Radocsay Dénes - Gerevich Lászlóné szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 30. (Budapest,1967)

WINZINGER, FRANZ: Ein umstrittenes Studienblatt Albrecht Dürers in Budapest

EIN UMSTRITTENES STUDIENBLATT ALBRECHT DÜRERS IN BUDAPEST Das Museum der Bildenden Künste in Budapest besitzt ein grosses, hervorragend erhaltenes Studienblatt im Stile Dürers (Abb. 12). das aus dem Kabinett Praun in Nürn­berg stammt 1 und das über die Sammlung Nikolaus Esterházy (Stempel links unten) in die Sammlung kam. Die ganz frische, in dunkelbrauner Feder ausgeführte Zeichnung (318x320 mm) ist auf so dünnes Papier aufgezogen, dass man im durchscheinenden Licht noch das Papiergitter sehen kann. Obwohl kein Wasserzeichen vorhanden ist, kann kein Zweifel darüber bestehen, dass es sich um ein Papier aus der Zeit Dürers handelt. Das Werk hat wohl wegen der überaus merkwürdigen Zusammenstellung von neun verschiedenen Zeichnungen bisher eine äusserst widerspruchsvolle Beurteilung gefun­den. Das mag wohl auch damit zusammenhängen, dass offenbar die meisten der Beurteiler das Original niemals gesehen hatten. Während Ephrussi, 2 Thausing, 3 Lippmann 4 und Meder 5 das Blatt Dürer selbst zuschrieben, meinte Giehlow, 6 dass es sich um eine «Zusammenstellung eines geschickten Nachahmers aus Dürermotiven» handeln könnte. Er schliesst allerdings die Hand des Meisters selbst nicht ganz aus. In der Veröffent­lichung der Dürerzeichnungen durch Lippmann und Winkler 7 wird das Blatt im Regis­ter ohne Kommentar sogar als «Fälschung?» bezeichnet. Während Flechsig 8 wieder die Hand des Meisters anerkennt, meinten die Tietzes, 9 dass es sich um eine Werkstatt­zeichnung unter Benützung verschiedener Dürermotive handele. Auch sie halten eine Fälschung für möglich. In seinen «Dürerzeichnungen» rückt Winkler 10 von seiner früheren These einer Fälschung ab, da der Zeichner verzichtet habe, durch Beifügung des ge­fälschten Namenszeichens den Betrug zu vollenden. Winkler berichtete mir, dass er bei der Abfassung seines Textes das Original sehr lange Zeit nicht mehr vor Augen gehabt habe. Das erklärt die auffallende Unsicherheit seiner Beurteilung, wenn er meint: «Zweifellos sind die einzelnen Teile genaue Kopien nach Dürer, wenn sie nicht von ihm 1 M u r r, CT.: Description du cabinet de Monsieur Paul de Praun à Nuremberg. Nürn­berg, 1797. 2 E p h r u s s i, Ch. : Dürer et ses dessins. Paris, 1882. 3 T h a u s i n g, M. : Dürer. Leipzig, 1884. 4 Lippmann, F.: Zeichnungen von Albrecht Dürer. Berlin, 1888. Nr. 185. 5 M e d e r, J.: Schönbrunner Meder. Nr. 110. 6 G i e h 1 o w, K. : Beiträge zur Entstehungsgeschichte des Gebetbuches Kaiser Maximi­lians I. In: Jahrbuch der Kh. S. des ah. Kaiserhauses. 1899. 'Lippmann, F. —W inkier, F. : Zeichnungen Albrecht Dürers. VII. Berlin, 1929. Nr. 185. »Flechsig, E.: Albrecht Dürer. Berlin, 1931. Nr. 683, II. Bd. S. 313. 9 T i e t z e, H. —Ti e t z e - Co n r a t, E. : Kritisches Verzeichnis der Werke Albrecht Dürer. II. Basel-Leipzig, 1937. Nr. W. 105, S. 165—66. 10 Winkler, F.: Die Zeichnungen Albrecht Dürers. Berlin, 1937. II. Bd. Anhang T. XXVII.

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