Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)

Dionys Csánky: Tafelmalerei von Szepeshely (Zipser Kapitel) im XV.—XVI. Jahrh

Das dritte in der Einweihungsurkunde erwähnte und noch erhaltene Werk ist der Flügelaltar, der dem Andenken des Erzengels Michael und Allerseelen geweiht und nach ihnen benannt war (Abb. 19.). Auf den Zusammenhang des völlig übermalten, be­rühmten Mittelbildes (150 X 74 cm) des Erzengels mit dem Altar von Beaune hatte schon Ladislaus Éber hingewiesen, 1 der in diesem Werke niederländische Arbeit ver­mutete. Die Unhaltbarkeit dieser Annahme ist von der neuen Forschung schon fest­gestellt worden, 2 doch können wir diese seltene Kopie kaum auf eine allfällige Stichentlehnung zurückführen. Einen be­sonders hohen Kunstwert wird man unserm Altar, abgesehen von diesem interessanten Zusammenhang mit Beaune, umso weniger zusprechen können, als der zeitgenössische Charakter der Mittelbilder stark verwischt ist. Dasselbe gilt auch für die inneren Flügelbilder (72'5x30 cm), welche in der Einstellung der Heiligen und — trotz starker Übermalung — auch in den for­malen Einzelheiten augenfällig dieselbe iko­nographische Schulung und dieselbe, von uns nach Polen hinüber wirkende Formen­sprache aufweisen, wie die Bilder des Hoch­altars. Die äusseren Flügelbilder sind dann im Laufe der Jahrhunderte, vornehmlich aber bei der letzten Restaurierung von 1889 derart übermalt worden, dass sie fast für neugotische Werke gelten können. In der Reihe der 1478 erwähnten Altäre ist noch der Johannes dem Täufer und den Heiligen Drei Königen (Kaspar, Melchior, Balthasar) geweihte und nach ihnen benannte Altar zu erwähnen (Abb. 20.), wel­cher von mehreren Forschern, so von Divald, mit dem heute noch im Dome stehenden Dreikönigsaltar gleichgesetzt wurde. 3 Diese Kombination ist völlig unhaltbar. Die Schnitzarbeit der Statuengruppe des Schrei­nes kann in die Zeit um die Jahrhundert­wende angesetzt werden, doch sind die Flügelbilder (83 x 70 cm) innen und aussen so stark übermalt, dass jede weitere Unter­suchung aussichtslos erscheint ; doch spricht die den Zeitcharakter besser verratende Predelle (48x213*5 cm) dafür, dass der ganze Altar in die Gruppe der um 1500 1 A szepeshelyi Szt. Mihály-oltár. Arch. Ért. Neue Folge. Band XXVI. S. 193—202. 2 Stephan Genthon, a. a. O. S. 121. 3 A. a. O. S. 51—54. Wahrscheinlich wurde Divald durch die von derselben Hand her­stammende Übermalung irregeführt, so dass er den Maler des Dreikönigsaltars und des Todes Maria im Meister des Michaelaltars zu suchen glaubte. im Dome errichteten Altäre einzureihen ist. Hier schiebt sich nun eine Künstler­persönlichkeit von grossem Format in die spannungsreiche, etwa zwei Jahrzehnte dau­ernde Entwicklungsepoche ein. Seine Tätig­keit ermöglicht uns, die Umrisse einer nach Verwirklichung eines einheitlichen künstlerischen Zeitideals strebenden, auf Szepeshely lokalisierbaren Malerschule nach­zuzeichnen. Dieser, hervorragende und reiche Wirkungen ausstrahlende Künstler ist der Schöpfer der Flügelbilder vom einstigen Hochaltar aus der am Fusse der Zipser­burg, neben der Propstei gelegenen alten Kirche von Szepesváralja, der hier mit entscheidender Gestaltungskraft die Formen­sprache der Malerei in Szepeshely für zwei aufeinander folgende Jahrzehnte bestimmt hat. Sein, in den obenerwähnten, Ende der 80-er Jahre gemalten 12 Tafelbildern vom einstigen Hochaltar der Kirche von Szepesváralja kulminierendes, künstlerisches Schaffen hat in der Fachliteratur bisher noch keine Beachtung gefunden und wird hier das erstemal besprochen. 1 (Abb. 21—32.) Aus die­sen grossen Altartafeln 2 kann der Aufbau des prächtigen Altarwerkes, bzw. die Anordnung der Szenen nach folgendem Schema re­konstruiert werden. 3 Die Wurzeln der Kunst dieses hochbedeut­samen Meisters von Szepesváralja senken sich in das Erdreich der Nürnberger, mittel­bar der Schlesischen Schule. Er bildet eine Parallelerscheinung zu jenen schlesischen Meistern, die nach der Breslauer Wirksam­keit Pleidenwurffs, welche durch den einstigen Hochaltar der St. Elisabethkirche zu Breslau dokumentiert ist, den Stil des Meisters über­nommen, mit den lokalen Vorstufen ver­schmolzen und selbständig weiter entwickelt hatten. Für diese Breslauer Künstler sind im Laufe des ganzen Jahrhunderts — um nur den jüngeren Zeitgenossen des Meisters 1 Stephan Genthon (a. a. O. S. 52) weist wohl auf den ausserordentlichen Kunstwert der Bilderfolge hin, doch setzt er ihre Ent­stehungszeit zu frühe, in die 1460-er Jahre an. 2 Die Masse der beweglichen Flügel be­tragen 133 x142 cm, die der unbeweglichen hingegen 134x138 cm. 3 Eine genaue Rekonstruktion wird durch die — mit Ausnahme zweier fehlenden — originalen Rahmen, bzw. durch die Spuren des Zersägens erleichtert. Die beiden neu eingerahmten Tafeln mit der Flucht nach Egypten und dem 12 jährigen Jesus im Tempel hängen im Chor der Kirche von Szepesváralja, während die anderen im 1933 errichtetem Diözesanmuseum zu Szepeshely ausgestellt sind. —- Der Schrein des einstigen Hochaltars samt Predelle und Giebel ist spurlos zugrunde gegangen.

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