Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)
Jolán Balogh: Studien in der alten Skulpturensammlung des Museums der Bildenden Künste. II.
einen Fingerzeig geben, der zwischen dem Kopf unserer Madonna (Abb. 145.) und der Büste der Anna von Schweidnitz (Abb. 144. — Prag, St. Veit Kirche.) besteht. Die feinen, gefühlvollen Züge des Profils und die ineinanderlaufenden Linien der gewölbten Stirn und der Nase verraten sehr nahe Verbindungen. Selbst die Linienführung der Haarwellen zeugen fast von der gleichen Stilstufe. Die Budapester Madonna kann kaum einige Jahre später als das Prager Brustbild entstanden sein. Die Bildnisserie, zu der auch die Anna von Schweidnitz gehört, wurde zwischen 1374—1378 216 gemeisselt, oder sogar in der ersten Hälfte dieser Zeitspanne. Man kann die Entstehungszeit der Budapester Madonna also ungefähr in die Jahre 1380—1390 217 setzen. Die Stilähnlichkeit der beider Werke weist auch die Budapester Statue in den Prager Künstlerkreis. Diese Behauptung wird noch durch einen zweiten, auffallenden Umstand bestärkt: das Motiv des Jesuskindes ist dem Karlsteiner Bilde 218 Tommaso da Modenas (Abb. 146.) entliehen. 218 Der Meister unserer Statue hat von hier das Motiv des Bambino übernommen, der in Mariens Arnördlichen Turme der Kathedrale von Amiens (Vitry, P. — Brière, G.: Documents de sculpture française du Moyen Age. Paris, 1904. Pl. CHI.) — Bezüglich der Triforium-Büsten des Prager St. Vitus-Domes denken Kletzl und Opitz an französischen Einfluss. (Kletzl, O.: Zur Parier Plastik. Wallraf-Richartz Jahrbuch. N. F. Bd. II/III. 1933—34. S. 126—129.; Opitz, J.: Die Plastik in Böhmen zur Zeit der Luxemburger. I. Prag, 1936. S. 84, 197.). 218 Stia;, A.: Die monumentale Plastik der Prager Dombauhütte um die Wende des 14. und 15. Jahrhunderts. Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission. Bd. IL 1908. S. 80. (die Triforium-Büsten zwischen 1379—1394); Opitz op. cit. S. 97. (ein Teil der Triforium-Büsten, darunter auch diejenige der Anna von Schweidnitz entstanden zwischen 1374—78). 217 Neuerdings hat man auch die Datierung der anderen „Schönen Madonnen" stark zurückgeschoben. Vgl. Wiese, E.i Zur Datierung der „Schönen Madonnen". Zeitschrift für bildende Kunst. 61. Jahrgang. 1927—28. S. 359—364. (die Breslauer Madonna entstand vor 1408); Oettinger, K.: Der Illuminator Erzherzog Emsts des Eisernen. Festschrift zum 70. Geburtstag von Adolph Goldschmidt. Berlin, 1935. S. 62—63. (der Typus der Breslauer Madonna spätestens aus den ersten Jahren des 15. Jahrhunderts); Oettinger: Böhmische Malerei und Skulptur. S. 18. (die Krumauer Statue zwischen 1395—1400). 218 Marie op. cit. IV. The Hague, 1924. p 356, 362—364. 319 Schon Swarzenski hat bemerkt (op. cit. S. 48.), dass das Motiv des Bambino aus der men halb liegend, halb sitzend, sein über das linke geschlagene, rechte Bein hinunterhängen lässt. (Abb. 147.) Natürlich trägt der Bambino, dem nordischen Geschmack entsprechend, ein Kleidchen, sowie dies im 14. Jahrhundert allgemeine Sitte war. Der unbekannte Bildhauer unserer Madonna hat also die Prager Büste der Anna von Schweidnitz und das Karlsteiner Gemälde gekannt und beide als Vorbilder benützt. Solche Zusammenhänge sind aber nur bei einem Künstler begreiflich, der in dem Prager Künstlerkreise lebte. Auf diese Weise fällt auch auf die Breslauer und Krumauer Madonnen, 220 die man schon früher mit der Prager Kunst in Beziehung gebracht hat, mehr Licht, weil man ihre Vorbedingungen nicht nur in der lokalen Malerei nachweisen kann, wie bisher vorausgesetzt wurde, 221 sondern auch in der örtlichen Skulptur. JOLÁN BALOGH italienischen Kunst entlehnt ist. Er wies aber nur im allgemeinen auf die Gemälde von Allegretto Nuzi, Barnába und Tommaso da Modena hin, ohne das unmittelbare Vorbild zu nennen. 220 Oettinfirer hält die Madonna von Krumau für ein Prager Werk (Böhmische Malerei und Skulptur, S. 23.) und meint, auch die Breslauer Statue in dieses Kreis einreihen zu können (Böhmische Malerei und Skulptur, S. 18. und „Der Illuminator Erzherzog Emsts des Eisernen." S. 63.). Auf den Zusammenhang der Breslauer Madonna und der böhmischen Malerei hat schon Pinder hingewiesen (Zum Problem der „Schönen Madonnen'. S. 157—158, 171.; Deutsche Plastik. I. S. 169.). ^ Oettinger: Böhmische Malerei und Skulptur. S. 20—22. Ergänzungen: Zur S. 18. Ragghianti hat neuerdings den Piccolominimeister mit Buggiano identifiziert, aber seine Beweisführung ist nicht überzeugend. (La Mostra di scultura italiana antica a Detroit. La Critica d'Arte. III. 1938. p. 177.) Zur Anm. 77. Ragghianti attribuiert die Verkündigungsgruppe des Kaiser Friedrich Museums dem Francesco di Valdambrino. (Su Francesco di Valdambrino. La Critica d'Arte. III. 1938. p. 140.) Zur Anm. 143. Das Exemplar des Museo Civico von Padua wurde von A. Moschetti in die Schule des Pietro Lombardi verwiesen. (Moschetti. A.: II Museo Civico di Padova. Padova, 1938. p. 282—283. Fig. 180.) Zu den Anm. 159. und 162. Moschetti hat die Herakles-Statuette, ebenso wie die Venus (Omphale?)-Figur dem Ammannati zugeschrieben, (op. cit. p. 224.)