Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

Jolán Balogh: Studien in der alten Skulpturensammlung des Museums der Bildenden Künste. II.

chon 18 im Vatikan wieder. Diese unmittel­baren Zusammenhänge machen es wahr­scheinlich, dass der Meister unserer Statue dem Künstlerkreise Allegretto Nuzis 20 ange­hört und in der zweiten Hälfte des 14. Jahr­hunderts gewirkt habe. Seine monumentale Statue ist eines der frühesten Kettenglieder der Holzschnitzerei in der Marche-Gegend. 21 Ein farbiges, mehrfiguriges Kalksteinrelief (Abb. 21.) unserer Sammlung, führt uns in die Abruzzen, ein wenig bekanntes und doch ausserordentlich interessantes Gebiet der italienischen Skulptur. Es handelt sich eigentlich um eine gemeisselte Altartafel, die in der italienischen Kunst ziemlich selten vorkommt. Vielleicht gehörten einst, wie am Werke Tommaso Pisanos, am Altare der Kirche S. Francesco in Pisa, polyptichonartig auch eine Predella und Seitenflügel dazu. Der untere Teil des Reliefs stellt die Ma­donna mit dem Bambino dar, der sich zu dem knieenden Donator wendet. Die Ein­stellung beider Figuren entspricht den üb­lichen Kompositionen der Anbetung der Kö­nige. 22 Der Madonna schliessen sich beider­seits zwei Heilige an. Darüber sind zwei betende, diagonal aufwärts fliegende Engel und die segnende Gestalt Christi angebracht, wodurch sich die Linie des abschliessenden Dreiecks in einer natürlichen, selbstverständ­lichen Weise ergibt. In der gleichen organisch­verbundenen Art enden die beiden architek­tonischen Pfeiler in den Gestalten des Erz­engels Gabriel und der Maria. Man verwies unser Relief allgemein in den Kreis der ober­italienischen Kunst. 23 Wir konnten jedoch aus den Rechnungen des Kunsthändlers, der das Relief dem Museum verkaufte, feststel­len, dass es aus Aquila, der Hauptstadt der Abruzzen stammt. 24 Wenngleich die Denk­19 Marie op. cit. V. — Tafel nach p 152. 20 Auch die Fresken in S. Agostino zu Fabriano (vgl. Rivista d'Arte, XVI. 1934. p. 322, 327, 329, 333.) beeinflussten seinen Stil. 21 Vgl. Serra, L.: L'arte nelle Marche. I. Pesaro, 1929. p. 252—253, 457—458; II. Roma, 1934. p. 187—195. 22 Vgl. das Fresko „Anbetung der Könige" in S. Agnese zu Rom, 2. Hälfte des 14. Jahr­hunderts (Marie op. cit. V. p. 363.). 33 Schubring: Katalog der Bildwerke. No. 65. (veronesisch um 1460); Meiler op. cit. No. 45. (oberitalienisch, 2. Hälfte des 14. Jahr­hunderts). 24 Rechnung des florentinischen Kunst­händlers E. Costantini vom 4. Juli 1895 (Ak­tensammlung des Museums der bild. Künste, No. 246/895.): „Bassorilievo di pietra d'Aquila, la vergine col bambino, San ti e donatore in ginocchio"; Lajstrom (Verzeichnis). 1896. S. 11. (von Aquila, 14. Jahrh.). Aquila hat man später irrtümlich als Meistername ge­nialer von Aquila aus der Zeit unseres Re­liefs, das ist vom Ende des 14. Jahrhunderts, äusserst selten sind, so können wir doch einige nachweisen, die mit dem unsrigen in naher Verwandtschaft stehen. Auf einer Stallum-Schnitzerei 25 der Kirche S. Giusta in Aquila (Abb. 20.) erblicken wir den glei­chen Gesichtstypus, den etwas düsteren, strengen Blick und das harte Kinn, wie auf der Heiligen unseres Altars. Das Timpanon­relief 26 der S. Maria di Roio zeigt hingegen mit der Komposition und dem Faltenwurf unserer Madonna verwandte Züge. Schubring hat die überlebensgrosse, sitzen­de Madonna 27 aus Kalkstein (Abb. 22.), die einst das Timpanon irgendeiner Kirche ge­ziert hat, in den Kreis der mittelitalienischen Skulptur — genauer der umbrischen Schule — eingereiht. Dass sie einst eine Kirche geschmückt hat, beweisen nicht nur ihre grossen Masse, sondern auch ihr verwitterter Zustand. 28 Karl Pulszky hat sie in Venedig gekauft. Schon dieser Umstand spricht für den oberitalienischen Ursprung, denn es wäre wohl kaum der Mühe wert gewesen, ein so grosses Bildwerk und noch dazu ein Bruch­stück von schlechter Erhaltung, aus Mittel­italien herbeischaffen zu lassen. Auch weist ihr Stil auf die Madonnenstatuen von Vene­dig und Umgebung hin. 2a Mit dem Grabdenk­mal des Fulgenzio Sala 30 in Padua (Abb. 23.) deutet. Az Orsz. Magy. Szépművészeti Mú­zeum állagai (Die Bestände des Museums der bild. Künste). III. Teil. 3. Heft. Buda­pest, 1915. S. 23. („Aquila. Tätig im 14. Jahrh."). Ebenso wurde es in das Inventar eingeführt. Vgl. weiter Balogh: Die alten Bildwerke. S. 198. (Meister von Aquila, 14. Jahrh.). 25 Serra, L.: Aquila. Bergamo, 1929. p. 56, 58. (Italia Artistica. No. 99.). 26 Fot. Alinari, No. 36.162. 27 Schubring: Katalog der Bildwerke. No. 54. (umbrischer Meister, um 1460); Schubring: Ital. Renaissanceplastik. S. 102. (umbrischer Meister, 1. Hälfte des 14. Jahrh.); Balogh: Die alten Bildwerke. S. 197. (Meister aus dem veneto-padovanischen Kreise, 14. Jahrh.). 28 Ergänzungen an der Figur der Madonna: der Hals, ein Teil der Haare und des Kopf­tuches, weiterhin die rechte Schulter. Im Inneren des Mantels der Madonna und am Gewände des Bambino sind rote Farbenspu­ren sichtbar. 29 Vgl. mit dem Grabmale des Dogen Andrea Dandolo (f 1354. — Venedig, S. Marco). 30 Venturi, A.: Storia dell'arte italiana. IV. Milano, 1906. p. 766. Fig. 635—36. (Als Grabmal des Conrado und Daniele Sala von einem Werkstattgenossen des Andriolo de Sanctis); Gabelentz, H. von: Mittelalterliche Plastik in Venedig. Leipzig, 1903. S. 244. (Als Grabmal des Fulgenzio Sala, welches dem Grabmale des Dogen Bartolommeo Gradenigo

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