Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 7. 1931-1934 (Budapest, 1935)

Deutsche Auszüge der im Band VII enthaltenen Aufsätze

lauschen. Böcklin ermunterte ihn, immer heller und kräftige)' zu malen, teilte ihm seine Rezepte mit und liess ihm von seinem Farben­händler Wurm die besten Farbentuben geben. Wenn das fertige «Maifest» um einen bedeu­tenden Grad färbiger und glanzvoller ist, als die tonige Skizze, so ist dieser Unterschied zum Teil den Ratschlägen Böcklins zu ver­danken. Anfang November zog endlich Szinyei in sein eigenes Atelier in die Arcisstrasse. arbeitete unablässig den ganzen Winter hindurch am «Maifest» und stellte das fertige Bild Ende März 1873 im Kunstverein aus. Die Künstler erkannten die Bedeutung des Bildes ; Szinyei galt nun als der erste Kolorist Münchens. Von München sandte er das Bild nach Wien zur Weltausstellung ; dort wurde es so hoch und schlecht gehängt, dass der Künstler es er­bittert zurückzog. Er brachte es zu sich nach Jernye, wo es jahrzehntelang hing, bis es 189(5 auf der Milleniumsausstellung entdeckt und für das Museum der Bildenden Künste in Budapest erworben wurde. Das «Maifest» (Tafel V) ist das Hauptwerk Szinyei's und der modernen ungarischen Malerei überhaupt. Eine verhüllt-strenge Figurenkom­position vereinigt sich mit der elementaren Naturempfindung der Landschaft. Der Rücken des Hügels wölbt sich mit grosser Wucht, der Rasen glänzt in hellem Sonnenschein oder schimmert bläulich im kühlen Schatten ; Luft und Licht umflutet die entzückenden Mensch­lein, die sich am Leben und an der Natur ergötzen. Wie bei der «Mutter mit Kind», wie beim «Liebespaar im Heuschober», behan­delt Szinyei auch im «Maifest» ein zeitgenössi­sches, selbsterlebtes Thema. Seine Kunst schil­dert das Leben der Gesellschaft in der freien Luft, das Leben in der Natur, wie er es auf den heimischen Schlössern mit seinen Angehöri­gen oder in der herrlichen Umgebung Münchens mit seinen Freunden gelebt und genossen hat. Das Herrenleben im Freien ist sein Lieblings­thema, die Einheit der Landschaft mit dem Figuralen sein Hauptproblem, die Verbindung der festlich gekleideten schönen Menschenkinder, mit der Sommerpracht der Wiesenhänge, ihre Verschmelzung in Licht und Luft seine künstle­rische Tat. Die Kunst des XVIII. Jahrhunderts erscheint in ihm erneut, wie ja das Leben auf den ungarischen Herrenschlössern noch die Fortsetzung des XVIII. Jahrhunderts war. Sein «Maifest» ist ein herrlicher Hymnus auf die Schönheit des freien Künstlerlebens. Szinyei erscheint in seinen Werken den französischen Impressionisten gleichgerichtet, ohne sie oder ihre Bilder gekannt zu haben. Er hat einen eigenen, unabhängigen Impressionismus aus sich selbst geschaffen, als Ausdrucksmittel seiner Maler-Lyrik, die immer Selbsterlebtes, voll Durchfühltes gestaltete. Während der Arbeit am Maifest und gleich nachher hat er eine entzückende Beihe von klei­nen Bildern und Skizzen (Abb. 42—45) geschaf­fen. Im Mai verlobte er sich mit der schönen Sophie Probstner, die bei ihrer Schwester, der Krau v. Gundelf ingen in München weilte und fuhr mit ihnen anfangs Juni nach Hause, wo er sie im Oktober heiratete. Unter Böcklins einfluss hatte er die Idee an Paris längst aufgegeben und beschlossen, nach der Heirat nach Florenz zu übersiedeln. Doch wurde der Umzug immer wieder auf­geschoben. Sie blieben in Jernye. Szinyei malte im Anfang einiges, Ende 1873 den «Tourbillon» (Abb. 48). Anfang 1874 den « Eeentanz» (Abb. 49), im Mai 1874 das farben­gewaltige Portrait seiner Frau, die «Dame in Lila» (Tafel VI). Dann nahm er den I > insel immer seltener in die Hand. Es fehlte ihm die Anregung, das «künstlerische Zusammenleben», wie er es nannte ; seine Phantasie erlahmte, er versank in den Freuden und Sorgen des täglichen Lebens. Sein Vater starb im Oktober 1875 ; er selbst war tausendfach an Jernye gebunden und konnte nicht loskommen ; 1877—78 baute er sich ein eigenes Llaus und ein Atelier im Garten. 1878 malte er wieder eine Reihe von kleinen Bildchen und Skizzen (Abb. 50—58), hörte aber dann bald wieder auf. 1882 zog er nach W T ien und wollte wieder Maler werden. Er malte die «Lerche» (Abb. 59), stellte sie 1883 mit seinen besten älteren Bildern in Wien und dann in Budapest aus. und hatte wieder keinen Erfolg. Seine Stunde war noch nicht gekommen. Der Kritiker des Pester Lloyd sprach von «delirium colorans». Tief getroffen, zog er wieder nach Jernye zurück, malte einige Landschaftsstudien nach der Natur, liess es aber bald stehen und widmete sich ganz der Landwirtschaft. Es folgen nun zehn schwere, stumpfe Jahre. 1894 besucht ihn der Maler Zemplényi, bleibt den ganzen Sommer über bei ihm. Szinyei bekommt wieder Lust zu malen, macht die vor 10—12 Jahren liegengelassenen Landschaftsstudien fertig und schickt sie zur Winterausstellung nach Budapest. Die Kritik lobt ihn und ein Bild — Oculi — wird für den König angekauft. Das Eis war gebrochen. Szinyei malt nun seine naturalistischen Landschaftsbilder weiter und beschickt jährlich die Ausstellungen. Im Jahre 1896 sendet er auch das «Maifest» auf

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