Cseri Miklós, Kósa László, T. Bereczki Ibolya szerk.: Paraszti múlt és jelen az ezredfordulón - A Magyar Néprajzi Társaság 2000. október 10-12. között megrendezett néprajzi vándorgyűlésének előadásai (Szentendre: Szabadtéri Néprajzi Múzeum; Magyar Néprajzi Társaság, 2000)
NOVÁK László: Az alföldi települések struktúraváltozásai a 17-20. században
Strukturwandlung der Siedlungen der Großen Tiefebene zwischen den 17.-20. Jahrhunderten LÁSZLÓ NOVAK Der Siedlungsbestand der Großen Tiefebene regenerierte sich nach der Türken herrsch aft. Ungarn und fremde Volkselemente (Slawen, Deutsche, Rumänen) bevölkerten die zerstörten Dörfer. Die Struktur der Siedlungen nahm feste Form an, wobei das Dorfzentrum und die Flur eine Einheit bildeten. Eine ungebundene Agrarwirtschaft war typisch für das 17. Jahrhundert. Marktflecken mit bedeutender Flur entstanden, in der Flur entwickelten sich Wirtschaftshöfe, Betriebe, wo die wirtschaftlichen Tätigkeiten der Bauern stattfanden. Der Bauernhof in der Siedlung hatte zweierlei Funktion: er diente als Wohnstätte, verfügte jedoch auch über einen Garten (Cegléd, Nagykörös, Kecskemét, Debrecen). Diese Siedlungsstruktur wurde auch in den späteren Jahrhunderten bewahrt. Im 18. Jahrhundert - zur Zeit des System der sog. zweiten Leibeigenschaft - bestimmten die Verhältnisse der Leibeigenenhöfe das System der Siedlungen. Der Leibeigene erhielt einen Hausplatz im Dorfzentrum, wo er bauen konnte (oft war der Wirtschaftshof im Raum getrennt und eine "Gartenzone" entstand) und in der Flur wurde ihm Acker und Heuwiese zugeteilt. Bei Siedlungen mit kleiner Flur ermöglichte die Dreifelderwirtschaft nicht die Entstehung von Betriebszentren, Einzelhöfen in der Flur, in Dörfern mit großer Flur jedoch erhielten die Leibeigenen ein Stück Land, wo sie sich eine Art Unterkunft je nach Zweckmäßigkeit und Eigenart der Wirtschaft bauen konnten. Die Siedlungsstruktur der im 17. Jahrhundert entstandenen Marktflecken im Heiduckeniand (Heideck, hajdú = ung. Viehhirt, seit dem 16. Jahrhundert: Angehöriger einer ungarischen Söldnertruppe) unterschied sich kaum von den Leibeigenen-Siedlungen mit großer Flur (hier entstand der sog. Heiduckenhof, der in seiner Struktur dem Leibeigenenhof ähnlich war). Die Mitte des 18. Jahrhunderts durchgeführte Erbablösung hatte die Entstehung einer einzigartigen Siedlungsstruktur in Jászkunság, in einem Gebiet mit Sonderstellung, zur Folge. Nicht das Grundstück mit Haus fungierte als Zentrum der Wirtschaft und der Siedlung, sondern das "Stammesfeld" in der Flur, was die Bauern durch Grundablösung erworben hatten. In den Regionen Jászság und Kiskunság wurden diese in der Flur in Dreifelderwirtschaft bestellt, ein Teil der inneren oder äußeren Flur wurde jedoch mit der Benutzung von hier gebauten Unterkünften, Betriebszentren bewirtschaftet (Jászberény, Jászapáti, Szabadszállás, Kunszentmiklós). Im südlichen Teil von Kiskunság ist die Siedlungsstruktur mit Einzelhöfen, typisch für die ursprüngliche, ungebundene Wirtschaft erhalten geblieben. In der Struktur der Siedlungen in der Großen Tiefebene vollzog sich ein bedeutender Wandel gegen Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Leibeigenschaft wurde abgeschafft, die Flur wurde aufgeteilt. Die gebundene Dreifelderwirtschaft wurde aufgehoben. Die Siedlungen konnten ein einheitliches Dorfzentrum sowie Zentren der Bauernwirtschaft, Einzelhöfe in der Flur haben. Diese traditionelle Siedlungsstruktur funktionierte bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Die nach dem Jahr 1959 mit Gewalt gestaltete Landwirtschaft brachte das Siedlungssystem zusammen mit der traditionellen Bewirtschaftung zum Verschwinden.