Csánky Dénes szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 10. 1940 (Budapest, 1941)

Aladár Dobrovits: Statue einer ägyptischen Priesterin im Museum der Bildenden Künste

STATUE EINER ÄGYPTISCHEN PRIESTERIN falls dort befindliche Granitfigur eines mit untergeschlagenen Beinen sitzenden Man­nes. 13 Die Armstellung unserer Figur ist uns von anderen Kulturgebieten her als Geste der Demut, der Huldigung und der Anbetung be­kannt. 13 Auch in Ägypten konnte diese Geste nicht bedeutungslos sein. Eine „Dienerstatue" der Beöthy-Sammlung steht mit verschränk­ten Armen; 14 die obenerwähnte Männerfigur des Museums von Kairo ist eine Votivstatue, die dem Ahnenkult dient und durch Sesostris I. dem „grossen" Intef zu Ehren errichtet wurde. 15 Die Armstellung scheint also die Datie­rung aus der Zeit des Mittleren Reiches bei der Figur des Museums der Bildenden Künste zu rechtfertigen, doch wiedersprechen dieser Möglichkeit weitere Beobachtungen einzelner Details. Auf den ersten Blick erinnert der Kopfputz unserer Figur an die Haartracht der ägypti­schen Frauen gegen Ende des Alten Reiches und gegen Beginn des Mittleren Reichs: das als glatte Masse der Kopfform folgende und beiderseits am Gesicht entlang auf die Schul­tern abfallende Haar geht am Rücken abge­rundet in ein kurze Verlängerung über, die bis zur Rückenmitte reicht. 19 Doch ist unsere Statue, wie dies die weisse Bemalung klar zeigt, nicht barhäuptig, sondern sie trägt, wie gesagt, eine an die Königshaube, den „Klaft" erinnernde Kopfbedeckung. Die nächsten Analogien dieser Haube finden sich tatsäch­lich bei Königsstatuen und zwar bei einer Basaltstatue des Königs Amenophis II. aus der Glanzzeit des Neuen Reiches, in Kairo. Nach Legrain zeichnet sich diese Statue durch ihre einzigartige Kopfbedeckung aus. 17 Dieser Kopfputz ist, wie die Haube unserer 12 Legrain, I. 42.005. 13 Vgl. z. B. Pigler, A régi képtár kataló­gusa, Képes táblák, Taf. 5 u. 6, Düllberg, Niederländische Malerei der Spätgotik u. Renaissance, Abb. 13, 32, 56 és Taf. IV, Weese, Skulpturen u. Malerei in Frankreich in XV. u. XVI. Jh., Abb. 151, 177, 184, Taf. V., Viz­thum —Volbach, Die Malerei u. Plastik des Mittelalters in Italien, Abb. 140; Pigler, G. R. Donner, Taf. 19, Brinckmann, Barock­skulptur, Abb. 237, Sauerlandt, Die deutsche Plastik des XVIII. Jh. Taf. 71 u. 82, Hekler, Magyar Művészet, Abb. 115—116. 14 Mahler, a. a. O. S. 88. (B 399). Ver­schränkt die ungleichmässig langen Arme höher, als unsere Figur. 15 Legrain, I. S. 5. 18 Vergl. Fechheimer a. a. O. Taf. 20. u. 27. 17 Legrain, I. 42.077 u. S. 44 und Fechhei­mer a. a. O. Taf. 49 Vergl. Medvéi S. 65. Der Kopfputz ist rot. IM MUSEUM DER BILDENDEN KÜNSTE 189 Statue im Wesentlichen mit dem „Klaft" identisch, nur folgt er den Formen des Kopfes, die Kanten sind abgerundet, die auf die Schulter fallenden Teile ebenfalls, wäh­rend er hinten in einer blockförmigen Ver­längerung endet, im Gegensatz zu dem zopf­artigen Ende des „Klaft". Die erwähnte Statue Amenophis II. unterscheidet sich na­türlich von unserer Statue durch des Auf­treten der Ureus-Schlange, die nur Königen zukommt und durch die für diese Statue be­zeichnende sorgfältige Detailarbeit, was vor allem in der Ausbildung der die Schläfen bedeckenden Teile zum Ausdruck kommt. Wir kennen noch eine andere Analogie die­ser Statue, ein von Legrain nicht erwähntes Reliefportrait Amenophis II. 18 und auf diese Zeit deutet auch der eigentümlich lange, un­ter der Last des Kopfes vorgeneigte Kopf unserer Statue hin, eine Eigenheit der Bild­hauerkunst des Neuen Reichs und insbe­sondere des Zeitalters Amenophis III. und IV. 1B Doch blieb dieser königliche Kopf­putz auch in der Zeit, die dem Neuen Reich folgte, bekannt. ia& Auf das Neue Reich, oder auf eine knapp diesem folgende Zeit weist auch die Tracht unserer Statue hin. Das anliegende, bis zu den Fesseln hinabfallende „Hemd" ist das typische Kleidungsstück des Alten und des 18 Fechheimer, Plastik der Ägypter 1923, Taf. 152. 19 Siehe besonders: Encyclopédie Photo­graphique de l'art. Édition Tel. Les Antiqui­tés Égyptiennes du Musée du Louvre Pl. 72 AB, 74 B, 76, 77, 81. Fechheimer, Plastik 106 usw. Doch zeigt der Typus des Halses der Statue „B 229" eine starke Abweichung vom Typus unserer Statue, sowie auch anderer Statuen des Neuen Reiches. Diese Statue nämlich, wie auch Medvéi betont, legt den Kopf stark zurück, während der Kopf der Figur des Museums der Bildenden Künste, wie üblich in der Plastik des Neuen Reiches, unter der Last des Kopfes stark nach vorne geneigt ist. «a Vergl. Bissing, Text zu Taf. 58: (Bronze­statue des Osorkon I. XXII. Dyn.) „ ... Die Stirn ist in ganz flachem Bogen begrenzt von einer Art Königshaube, die aber mehr die Form einer saitischen Perücke hat. Es fallen nämlich keine Lappen auf die Schultern, vielmehr schliesst die Perücke unten ab." Wie jedoch die fragliche Bronzestatue zeigt, hat dieser Kopfputz nichts gemeinsam mit einer Perücke. Eine ähnliche Kopfbedeckung finden wir bei einer, eine Barke abstossenden Statue des Psammetik I. aus der XXVI. Dynastie; siehe Legrain, III. 42.197. Die Farbe des Kopfputzes ist, wie bei der erwähnten Amenophisstatue rot. Die auf Seite 62 mit­geteilten Ausführungen Medveis sind falsch, da Osokorn I., Psammetik I. und Amenophis II. dieselbe Kopfbedeckunng tragen.

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