistisch liegt diese Zeichnung vor dem Gemälde im Schlosse Halbthurn, um oder noch vor 17(50. Sie ist möglicherweise auch vor den im Einzelnen weiter ausgeführten Studienblättern von Rouen entstanden, die 17 Die Stadtbibliothek von Rouen besitzt auch eine Zeichnung von Bartholomäus Altomonte aus dem Jahre 1722, die jedoch von Jules Hédou aus der Sammlung Boerner (Lugt 270) erworben wurde. Siehe den eingangs zitierten Katalog, Nr. 56. - 18 Siehe Wilhelm M raze k, in: Maulbertsch. Wien, 1974, S. 128. 19 Maulbertsch, Wien, 1974. Nr. 126. 20 Die Zeichnungen der deutschen Schulen, Albertina-Katalog IV —V, Wien, 1933, Nr. 2194 (D.2194, Inv. 25 735). - Ausst.-Kat. Maulbertsch. Wien (Albertina), 1956. Nr. 16. - Garas: Maulbertsch. S. 201 f., Nr. 58. 21 G aras: Maulbertsch. S. 201 f, Nr. 58 (ohne Abb.).

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