Cseri Miklós, Tárnoki Judit szerk.: Népi építészet a Kárpát-medencében a honfoglalástól a 18. századig - A 2001. október 9-10-én Szolnokon megrendezett konferencia anyaga (Szentendre; Szolnok: Szabadtéri Néprajzi Múzeum; Szolnoki Damjanich János, 2001)
BALASSA M. Iván: A népi építészet a régészet és a néprajztudomány között
Volksbaukunst zwischen Archäologie und Ethnologie IVÁN BALASSA M. In der archäologischen Erforschung der Volksbaukunst in Ungarn stellt das 16. Jahrhundert eine Grenzlinie dar. Unsere Archäologen decken selten Objekte aus dem 17. Jahrhundert auf und Denkmäler aus den 1700er Jahren kommen meistens zufällig vor den Spaten der Forscher. Ethnografen und Bauhistoriker entdeckten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur als Ausnahmefälle solche Bauernhäuser oder dörfliche Bauten, die belegbar in den 1600er Jahren errichtet wurden und Baudenkmäler auch vom nächsten Jahrhundert sind eher seltene als häufige Fälle. Es gibt also eine Lücke von 100-150 Jahren zwischen den zwei Quellengruppen. Warum sind in unseren Dörfern keine 2-300 Jahre alten Bauten erhalten geblieben? Die stürmische Geschichte des Karpatenbeckens - wo der ständige Kriegszustand erst im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts aufgehoben wurde und erst dann friedlichere Jahre folgten - erklärt nicht alles. Es scheint, dass der Wechsel im Bereich der Bautechnik und die Verbreitung von neuen Baumaterialien, wie z. B. des mit pflanzlichen Zugaben bereicherten Lehmziegels, zum Verschwinden der oft nur „moralisch" veralteten Bauten beigetragen hat. Es ist kein Zufall, dass das heute bekannte älteste Gebäude aus dem Jahr 1668 in Siebenbürgen steht, in einer damaligen Bergstatt Torockó (heute Rimetea in Rumänien), und zwar im Stadtteil, wo damals Bergleute wohnten. Das andere, um einige Jahre jüngere Haus (1678) steht im Freilichtmuseum in Kolozsvár (heute Cluj in Rumänien). Es wahr wahrscheinlich ein Herrenhaus eines Kleinadligen. Beide haben Bohlenwände und wurden in Regionen gebaut, wo der Baumaterialwechsel ziemlich verspätet erfolgte, oder, wie in Kászon, wo das zweite Gebäude errichtet wurde, im 20. Jahrhundert erst seine Anfänge hatte. In anderen Regionen Ungarns haben wir nicht so viel Glück. Der Baumaterialwechsel verschonte weder die Landesmitte, noch die nördlichen und westlichen Randgebiete, so sind hier Bauernhäuser nicht nur aus dem 17. aber nicht mal aus dem 18. Jahrhundert geblieben. Wenn wir über diese Epoche zuverlässige Informationen einholen möchten, sind wir fast ausschließlich auf Archivquellen angewiesen. Wir hätten noch eine Quellengruppe, die von diesem Zeitalter immer häufiger angetroffenen Bilddarstellungen. Um die Dorfverhältnisse im 16.-17. Jahrhundert zu beschreiben, wird oft auf Schilderungen von Burgen, Stiche mit Schlachtszenen Bezug genommen, wo auch Häuser und Siedlungsteile vorkommen. Diese sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Die 1617 erschienenen Houfnagel-Stiche liefern ein gutes Beispiel: wir sehen überraschend große Ähnlichkeiten zwischen den Gebäuden von Pozsony, Kassa, Nagyvárad, Kolozsvár und Tata, und es ist unmöglich zu übersehen, welche Verwandtschaft diese Darstellungen mit den zeitgenössischen deutschen und niederländischen Hauszeichnungen haben. Schon aus diesem Grund wäre es sehr wichtig, wenn die Archäologie ihre Zeitgrenzen unserer Zeit etwas näher bringen könnte, wenn die Bauhistorik immer mehr authentische Gebäude mindestens aus dem 18. Jahrhundert erschließen würde, denn nur dies eine sichere Grundlage zur authentischen, zuverlässigen Deutung der schriftlichen und ikonographischen Quellen aus dieser Periode bieten kann.