Balassa M. Iván, Cseri Miklós szerk.: Népi építészet Erdélyben - Az 1999. március 21-27-én Tusnádon megrendezett konferencia anyaga (Szentendre: Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 1999)

Zentai Tünde: Térhasználat az erdélyi magyar parasztházban

Raumbenützung im ungarischen Bauernhaus in Siebenbürgen TÜNDE ZENTAI Thema der Vorlesung ist das bäuerliche Wohnhaus der Neuzeit. Die Epochenbezeichnung wird im breiten Sinn verstanden, und zwar vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Mit der Einführung des Begriffes Raumbenützung wollen wir den Anspruch auf die komplexe Analyse der Wohnkultur veranschaulichen. Wir möchten die Entwicklung der Form- und Strukturelemente des gestalteten Raumes und der Funktionen, die einander gegenseitig voraussetzen, darstellen. Die Forschung im Bereich der Volksarchitektur und der gegenständlichen Welt der Gebäudeinneren, sowie ihrer Benützung erfolgt meistens getrennt, nun wollen wir aber die gegenseitige Wirkung der Entwicklung des Hauses und des Hausinneren untersuchen. Unser Aufsatz ist nicht mehr als eine experimentelle Skizze, die durch Ergebnisse von weiteren Forschungen ergänzt werden soll. Der historische Überblick beginnt mit der Schilderung der Situation am Ende des Mittelalters, und dann werden die ethnographischen Kenntnisse mit den Beweisen der Archivquellen verglichen. Die lokalen Typen des traditionellen Bauernhauses des 19. Jahrhunderts werden behandelt und dann untersuchen wir die Vorläufer der dominanten Elemente und Erscheinungsformen mit Einbeziehung von Quellen aus dem 16.-17. Jahrhundert. Außer den architektonischen Charakteristika gilt unsere Aufmerksamkeit vor allem dem, was im Gebäude vorhanden war und wie die Bewohner darin gelebt hatten. Im Falle der 16.-18. Jahrhunderte stützen wir uns grundsätzlich auf zwei Quellengruppen, auf die Erdélyi Magyar Szótörténeti Tár (Ungarische Ethymologische Sammlung aus Siebenbürgen) und auf die Geständnisse der Hexenprozesse. Bei der Vorstellung der neuesten Zeit schöpften wir vorwiegend aus den ethnographischen Studien von Károly Kós. Aus unserem kurzen Überblick geht hervor, daß die ungarische bäuerliche Wohnkultur in Siebenbürgen vor dem Ende des 19. Jahrhunderts ein selbständiges, einheitliches Bild aufweist, steht jedoch auf verschiedenen Entwicklungsstufen je nach Region. Für ihr Niveau ist eine hebende Tendenz vom Westen nach Osten bezeichnend, die dann wieder sinkt. Der Höhepunkt wird in Kalotaszeg und in der südöstlichen Region erreicht, der Tiefpunkt auf der östlichen Seite der Karpaten. In diesem Zusammenhang ist es verständlich, daß die Auswirkungen der industriellen Revolution und des Verbürgerlichungsprozesses unter den Einwohnern der verschiedenen Regionen auf unterschiedliche Weise und in abweichendem Masse zur Geltung kommen. Zum Schluß können wir feststellen, daß im 20. Jahrhundert auch in der bäuerlichen Wohnkultur in Siebenbürgen tiefgreifende Änderungen stattgefunden haben. Die Umwandlung beginnt in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und wird bis zu den 1950-70er Jahren fast überall vollendet. Bezeichnend für den Prozeß ist die Integration durch die Verbürgerlichung und die Aufnahme der Fabrikerzeugnisse und Massenprodukte. Eine tatsächliche Erneuerung vollzieht sich, die mittelalterlichen Traditionen verschwinden endgültig. Ein neuer Wohnkomfort entsteht mit der Verbreitung der geschlossenen Rauchableitung, des Sparherdes und der vielräumigen Häuser. Die Bedingung zur Trennung der verschiedenen Wohnungsfunktionen wurde damit geschaffen. Eine gute Stube und eine Wohnstube, Küche, Kammer, Sommerküche sind bereits vorhanden. Der Grund dafür, daß die Trennung der Funktionen doch nicht restlos verwirklicht wird, ist nicht die Anspruchslosigkeit - wie es viele meinen -, sondern die Tatsache, daß die Grundlage der Lebensweise, die landwirtschaftliche, dörfliche Umgebung wesentlich unverändert bleibt. Wir sind der Meinung, daß z.T. das Erwähnte, z.T. aber eine notgedrungen praktizierte Traditionsbewahrung dazu führte, daß der größere Wohnraum nicht voll ausgenützt wird, daß das Alltagsleben in der Küche und in der Sommerküche abspielt und die Funktion der Wohnstube auf die des Schlafortes und der Speicherung beschränkt wird. Die Benützung des ganzen Hauses verbreitet sich erst in den letzten Jahrzehnten, zusammen mit der Verbreitung des Vollkomforts mit fließendem Wasser und Zentralheizung. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschwinden allmählich die regionalen Unterschiede in der Haus- und Wohnkultur, zusammen mit dem Dahinschwinden der alten Traditionen. Der Prozeß der Vereinheitlichung war auch von der starken Zentralisierungsbestrebung des Staates unterstützt. Heute finden wir nur in wenigen, in den ärmsten und in den auf ihre geschichtliche Kultur stolzen, reicheren Dörfern solche traditionelle Elemente, die sich mit den mehrere Jahrhundert alten schriftlichen Denkmälern noch vergleichen lassen.

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