Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

Jolán Balogh: Studien in der alten Skulpturensammlung des Museums der Bildenden Künste. II.

Ähnlichkeit 155 aufweisen. Unser Brustbild steht der Grabstatue Marcellos auch sti­listisch nicht ferne, die Pietro Lombardi gemeisselt hat. Ein ähnlicher Stilzusammen­hang knüpft es an Lombardis zweites Werk, an das Standbild Pietro Mocenigos (S. Gio­vanni e Paolo, am Grabdenkmal des Dogen. — Abb. 108.). Auf allen diesen Statuen und auch auf der Büste werden die alten Gesichts­züge besonders scharf hervorgehoben, wäh­rend, im Gegensatz dazu, die übrigen Einzel­heiten, der Dogenhut und Mantel, zusammen­fassend modelliert sind, was die Wirkung der markanten, zeitdurchfurchten Köpfe stark erhöht. Das Brustbild aber, besonders die Gesichtszüge sind weicher und detaillierter geformt. Dies ist nicht nur durch das weichere Material der Terracotta begründet, sondern auch dadurch, dass die Statue wahr­scheinlich nach einer Totenmaske modelliert wurde. Auch die eingefallenen Augen und das gewissermassen zurückgeneigte Haupt wei­sen darauf hin. Weiters müssen wir in Betracht ziehen, dass auch die Portraitkunst Pietro Lombardis sich immer mehr dem Detail zu­wendete. Im Vergleich mit dem Grabmal Pietro Mocenigos, bedeutet die Grabfigur Marcellos in dieser Hinsicht bereits einen starken Fortschritt. Noch auffälliger zeigt sich dieses Bestreben an der Grabstatue Andrea Vendramins (Abb. 107), die nach der Meinung Planiscigs 130 ein unbekanntes Mitglied der Werkstätte Lombardis nach der Totenmaske gemeisselt hat. Unser Brustbild ist ebenfalls das Werk eines unbekannten Mitglieds dieser Werkstätte, der naturalistische Neigungen besass, und zwar vom Ende des XV. Jahr­hunderts. 137 schel, W.: Tizian. Stuttgart—Leipzig, 1907. S. 216, 242.; Hadéin, D. von: Tizians Bildnis des Dogen Niccolo Marcello in der Pinakothek des Vatikans. Repertórium für Kunstwissen­schaft. XXXIII. 1910. S. 101.), welches eben­falls eher dem oben erwähnten Bildnisse Andrea Vendramins und seiner Grabmalfigur nahesteht. 135 Ausser Niccolo Marcello könnte man noch Cristoforo Mauro (1462—1471) und Marco Barbadigo (1485—1486) in Betracht nehmen. Ihre Medaillenbildnisse (Heiss op. cit. Pl. I. 6., X. L; Molmenti, P.: La storia di Venezia nella vita privata. I. Bergamo, 1915. p. 425.) erinnern im allgemeinen an die Büste unserer Sammlung, doch die einzelnen Züge, besonders die Nase und der Mund weichen sichtbar ab. 136 Planiscig, L.: Pietro, Tullio und Anto­nio Lombardo. Jahrbuch der kunsthist. Sammlungen in Wien. N. F. Bd. XI. 1937. S. 108. Abb. 106. 137 Pietro Lombardi hat das Grabmal des Pietro Mocenigo im Jahre 1481 beendigt. Zu der Kunst der venezianischen Terra­ferma, näher bezeichnet zu der Schule von Padua, gehört ein Pieta-Relief 138 (Abb. 96.) unseres Museums, das — wie schon Schub­ring darauf hingewiesen hat — ein un­bekannter Meister nach einer allgemein be­kannten Bronzeplakette 139 aus Holz geschnitzt hat. Die Arbeit ist kraftvoll, jedoch ein bis­chen grob und oberflächlich modelliert. An der Komposition hat der Künstler nur in­soweit geändert, dass er oben vier Trauer­weiber hinzufügte, wodurch die abschlies­sende Linie des Reliefs ruhiger geworden ist. Die Kopftypen des Reliefs, wie die der Pla­kette, zeigen mit den Putten Bellanos (Abb. 97. ) im Santo von Padua 140 geschwisterliche Ähnlichkeit. Wahrscheinlich sind also beide nach einem verloren gegangenen Werke Bellanos oder dessen Werkstätte verfertigt worden. Das bronzene Pietà-Relief 141 (Abb. 98. ) im Wiener Kunsthistorischen Museum stammt wahrscheinlich ebenfalls aus der Werkstatt Bellanos. Die Engel zeigen den gleichen Typus wie die weinenden Engel un­seres Holzreliefs, nur sind ihre Züge feiner. Hieher gehört auch — obgleich schon weiter abstehend — die Pietà 142 am Corpus Domini­Altar in S. Lorenzo zu Vicenza, dessen Rep­lik, das sich im Museo Civico in Padua be­findet, durch Sergio Bettini 143 , in etwas über­Nach allgemeiner Ansicht ist das Grabmal des Niccolo Marcello nur nach demjenigen Mocenigos verfertigt worden (Planiscig: Ve­nezianische Bildhauer. S. 44, 54.) 138 Im Inventare: toskanischer Meister, 15. Jahrh.; Schubring: Katalog der Bildwerke, No. 60. (padovanische Schule, um 1470, die Komposition nach der Plakette: Molinier I. 41. No. 73.); Balogh: Die alten Bildwerke, S. 204. (Nachfolger des Bellano, vicentini­scher Meister.). 139 Bange, E. F.: Die italienischen Bi'onzen der Renaissance und des Barock. II. Teil. Reliefs und Plaketten. Berlin —Leipzig, 1922. No. 353. — Staatliche Museen zu Berlin. Be­schreibung der Bildwerke der christlichen Epochen (padovanischer Nachfolger des Do­natello). 140 Planiscig, L.: Andrea Riccio. Wien, 1927. S. 28—29. 141 Planiscig, L. — Kris, E.: Katalog der Sammlungen für Plastik und Kunstgewerbe. Wien, 1935. S. 50. Saal X. Vitrine 3. No. 3. (früher im österreichischen Museum für Kunst und Industrie). 142 Courajod, L.: Note sur quelques sculp­tures vicentines. Gazette des Beaux Aris. Vol. 25. 1882. p. 139. — Courajod teilt die Inschrift der Kapelle, in welcher das Grab­mal aufgestellt ist, mit. Dieses Datum: 1474 kann als terminus post quem zur Datierung des Reliefs dienen. 143 Bettini, S.: Bartolommeo Bellano, „inep­tus artifex". Rivista d'Arte. XIII. 1931. p. 80.

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