Csánky Dénes szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 10. 1940 (Budapest, 1941)

Dr. Edith Hoffmann: Verlorene Dürerzeichnungen und einige italienische Zeichnungen im Museum der Bildenden Künste

und Baldachin, sitzt ein Herzog; um ihn sind die Allegorien der Gerechtigkeit, der Barm­herzigkeit und der Gesetzgebung angebracht, auf der Erde sitzt der Löwe, als Symbol der Kraft. Dem Herzog huldigen weibliche Frauengestalten mit den Attributen der Ar­chitektur, Skulptur und Malerei. Auf dem Wagen, zu Füssen des Herzogs: das Wappen der Medici. Die Züge des Herzogs geben aber garkeinen Hinweis dafür, welchem Mitglied der Familie Medici das Blatt gewidmet war; diese Züge kennen wir nicht. Die Antwort hiefür bietet ein Bild im Palazzo Pitti, wel­ches dem Florentiner Jacopo Ligozzi zuge­wiesen wird (Abb. 25). Die Zeichnung und das Bild weichen be­treffs vieler Details und des Formats von ein­ander ab, trotzdem ist es gewiss, dass die Zeichnung eine Studie, vielleicht das zur Be­gutachtung eingereichte Modell des Bildes war. Auffallend ist am Bilde, dass der Her­zog andere Züge, eine andere Haartracht hat, als auf der Zeichnung: und zwar die Ferdi­nands II. Grossherzogs von Toscana. Für die Verschiedenheit der Züge des Herzogs auf beiden Werken gibt es nur eine Erklärung: die Arbeiten können nicht von einem Floren­tiner Künstler herrühren. Wenn der Künstler — nach Zeugnis des Wappens — schon beim Entwurf an einen Medici dachte, kann man sich keinen Florentiner denken, der auf sei­ner Modell-Zeichnung seinem Herzog fremde Züge verliehen hätte, obwohl er ihn doch gut kennen musste. Auch die Art der Malerei hat nichts von Ligozzi und noch weniger kann die Jahreszahl 1629 — die sehr entsprechend scheint, auch wenn sie nicht vom Künstler herrührt — mit ihm in Verbindung gebracht werden, da Ligozzi 1626, als der Herzog 16 Jahre alt war, starb. Die Zeichnung — und auch das Bild — sind also höchst wahrscheinlich tatsäch­lich das Werk Ansaldos, der als Genueser den Herzog nicht kannte. Auf Grund einer eingesandten Medaille kann er den Kopf am Gemälde eingesetzt haben, wofür auch die auffallende Steifheit des Kopfes spricht. Auf dem Gemälde sieht man einen Jüng­ling von ungefähr 19 Jahren und das würde der Jahreszahl annähernd auch entspre­chen. Ferdinand II. wurde nämlich in dem­selben Jahre von der Vormundschaft seiner Mutter befreit; eine Allegorie also, die dem von Herrschertugenden umgebenen Herzog die bildenden Künste in seine Obhut em­pfiehlt, ist bei einem jungen Mann, der seine Regierung eben antritt, in vollem Masse be­gründet. Die Kunst Ansaldos erlitt im Laufe der Zeit grosse Wandlungen. Die Allegorie zeigt z. B. keinerlei Verwandtschaft mit der Pietà der Accademia Ligustica in Genova (Abb. 26.). Doch vergleicht man die schwerfälligen, rund­lichen Figuren der Allegorie mit der Taufe der Hlg. drei Könige im Oratorio delle Cinque Piaghe in Genova (Abb. 27.), so muss die Autorschaft des Künstlers für mehr als wahrscheinlich betrachtet werden. DR. EDITH HOFFMANN

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