Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)
LUISE GESTERMANN: "Gegrüßet seiest Du, Schöngesichtiger" - Zur Bonner Mumienmaske des Imhotep
wieder auch Rückgriffe erfolgten und alte Traditionen auflebten, zugleich aber auch neues Gedankengut in die Bestattungskultur mit einfloß, versteht sich beinahe von selbst. So verbindet auch die Mumienmaske des Imhotep Elemente, die bereits auf eine ältere Tradition zurückblicken können, mit solchen, die für die Dekoration einer Mumienmaske erst später eingeführt wurden. Der Hypocephalos (Abb. 1 und Tf. 3) Die Kopfscheibe als eigenständige Grabbeigabe, die dem Verstorbenen unter den Kopf gelegt wurde, ist uns in dieser Form seit der 25./26. Dynastie bekannt, wird dann aber besonders in ptolemäischer Zeit populär 4 . Sie kann aus Kartonage, Papyrus oder auch Bronze gefertigt sein. Es mutet unwahrscheinlich an, daß diese Scheiben ohne gegenständliche Vorläufer gewesen sein sollen, doch lassen sich solche nur mit großer Unsicherheit ausmachen 5 . Inhaltlich ist das Aufkommen der Hypocephaloi mit Kapitel 162 des Totenbuchs in Verbindung zu bringen'' - einem Text also, der seinerseits auch erst in der 21. Dynastie belegt ist und offensichtlich zu den Innovationen gehört, die diese Dynastie hervorgebracht hat und für die sie bekannt ist 7 . Der Titel zu Kapitel 162 beschreibt die Funktion und Bedeutung des Textes mit den Worten r> n(.i) rd.t hpr bs hr tp n(.f) Ih.w "Spruch, um zu veranlassen, daß unter dem Kopf des Verklärten Wärme entsteht" 8 . Wie die Nachschrift zum Text deutlich macht, soll dieser über dem Bild, dem Amulett einer Kuh aus Gold gesprochen werden, das dem Verstorbenen an den Hals gelegt werden soll. Der Text ist ferner auf einen neuen Papyrus zu schreiben, der seinerseits unter dem Kopf des Verstorbenen zu deponieren ist. 4 S. E. Varga, L'apparition du CT 531 sur des masques de cartonnage à la Basse Époque, in: L 'Égyptologie en 1979. Axes prioritaires de recherches II, Colloques Internationaux du CNRS, No 595, Paris 1982, S. 63-71 (S. 66). 5 Vgl. etwa D. Kessler, Kopftafel, in: LÀ III, Wiesbaden 1980, Sp. 693: H. Bonnet, Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin 1953, S. 390, mit Hinweis auf W. Spiegelberg, Demotische Miszellen, ZÄS 53 ( 1917), S. 116129 (S. 125); s. jetzt a. Varga. a. a. O. (Anm. l), S. 40. Zu diesem hnm.t-wr(.t) a. H. Willems, The Embalmer Embalmed. Remarks in the Meaning of the Decoration of Some Middle Kingdom Coffins, in: Essays on Ancient Egypt in Honour of Herman te Velde. EM I, Groningen 1997, S. 343-372, der auf diese mögliche Bezugnahme aber nicht eingeht. " Varga, a. a. O. (Anm. 4), S. 65f. zusammenfassend zum Auftreten von Tb 162; zum Text selbst s.a. P. Barguet, Le livre des morts des anciens égyptiens, LAPO 1, Paris 1967, S. 228f; J. Yoyotte, Contribution à l'histoire du chapitre 162 du Livre des morts, RdE 29 (1977), S. 194-202; Th. G. Allen, The Egyptian Book of the Dead. Documents in the Oriental Institute Museum at the University of Chicago, OIP LXXXII, Chicago 1960, S. 285ff; M.Z. Allam. Papyrus Berlin 3031. Totentexte der 21. Dynastie mit und ohne Parallelen, Dissertation, Bonn 1992, S. 12ff; J.-C. Goyon, Rituels funéraires de l'ancienne Egypte. Le Rituel de l'Embaumement. Le Rituel de l'Ouverture de la Bouche, Les Livres des Respirations, LAPO 4, Paris 1972, S. 276ff.; zu weiterer Literatur S. A. Gülden - I. Munro, Bibliographie zum Altägyptischen Totenhuch, SAT 1, Wiesbaden 1998, S. 164f. 7 M. Heerma Van Voss, Die Totenliteratur der 21. Dynastie, JEOL 24 ( 1975/1976), S. 48f. " S. z. B. R. Lepsius, Das Todtenbuch der Ägypter nach dem hieroglyphischen Papyrus in Turin, Leipzig 1842, Tf. LXXVII.