Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

Jolán Balogh: Studien in der alten Skulpturensammlung des Museums der Bildenden Künste. II.

Rozzelli-Grabmales, das 1430 oder etwas spä­ter entstanden ist, 117 annähernd bestimmt. Das reifste Werk des Meisters ist der Tod Ma­riens, dessen einfache Komposition fast monumental wirkt. Es gelang ihm, die ruhig liegende Gestalt der Maria, die da­hinter stehenden, betenden und tiefergriffe­nen Apostel, sowie die Engel, die sich in ge­schweiften Linien nach oben schwingen, in eine feierliche, monumentale Einheit zu­sammenzufassen, indem er die senkrechten Linien der Apostel und die wagrechte Linie der Madonna stark betonte und sie dann durch die Engelsfiguren auflöste. Er milderte die düstere, feierliche Szene aufs glücklichste durch die mandorlahaltenden Engel, welche in formeller Hinsicht auf die kreuzhaltenden Engel Ghibertis zurückgeführt werden kön­nen. 38 Der Einfluss des grossen Meisters ist auch in den Gesichsttypen 39 der Engel und in dem Mantelwurf der Apostel zu bemer­ken, besonders in den auf den Schultern bogenförmig zurückfallenden Falten. 40 Von der Budapester Komposition gibt es noch eine schwächere Werkstatt-Variante, die sich in der Chiesa della Tomba in Adria befand und dann in das dortige Museum 41 gelangte. Die Madonna der Annunziata in Arezzo gibt uns Gelegenheit, ein weiteres Werk unserem unbekannten Meister zuzuschrei­ben und zwar die herrliche, lebensgrosse Madonnenstatue 42 aus Terracotta des Bar­gello. (Abb. 28.) Der Aufbau der Statue stimmt fast haargenau mit der Madonna der Annunziata überein, die nur eine schwache, einfache Werkstattvariante der vorgenann­ten zu sein scheint. Den Vorläufer für die Stellung und Haltung des schlanken, un­bekleideten Bambino, sowie den halbkreis­förmig sich wiederholenden Faltenwurf, der für unseren Meister so charakteristisch ist, finden wir im Madonnen-Relief 43 auf dem 37 Fiocco op. cit. p. 563. 38 Vgl. die kranzhaltenden Engel am Re­liquienschreine der heiligen Profus, Hyacin­thus und Nemesis (Firenze, Museo Nazionale). 39 Vgl. die Kopftypen des Verkündigungs­reliefs (Firenze, Battistero, I. Bronzetür. — Fot. Brogi. No. 4327.). 40 Vgl. die Statuen des Apostels Matthäus und des Hl. Stephanus (Firenze, Orsanmichele) und eine weibliche Figur der zweiten Bronze­tür (Orsz. Magy. Szépművészeti Múzeum Évkönyvei. — Jahrbücher des Museums der bild. Künste. Bd. VI. S. 27. Abb. 25.). 41 Fiocco op. cit. p. 562. 42 Diese Madonnenstatue war im Jahre 1937 als florentinisches Werk vom Anfang des 15. Jahrhunderts ausgestellt. 43 Del Vita, A.: L'altar maggiore del Duomo d'Arezzo. Rassegna d'Arte, 1911, p. 128. Hauptaltar des Domes in Arezzo (Abb. 26.), der aus dem 14. Jahrhundert stammt. Nur ein Meister, der von Arezzo stammte, konnte sich derart an die ci fliehen Traditionen klammern und diese weiterentwickeln. Un­ser Künstler hat also nicht auf der Wander­schaft hier gearbeitet, sondern war wahr­scheinlich aretinischen Ursprungs und berei­cherte nach einigen, in der Werkstätte Ghi­bertis 44 verbrachten Studienjahren, seine Ge­burtsstadt mit seinen Werken. In seiner Werk­statt sind ausser monumentalen Kompositio­nen auch zahlreiche Madonnenstatuen ent­standen. Die ausgezeichnet aufgebaute und majestätisch schöne Madonna im Bargello ist nicht sein einziges Werk dieser Art. Wir müssen eine halbfigurige Madonna 45 des Bar­gello (Abb. 29.) und den Altar mit mehreren Figuren 46 im Londoner Victoria and Albert Museum (Abb. 27.) auf Grund der überein­stimmenden Kopf typen gleichfalls zwischen die Werke unseres Meisters einreihen. Diese drei schönen Madonnenkompositionen sind, wahrscheinlich in der spätesten vnd reifsten Epoche unseres Künstlers entstanden, als sich die Eigentümlichkeiten seiner Kunst, welche bereits auf dem Budapester Relief erscheinen, — die gute Komposition, die ab­wechslungsreiche, originelle Faltenführung, der Liebreiz der Engelsköpfe — schon voll entwickelt hatten und ganz erblüht waren. Diese Werke gehören zu den besten Schöp­fungen der toskanischen Kunst jener Zeit, die den Übergang von der Spätgotik zur Renaissance bildete. Von den Madonnenkompositionen, die un­ter dem Namen des Pellegrini Meisters zu­sammengefasst werden, lasst sich am ehe­sten das grosse Madonnenrelief im Londo­ner Victoria and Albert Museum (Abb. 31.) in den Kreis des Michèle da Firenze, 47 des Meisters der Veroneser Kapelle, oder eines Künstlers, der unter dessen Einfluss ge­arbeitet hat, verweisen. 4S Der Kopftypus der M Den Kopftypus der stehenden Madonna (Bargello) vgl. mit den Engelsfiguren und weiblichen Gestalten der Area di S. Zanobi. (Fot. Brogi No. 4917.: die weibliche Figur an der linken Seite stehend; Fot. Brogi No. 4918.: die erste Engelsfigur). 45 Salmi op. cit. p. 264. 48 Maclagan, E. — Longhurst, M. H.: Cata­logue of Italian Sculpture. (Victoria and Al­bert Museum), 1932. p. 17. PI. 9. 47 Die Statuetten des Altares von Modena — insoweit man es auf Grund der von Fiocco publizierten Photographien (op. cit. p. 556— 557.) beurteilen kann — stehen den Reliefs der Capp. Pellegrini nahe. 48 Eine Ähnlichkeit zeigt sich in dem Ma­donnentypus der Reliefs von London und Verona (Christi Geburt, Anbetung der Kö-

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