Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 6. 1929-1930 (Budapest, 1931)

Deutsche Auszüge der im Band VI enthaltenen Aufsätze

unseres Jahrbuches schon vorgeführt, diesmal werde nur ein Stück der italienischen Sammlung besprochen : Abb. 1. lniziale A nut der Figur des be­tenden Königs David, aus der Sammlung Delhaes. Es ist ein charakteristisches Stück der lombardischen Miniaturmalerei vm 1425. Der Buchstabe selbst nach lombardischer Art aus architektonischen Elementen zusammengestellt, Bäume, Gesichtszüge, Farben (bellrot und lila­rot nebeneinander) genau nach der Art dieses Kunstkreises. Der künstler steht dem «Meister der Vitae imperatorum» (Paris, Bibl. Nat. 131) am nächsten. Aus der unmittelbaren Umge­bung unseres Künstlers stammt eine Miniatur im Castello Sforzesco in Mailand, eine Hand­schrift im Besitze Leo S. Olschkis in Florenz und ein Antifonale im Nationalmuseum in Budapest. (Cod. lat. 244.) (Abb. 2, 3.) Abb. 4, 5, 8, 9. Vier Zeichnungen von Francesco Bonsignori auf zwei Blättern. Aus der Sammlung Esterházy (E. Í5, 28 und 5, 29, dort Baroccio, später Venezianischer Meister aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, dann Bernardo da Parenzo [?], Lorenzo di Credi, endlich Piero di Cosimo benannt). Auf der Rückseite des Madonnenentwurfes mit dem Drachen (E. 5, 28) findet sich der Entwurf Bonsignoris zu seinem grossen Altarbilde der Familie Dal Bovo im Museo Civico zu Verona. Das Bild ist 1484 datiert (Abb. 7) und stellt die Madonna mit den Hlg. Onofrius, Hierony­mus, Augustinus und Christopherus dar. Die Konturen der Zeichnung des hlg. Christopherus wurden in späterer Zeit derb nachgezogen, doch kann man die ursprüngliche, feine Zeich­nung trotz der entstellenden, rohen Linien klar erkennen. Die Figur ist fast unverändert in das Bild übernommen, obwohl alle Einzelformen sich geändert haben (die Stellung des Kindes, der rechte Arm des Heiligen, der Stock etc.). Die übrigen drei Zeichnungen weisen — wenn auch nicht so eklatante •— doch über­zeugende Zusammenhänge mit Bonsignoris signierten Bildern auf. Die erste (Abb. 4) mit der Madonna im Museo Civico zu Verona (Abb. 6) aus dem Jahre 1483. Sie hat denselben Ge­sichtstypus und auch das Motiv des auf einem gesimsartigen Stein liegenden Kindes ist ver­wandt. Die dritte Zeichnung (Abb. 8) trägt auf ihrer unteren Hälfte die Halbfiguren der Heiligen Hieronymus und Augustinus (?). Sie sind von demselben rohen Menschenschlag, wie die Heiligen des Dal Bovo-Altares, und der Umstand, dass die zwei Heiligen mit zwei Hei­ligen des Altares identisch sind, könnte besagen, dass die Zeichnung einen früheren Versuch für die Idee des Altares darstellt. Die vierte Zeich­nung zeigt die Madonna von sechs musizieren­den Engeln umgeben (Abb. 9). Die Gruppe der Madonna mit dem Kinde, kehrt aid dem Bilde des Künstlers in der Kirche S. Bernardino zu Verona (Abb. 11) wieder, welches 1488 ent­stand. Das Kind steht auf dem Schosse der Madonna, legt den linken Arm um ihren Hals, und erteilt Segen mit der Rechten. I )ie Madonna umfasst den Körper des Kindes und hält den einen Fuss des Kindes fest. Das Motiv ist dem Bilde Mantegnas in der Kirche S. Zeno zu Verona (Abb. 10) entnommen. Ist also (du fester Beweis dafür, dass Bonsignori schon vor 1488 unter den Einfluss Mantegnas geriet. Denn die vier Zeichnungen können alle auf das Jahr 1484 angesetzt werden, d. h. auf das Jahr der Entstehung des Dal Bovo'scben Altares. Abb. 12. Raphaels Zeichnung zu einer Psyche (E. 2. 7). Seit langem sind die Meinungen über den Urheber und das Thema dieser Zeichnung geteilt. Zuerst hielt man sie; für einen «Frauenakt» des Bapbael. K. Pulszky warf die Idee auf, es sei eine Modellzeichnung Raphaels nach dem Leben für die Figur der Roxane in der «Hochzeit Alexanders des Grossen». Er hielt das Wandgemälde im Palazzo Chigi für eine Arbeit Raphaels. Seine Meinung wurde angenommen, die Zeichnung des Mu­seums galt für Raphaels Entwurf zur Roxane. Als man später erkannte, dass das Gemälde von Sodoma stamme, wanderte die Budapester Zeichnung -— immer als Boxane — zu dem Oeuvre des Sodoma hinüber. Nur sehr selten Hess sich eine Stimme hören, dass Boxane. nicht so dargestellt werden könne und dass die Zeichnung von Raphael sei (Janitschek, För­ster), die allgemeine Meinung aber entschied sich für Roxane und Sodoma (Morelli, Frizzoni, Fischel, Hobart Cust, Meder, Lederer). Lesen wir den Text des Lukianos und be­trachten wir alle Darstellungen des Themas, die Stellung der Roxane ist eine sitzende. Auch in allen Entwürfen Sodomas zu dem Ge­mälde kommt sie vorschriftgemäss sitzend vor. Es ist gänzlich undenkbar, dass er die Studie nach der Natur stehend gemacht hätte. Mit dieser Erkenntnis scheidet die Zeichnung von selbst aus dem Oeuvre des Sodoma aus, denn nichts anderes verband sie damit. Die Figur stellt aber zweifelsohne eine antike Persönlichkeit dar, und zwar Psyche. Psyche, der das Volk wegen ihrer Schönheit huldigt. Die keusche Haltung und das lang­same Vorwärtsschreiten entspricht vollkommen der Art wie man sie in dieser Szene darzustellen pflegt. (Vgl. Salviatis Komposition. Jahrbuch

Next

/
Thumbnails
Contents