Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 6. 1929-1930 (Budapest, 1931)
Deutsche Auszüge der im Band VI enthaltenen Aufsätze
ans der Slg. Est. 11, 15a — 1 1, 34. Guercino, später Domenico Garginoli [Micco SpadaroJ [?•], endlich Nachahmer Guercinos.) Ausser Cambiaso gibt es keinen Künstler, der so viel gefälscht worden wäre, als Guercino und in den meisten Fällen kann nur die Qualität entscheiden, ob es sich um ein Original oder eine Fälschung handelt. Bei unserer Serie sind wir in der glücklichen Lage, auf die Quelle der Fälschungen hinweisen zu können. Sie stützen sich auf die Serie von Radierungen nach Guercinos Zeichnungen, welche Jean Pesne am Lude des XVII. Jahrhunderts herausgab. Abb. 62, 63. Der Jäger zwischen den Ruinen. Kopie nach der Radierung Pesnes ( RobertDumesnil 15ÍJ). Hier wurde die Komposition in ihrer Ganzheit beibehalten. Die Absicht des Fälschens geht daraus hervor, dass es eine Kopie im verkehrten Sinne ist. Die schwache Qualität, das Baumlose der Landschaft, das Körperlose des vereinfachten Gebäudes, die Leere und Oberflächlichkeit der Linien beweisen, dass es eine Nachahmung und kein Original ist. Einige Details sind gar nicht verstanden, z. Bp. auf der mittleren Figur der Säbel, welcher den Mantel nach hinten hinaushält, und der kleine Kragen am Mantel. Der Säbel fehlt und der Mantel steht sinnlos im Spitz weg ; statt dem Kragen ist eine kleine Scheibe auf die Schulter des Mannes gezeichnet. Abb. 64, 65. Mit Benützung der Radierung Pesnes «Einschiffung zur Abfahrt» (RobertDumesnil 1(56). Abgesehen von der Stadt im Hintergrvmd ist die Landschaft von der Radierung übernommen. Der Baum ist von der rechten Seite auf die linke versetzt, wodurch das Ufer rechts zu einer sinnlosen, schmalen, sich schlängelnden Frdzunge verwandelt wird. Figuren durch neue ersetzt. Das Sinnlose und Unbeholfene so in der Landschaft, wie in den Figuren ist das, was unseren Fälscher am meisten charakterisiert. Abb. (5(5, (57. Mit Benützung von Pesnes Radierung «Der Angler» (Bobert-Dumesnil 158). Nur die linke Seite des Blattes wurde beibehalten, die rechte Seite ergänzt. Die Figuren von der Mitte auf die rechte Seite verlegt, ein neuer Baum links hineingeschoben. Guercinos Blatt ist kaum wiederzuerkennen. Bei den übrigen Blättern sind kleinere Details der Pesneschen Blätter verwendet, es variieren immer dieselben Motive, dieselben Bäume, dieselben Menschenfiguren in kleinen Gruppen aufgesetzt. Abb. 68, (59. Von derselben Fälscherhand eine iigurale Komposition, zwei Amore (Est. 9, 21a). Die Original-Komposition Guercinos «Amor beim Brande seiner Pfeile» kennen wir aus der Zeichnung in der Brera (scheint übrigens auch eine Fälschung zu sein) und aus den Radierungen Bartolozzis und A. Bartsch'*. In unserer Zeichnung ist noch ein Amor hinzugekommen, er liegt unverständlicherweise auf den Pfeilen, wodurch die Bewegung des Ersteren ganz sinnlos wird. Abb. 70, 71. Pasticcio eines anderen, wahrscheinlich englischen Fälschers des XVI IL Jahrhunderts, ebenfalls nach Guercino. Stellt Salome dar und ist zweifellos mit Benützung des Gemäldes des Meisters im Louvre verfertigt. Die Figur des Häschers fällt weg, der Kopf wendet sich auf der Schüssel. Die Kerkertür bleibt leicht angedeutet und der untere Riegel verwandelt sich in einen Tisch. Das Weiche, sogar Süssliche in der Zeichnung, ist typisch für die zweite Hälfte des XVIII. Jahrhunderts. Abb. 72, 73. Für die Taufkapelle der St. Peterskirehe in Rom wurden drei Gemälde gemalt, die dann später mit Mosaikkopien ersetzt wurden. Von Carlo Maratta «Taufe Christi» 1099, heute in S. Maria degli Angeli zu Rom. Von Giuseppe Passeri «Die Taufe der Hlg. Processus und Martinianus durch den hlg. Petrus» 1714, und von Andrea Ereoie Procaccini «Die Taufe des Centurionen Cornelius durch den hlg. Petrus» 1711. Beide letzteren heute in Urbino in der Kirche S. Francesco. Die Entwürfe für beide bewahrt das Museum in Budapest auf. (Slg. Esterházy 11. 4. und 11. 3. dort, und auch im Museum als Maratta). Aber obw 7 ohl selbst die ältesten und fast gleichzeitigen Quellen (1721) die Gemälde zwei verschiedenen Künstlern zuschreiben und obwohl die Gemälde tatsächlich zwei verschiedene Malarten aufweisen, stammen die Zeichnungen unzweifelhaft von ein und derselben Hand. Dagege, dass es Kopien einer Hand sein könnten, — nach den Gemälden der zwei Künstler spricht die Qualität der Zeichnungen und ausserdem der Umstand, dass besonders das Gemälde Passeris im Vergleiche zur Zeichnung, vollständig umgearbeitet worden ist. Das Gemälde Procaccinis zeigt nur in der Haltung des hlg. Petrus eine — und zwar nicht eben glückliche — Veränderung. Da der harte und kontrastreiche Stil der Zeichnungen viel eher mit Procaccinis Gemälde übereinstimmt, als mit dem des Passeri, scheint es sehr wahrscheinlich, dass beide Zeichnungen von Procaccini stammen, von denen er eines 1711 zu seinem Gemälde benützte. W T egen irgend einem Grund konnte er das zweite Bild nicht fertigstellen, und übergab die Betrauung dem Passeri. Passeri überarbeitete den Entwurf gründlich, machte eine öl-