Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)
MAYA MÜLLER: Schönheitsideale in der Ägyptischen Kunst
der Arme durch die Kugelgestalt der Schultern angedeutet ist. 88 Uns interessiert hier noch eine Variante der Statuen, die hauptsächlich in der Amamazeit eine Rolle spielte. Schon unter Amenophis III. gibt es ein paar männliche Privatstatuetten aus Holz, an denen weniger die Muskulatur, als vielmehr das Unterhautfett die Detailformen bestimmt; am Rumpf sind leichte, polsterartige Fettauflagen auf dem Bauch und den grossen Brustmuskeln zu sehen. 89 Auch Reliefs wie die Wiener Stele Merires 90 mit dem Prinzen auf dem Schoss zeigen extrem jugendliche Männer mit sanft gerundeter Brust und Hinterteil. Diese Erscheinung ist in der Realität bei untrainierten jungen Männern durchaus geläufig, wirkt aber, besonder wenn die Fettauflagen auf der Brust relativ stark sind, feminin. Bei Echnaton ist dieses Bild des Oberkörpers an mehreren Statuetten geläufig, und der feminine Eindruck wird in seinem Fall dadurch gesteigert, dass die Beckenpartie eine stärkere weibliche Ausladung bekommt, wie z.B. an der Curtis-Gruppe des Louvre (E. 15593), den Statuetten Berlin 21835/6 und Louvre N. 831. 91 Unter Tutanchamun haben mehrere Königsstatuetten aus dem Grabschatz 92 sanft gewölbte Brüste und die Bauch-Hüftpartie hat in einigen Fällen einen recht kurvigen, weiblichen Umriss, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt wie bei Echnaton; in anderen Fällen ist das Becken zurückhaltender geformt, entsprechend einem nicht trainierten, aber höchstens ganz leicht fettleibigen, noch nicht ganz ausgewachsenen Jugendlichen, was vermutlich Tutanchamuns realem Aussehen entsprach. Auch die Gruppe Amuns mit dem König im Louvre 93 und die Reliefs vom vergoldeten Statuettenschrein, 94 um nur diese zu nennen, entsprechen diesem Bild. Bei Haremhab sind die weiblichen Formen noch weiter zurückgenommen; da aber eine gewisse Kindlichkeit der Proportionen bestehen bleibt, i! Saleh-Sourouzian, a.a.O. (Anm. 58), Nr. 139 (CG 42077); C. Vandersleyen, a.a.O. (Anm. 45), Tf. 181b und J. Capart, L'art égyptien. Deuxième Partie. Choix de documents, tome II: La Statuaire, 2nd édition, Bruxelles 1948, Tf.314-315 (JE 39394); A. M. Donadoni Roveri (Hrg.), Ägyptisches Museum Turin. Das Alltagsleben, Mailand 1988. Abb. 126 auf p. 109 (Turin ME 1375). 8 " Lange-Hirmer, a.a.O. (Anm. 13), Tf. 204 (Kairo JE 33255); Amenophis LH le Pharaon-Soleil, Paris 1993, Abb. auf S. 219 (Cleveland MA 83.98); Egyptian Antiquities in the Hermitage, Leningrad (St. Petersburg) 1974, Abb. 38-39 (Inv. 737). ™ Amenophis III, a.a.O. (Anm. 89), Abb. auf S. 258 (Wien KHM AS 5814). C Aldred, Akhenaten and Nefertiti, The Brooklyn Museum 1973, Abb. 39-40, Nr. 1 auf S. 90, Abb. 28 auf S. 47, Abb. 29 auf S.48, femer auch Nr. 52 auf S. 130 (Bruxelles MRAH E.6730); Fechheimer, a.a.O. (Anm. 62), Abb.84-85 (Berlin 21836 bzw. 21835). P. Fox, Tutankhamun's Treasure, London-New York-Toronto 1951, Tf. 56; Ch. Desroches-Noblecourt, Vie et mort d'un pharaon. Toutankhamon, Paris 1963, Tf. XLV-XLVI, Abb. 158-159, Tf. LUI. " Desroches-Noblecourt, a.a.O. (Anm. 92), Abb. 4 (Pairs Louvre E. 11609), 11 1 (Kairo CG 42097). • 4 M. Eaton-Krauss-E. Graefe, The Small Golden Shrine from the Tomb of Tutankhamun, Oxford 1985, passim.