Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 6. 1929-1930 (Budapest, 1931)

Deutsche Auszüge der im Band VI enthaltenen Aufsätze

werke, Kanzel und Altäre der Kirche, die dann in der Zeit der Napoleonischen Kriege zum Kriegsspital eingerichtet wurde, um in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts als Getreidemagazin der Pächter des Religions­fonds benützt zu werden. Ihre Rettung vor dem endgültigen Untergang verdankt die An­lage der edlen Gesinnung und dem hohen Kunstsinn des Grafen Leopold Edelsheim­Gyulai, der den Besitz von dem Religionsfond ankaufte und aus den Trümmern einen pracht­vollen Herrensitz erstehen liess (Abb. 1). Der Umbau erfolgte nach Plänen des Baumeisters Josef Hubert 1894 und ist durch stilgetreue An­passung an die alte Barockanlage, durch sein schwungvolles Mansarddach, seine grossange­legte Terrasse und ein Barockportal gekenn­zeichnet. (Abb. 2, 3, 4). Das Hauptschiff der Kirche wurde mit unveränderter Beibehaltung der einstigen Kirchendecke zur Schlosshalle umgestaltet, das einstige Chorschiff durch eine horizontale Zwischendecke geteilt und der so gewonnene Raum zum Speisesaal umgewan­delt. (Abb. 5, 6.) Die meisterhaften Decken­gemälde sind vollkommen unversehrt erhal­ten und erheben in ihrer Farbenpracht das Schloss Felső-Elefánt zu einer bedeutenden Kunststätte ausklingender Rokokokunst gegen Ende des XV11I. Jahrhunderts. Der Künstler Johann Bergl (1718—1789), der die Stiftskirche mit Deckengemälden aus­malte und dessen Namen uns durch seine Signatur am Schlussbilde des Gemäldezyklus erhalten blieb, ist neben dem weitaus bekann­teren Anthon Maulbertsch der fruchtbarste und selbständigste Meister der Wiener Fres­kantenschule in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts. Schon früh offenbarte sich sein Talent und trug ihm als Schüler, gegenüber späteren namhaften und auch in Ungarn viel­fach tätigen Künstlern, wie Zoller, Cimbal, Kracker, Sigrist noch an der Wiener Künstler­akademie den ersten Preis ein. Das erste Jahr­zehnt seiner künstlerischen Laufbahn verstrich mit dekorativen Arbeiten, die er meist in Gemeinschaft mit seinem Schwiegervater, dem bürgerlichen Maler Johann Bernhard Marsch im Auftrage des Wiener Hofes vollzog. Seine ersten bekannten selbständigen Werke sind die exotischen Landschaftsveduten in den Gartensäälen des Schlosses Ober-St.-Veith bei Wien. Doch alsbald vertauschte er dieses, ganz im Geschmacke der Zeit gehaltene Genre mit den ernsteren Aufgaben der Kirchendekoration und erhielt, vorzüglich im Auftrage seines Gönners, des Abtes Urban Hauer zu Melk, eine Reihe von ansehnlichen Aufträgen. Seine meist das ganze Kircheninnere umfassenden Wand- und Deckenmalereien in Kleinmariazell. Thenneberg, Sausenstein, Schönbühel. Drei­eichen und Wiener-Neustadt machten ihn als­bald zum geschätzten Meister; doch be­schränkt sich seine Tätigkeit bis zu dieser Zeit fast ausschliesslich auf Wien und auf Städte und Orte in Niederösterreich. Sein Erscheinen in den siebziger Jahren in der Hauptstadt und in fernegelegenen Orten wie Felső-Elefánt und Mariacsalád in Ungarn dürfte wohl überraschend wirken, doch ist auch für diesen Umstand eine Erklärung ziemlich nabe­liegend. In der unmittelbaren Nähe des Paulanerklosters Felső-Elefánt lag im XVIII. Jahrhunderst das Kamaldulenser Kloster am Berge Zobor. Keiblinger erwähnt in seiner Geschichte des Stiftes Melk wiederholt die freundschaftliche Verbindung zwischen den Kamaldulensern am Berge Zobor und den Benediktinerbrüdern in Melk. Die Beziehungen dürften sich auch auf die, in unmittelbarer Nähe angesiedelten Paulaner in Felső-Elefánt erstreckt haben, die dann zur Ausschmückung ihrer neu hergestellten Stiftskirche 1775 den ständigen Künstler des Stiftes Melk, Johann Bergl, heranzogen. Das Tonnengewölbe der Kirche, deren Konstruktion tue ursprünglich gotische Bauart nicht ganz verleugnet, teilte der Künstler in architektonisch streng abgesonderte Einzel­felder, und zwar sind jene des Kirchenchores als volle und Halbkuppel, jene des Kirchen­schiffes aber als längliche Felder gedacht. Das umgebende Ornament ist ebenfalls gemalt und in den Formen des reifen deutschen Rokoko gehalten : kühn geschweifte Rocailles, Zier­vasen, Muschel- und Akanthuselemente. Inner­halb der Rahmen hat der Künstler in insge­samt fünf Bildfeldern, in ikonographisch leicht deutbaren Szenen die Hauptgeschehnisse des Lebens Johannis des Täufers dargestellt. Die Handlung setzt mit dem Bilde in der Apsis ein. In kühnster Perspektive steigt ein runder Tempelbau über dem Beschauer in die Höhe, in dessen architektonisch vielfach durchbroche­nem Innenraum der Priester Zacharias den Engel empfängt, der ihm die Geburt eines Sohnes verkündet. (Abb. 7). Die anschlies­sende Scheinkuppel bringt vor lieblichnatura­listischem Hintergrunde die Begegnung Ma­rias und Elisabeths (Abb. 8). Wieder sehen wir eine sich auftürmende Architektur, an deren Schwelle Zacharias den hl. Josef empfängt. Die so unmittelbar wirkende Gruppe der beiden Männer erscheint als ein Lieblingsmotiv des Künstlers schon auf

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