Csánky Dénes szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 10. 1940 (Budapest, 1941)

Zoltán Oroszlán: Tanagrafiguren und ihre Genossen

bedeckt; ein Zipfel ist über die linke Schulter geschlagen. Der Kopf wendet sich ein wenig nach rechts; der Blick starrt in die Weite. Ihr Haar ist in der Mitte gescheitelt, umgibt in wellig gekämmter Masse die Stirn und fällt dann in zwei Flechten auf die Schulter. Am Fuss Schuhe. Auf dem Mantel sind rosafar­bene, am Khiton blaue, im Haar rötliche und am Gesicht fleischfarbene Bemalungsspuren zu sehen. Nach Arndt wahrscheinlich aus Sizilien stammend. Dieses durch seine Grösse und sorgfältige Ausführung gleichermassen imposante Stück unserer Sammlung ist ein bedeutendes Denk­mal der Koroplastik des 3—2. Jh. v. Chr. Die ruhige Würde der Haltung, die Vollendung der Bearbeitung des Gewandes und ihre Schönheit heben sie hoch über das allgemeine Niveau der Terrakotten hinaus. Unter den antiken Terrakotten können wir nur fernere Parallelen anführen, in der Grossplastik fin­den wir jedoch auch näherliegende. Diese Parallelen entstammen meist der kleinasiati­schen Gewandstatuenreihe. (S. Winter, Ty­pen II. S. 64, Nr. 7, S. 66. Nr. 5, S. 69. Nr. 5 und Altertümer von Pergamon VII. S. 76. ff. Taf. XIV—XV. Nr. 47, weiters ebendort S. 87. f. Taf. XX. Nr. 53. és S. 112, Nr. 85. Als entferntere Analogie führen wir die weib­liche Kolossalstatue des Kapitolinischen Mu­seum an. Brunn —Bruckmann, Denkmäler Nr. 359.) 35. Aphrodité im Stil des Alkamenes. — (Abb. 49. Ziegelroter Ton. Höhe 49 cm. Be­schädigt und an mehreren Stellen ergänzt. Beide Unterschenkel fehlen, fast vom Knie abwärts, auch die Finger der rechten Hand und das Ende des rechts herabhängenden Mantelteiles. Rückseite stark beschädigt und fehlerhaft.) — Die mit grossem Diadem ge­krönte Göttin steht in einem anliegenden Khiton und einem über den linken Arm dra­pierten und mit der Rechten hochgehaltenen Mantel da. Der Khiton gleitet von der linken Schulter herab und lässt die Brust frei. In der linken Hand ein Apfel. Stammt aus Kleinasien, wahrscheinlich aus Myrina. Unsere Figur ist eine Kopie der auch zu ihrer Zeit berühmten Aphrodité des Alkame­nes, die in der Antike mit dem Beinamen „év KfiTtoiç" bekannt war. Eine römische Ko­pie dieser Figur bewahrt der Louvre in der „Aphrodité von Fréjus". Wenn man diese Statue mit unserer Figur vergleicht, so merkt man, dass die Koroplasten sehr gute Ko­pisten waren. In der Einstellung, der Hand­haltung, in der Bearbeitung des Faltenwurfes hält sich der Künstler genau an sein Vor­bild. Aber ins Haar setzte er, der damaligen Mode entsprechend, ein strahlenbekränztes Diadem um ihren göttlichen Charakter noch stärker hervorzuheben. Im Sinne der Zeit­mode ändert er auch ihre Haartracht und scheitelt die Frisur unseres Exemplares in der Mitte, so dass das Haar das Gesicht in wei­chen Wellen umgibt. Unser Stück ist nicht die einzige Terrakotta-Kopie des Werkes von Alkamenes und es scheint, dass die Koro­plasten auch im 2—1. Jh. v. Chr. gerne nach älteren oder näherliegenden Vorbildern grif­fen und gerne in mehr oder weniger gelun­gener Bearbeitung ein bekanntes Werk der Plastik oder der Malerei wiederholten. (So z. B. sehen wir eine Kopie des berühmten Bildes von Apelles, die ihr Haar lösende Aphrodité auf einem Pfau sitzend (!) in einer unserer Terrakotten wieder. Vergl. Oroszlán, Magyar Művészet, Jahrgang VI. S. 74. (Son­stige Terrakottaexemplare unserer Statuette s. Winter, Typen II. S. 214. no. 5.) — Pottier— Reinach, La nécropole de Myrina, I. pl. VIII. p. 161. — Pottier, Diphilos, p. 100, pl. XX. no. 451. 36. Stehende Aphrodité. — (Abb. 50. Ziegel­farbener Ton. Höhe 44-2 cm. Rechter Arm fehlt von der Schulter an, Gesicht und Sok­kel beschädigt, Hals gebrochen. Rückseite oberflächlich bearbeitet.) — Auf hohem, vier­eckigem, oben und unter durch eine gravierte Linie geziertem Sockel stehende Frauenfigur. Das rechte Bein im Knie ein wenig gebogen Der Oberkörper ist unbekleidet, der Unter­körper durch einen bis zur Fuss-spitze fallen­den Mantel bedeckt, der am Rücken hochge­zogen und über den linken Arm geschlagen ist, während das andere Ende, das vor der Hüfte in eine starke Drapierung übergeht, von der linken Hand erfasst wird. Der Kopf ist ein wenig nach rechts gedreht. Das volle Gesicht zeigt beinahe individuelle Züge. Das in der Mitte gescheitelte Haar legt sich in weichen Wellen über die Stirne, während an beiden Seiten lockeres, in kleine Locken ge­drehtes Haar die Schläfen bedeckt. Auf dem Mantel sind grünblaue, am Körper rosige Farbenflecke zu sehen. Hinten am Sockel der Name des Koroplastes: AIOAQPOY. Unsere Statue vertritt einen recht seltenen Typ unter den antiken Terrakotten. (S. Win­ter, Typen II. S. 220. Nr. 1. und 221. Nr. 5.) In ihrem plastischen Aufbau ist sie in der Grossplastik den hellenistischen Aphrodité oder Nymphen-Figuren verwandt, die wir in ziemlich grosser Zahl aus dem antiken Mate­rial kennen. (In diese Familie gehören die Aphrodité aus Capua und Arles, die melische

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