Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)

Dionys Csánky: Tafelmalerei von Szepeshely (Zipser Kapitel) im XV.—XVI. Jahrh

Dieses hervorragende Werk des bedeuten­den Okolicsnóer Meisters ist in den letzten Jahren des ersten Jahrzehntes des neuen Saeculums (1505—1510) unter unmittelbarer Beeinflussung des Künstlers der Szepes­helyer Marienkrönung entstanden. Bei der Fertigstellung des Hochaltars dürfte auch auf die Werkstatt des Meisters ein ange­messener Teil entfallen sein. Hierfür spricht, dass die vier Bilder der äussern, unbeweg­lichen Altarflügel von den Bildern der be­weglichen Flügel, in Sonderheit von der jüngst gereinigten Budapester Tafel in Mu­sterung, Technik, Zeichnung und Kolorit gewisse Abweichungen verraten. Deshalb wollen wir unsere Untersuchung vor allem bei den beweglichen Altarflügeln beginnen, wo sich der Stil unseres Meisters in voller Klarheit entfaltet. Die klare Bildkompo­sition und der Formenauftrag des Meisters der Marienkrönung von Szepeshely, von dem unser Künstler ausgeht, ist ins Monumentale gesteigert. Auch seine technische Schulung, I seine niederdeutsche und niederländische Orientierung hat er nur auf dem Wege über die Szepeshelyer Meister gewinnen können. Seine bewusst und mit sicherm Gefühl aufgebauten symmetrischen Kompositionen, seine plastisch modellierten, körperhaft ein­gestellten und von lyrischem Pathos erfüll­ten Figuren erheben sich in eine Sphäre von theatralischer und monumentaler Festlich­keit. Auch in der warmen Einheit von Far­benwirkung, Milieudarstellung und Per­spektive schweben ihm bewusste künstle­rische Ziele vor, während die bleiernen, weiss­grauen Tönungen der Körperfarben seinen Bildern einen ganz besonderen, individuellen Zauber verleihen. Für die völlig bewusste Farbengebung spricht das warme Gelb des vor dem weissen Linnen statuarisch heraus­gearbeiteten, anatomisch überzeugenden Christusleibes ebenso eindringlich, wie das brennende Rot im Mantel des Johannes, welches den leidgequälten Christuskopf zum dramatischen Mittelpunkt der Szene erhebt. Seine in weisse Tücher gehüllten, nicht selten stumpfnasigen Frauenköpfe wiederholen sich leicht erkennbar auf mehreren seiner Werke. Dagegen kann der rechts stehende Priester auf dem Darstellungsbilde mit seinem präch­tig gezeichneten Kopfe schon als selbständige Bildnisleistung gelten, was vom Standpunkte der Zeitkunst umso höher anzuschlagen ist, als wir bis dahin ein selbständiges Porträt nicht kennen. (Abb. 94—95.) Mit wahrhaft male­rischer Reife und Rhythmik bedient er sich der Kompositionskraft der weissen Farbe im Ins­gesamt der feurigroten und purpurnen, grü­nen und blauen Farben und der gemusterten gelben Gewänder und Mäntel. Bei unver­kennbar niederländischer Orientierung arbeitet er in einer einfachen, alle über­flüssigen Einzelheiten vermeidenden, feinen Lasurtechnik, welche ihrerseits in den alten Szepeshelyer Überlieferungen wurzelt und mit steigender Übung immer vollkommener wird. Pracht und Reichtum kommt bei ihm nicht im äusseren Beiwerk, sondern in der feier­lichen Einheit der Auffassung zum Ausdruck. Bei der Bemalung der äusseren, unbeweg­lichen Flügel mag, wie oben schon erwähnt, auch die Werkstatt des Meisters teilgenom­men haben. Das Kolorit der auf dünnem Bolus gemalten Bilder ist im Laufe der Zeiten fahl geworden und die Jahrhundert alte Schmutzschichte trägt noch das ihrige dazu bei, den ursprünglichen Eindruck der verfallenen und beschädigten Tafeln zu ver­schleiern. Somit ist die Entscheidung nicht leicht, ob die von den beweglichen Flügeln abweichenden, in lilagraue Tönung einge­betteten, in hellgelben, roten und tiefgrünen Farbflecken schwingenden Rhythmen auch im originalen Zustande in der weichen, dumpfen Temperatechnik untergetaucht waren, oder solche plastische Farbenkon­traste aufgewiesen hatten, wie die vor kurzem restaurierte Budapester Tafel. Die sym­metrische Einfügung der Kompositionen der unbeweglichen Tafeln in das Gesamt­system des Altars kann nur der einheit­lichen Konzeption des leitenden Mei­sters zu danken sein. Das Abendmahl (Abb. 98.), dessen struktureller Aufbau uns von einem Aussenbild des Szepes­helyer Hochaltars her schon bekannt ist, er­scheint hier zurückgeblieben und auch seine zeichnerischen Unzulänglichkeiten weisen auf Werkstattsarbeit hin. Hingegen meinen wir in der Ausführung der Geisselung, vornehm­lich aber der Dornenkrönung (Abb. 99, 96.) schon die eigenhändige Ausführung des Mei­sters zu erkennen.Seine reinlyrische Persönlich­keit heraus zu heben, wüssten wir kaum einen bezeichnenderen Kontrast, als die Kompo­sitionen seines Zeitgenossen Jörg Breu, eines der charakteristischesten Vertreter der Donauschule, besonders in seiner mit drasti­schem Realismus gemalten Dornenkrönungen in Herzogenburg und Melk. Auch auf die starke und unmittelbare Einwirkung der gleichen Themen (Geisselung, Dornenkrö­nung) vom Szepeshelyer Altar mit der Marien­krönung weist jenes Streben des Okolicsnóer Meisters hin, die Raumelemente auf geo­metrische Formeln zu reduzieren und in diesem beruhigten architektonischen Rah-

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